Mami Staffel 1 – Familienroman. Gisela Reutling
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Название: Mami Staffel 1 – Familienroman

Автор: Gisela Reutling

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mami Staffel

isbn: 9783863775148

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СКАЧАТЬ war eher verdutzt als verärgert, zumal sie spürte, daß sie nur ein paar blaue Flecken abbekommen hatte. Sie schmunzelte, als sie Janus sah, der wie ein reuiger Sünder zurückkam, den Kopf tief gesenkt, als wüßte er genau, daß er sich nicht gut benommen hatte. Das schöne Tier schnaubte dicht über ihrem Kopf, blies ihr seinen warmen Atem über das Gesicht, knabberte sogar an ihren Haaren, als wüßte er nicht, was er tun sollte, um Verzeihung er erlangen.

      »Du bist mir ein guter Freund«, schalt das Mädchen ihn zärtlich. »Kannst von Glück sagen, daß ich auf dem weichen Waldboden gelandet bin. Laß das, Janus, du bist doch kein Hund, der seibert.«

      Sie schob den Kopf zurück und wollte aufstehen, als sie etwas Braunes zwischen den Blättern liegen sah. Sie nahm das Etwas vorsichtig in die Hand und drehte es.

      Es war eine Brieftasche. Dick gefüllt war sie. Die Farbe konnte man nicht mehr erkennen, es war eine Tasche, die oft in die Hand genommen worden war, abgegriffen war sie und unansehnlich von der Zeit geworden. Rührung flog über Marie-Luises Herz. Ganz plötzlich dachte sie an ihren Vater, der sich auch nicht von Dingen, die ihm lieb geworden waren, trennen konnte. Seine Brieftasche sah ähnlich aus, ebenso seine Hüte, seine Geldbörse, ja auch seine Anzüge, wenn nicht Marie-Luises Mutter darauf achtete und auf Ordnung hielt.

      Vorsichtig klappte sie die Brief­tasche auf. Sie war angefüllt mit Geldscheinen und Fotografien. Und hier steckte auch der Personalausweis.

      Noch immer auf dem Boden sitzend, studierte sie ihn. Janus hatte offensichtlich das Gefühl, genug Abbitte geleistet zu haben. Er knabberte zufrieden an den Blättern einer Birke und ließ sich die saftiges Nahrung schmecken.

      Max Gilberg.

      Die Geldscheine zählte sie nicht nach. Aber die Adresse studierte sie genau.

      Weidenweg 11.

      Mit einem Satz sprang Marie-Luise auf die Füße. Sie mußte dem Mann die Brieftasche unbedingt vorbeibringen. Er vermißte sie ganz sicher. Man durfte ihn auf keinen Fall länger warten lassen.

      Sie rieb noch einmal mit schmerzverzogenem Gesicht über ihren verlängerten Rücken und war froh, nichts gebrochen zu haben. Sie schimpfte liebevoll auf Janus. »Willst du wohl die Blätter hängen lassen? Du bist wirklich ein verfressenes Tier. Komm jetzt. Und daß du mir brav bist, sonst wird du von Werner heute abend auf halbe Ration gesetzt.«

      Im flotten Galopp durchquerte sie den Wald, auf der Straße zügelte sie das Pferd zu einer ruhigen Gangart. Janus paßte das nicht, er liebte den weichen Waldboden unter den Hufen. Er mochte es überhaupt nicht wenn die Autos so nahe an ihm vorbeisausten. Aber er muckte nicht auf, seine Herrin brauchte die Zügel gar nicht so streng zu halten.

      Marie-Luise wußte, wo der Weidenweg war. Sie fand auch das Haus sofort und wunderte sich nicht einmal darüber, daß es das Haus eines Kollegen war, der jetzt in Bremen spielte. Er hatte es günstig an einen Werbefachmann verkauft! Wie klein doch die Welt ist, wunderte sie sich, während sie vom Pferd sprang und Janus an einen Baum band. Hier würde er kein Unheil anrichten können. Auf die Straße konnte er nicht, und der Garten verdiente seinen Namen nicht.

      Das Haus sah aus, wie Marie-Luise es in Erinnerung hatte. Strohgedeckt war es, in den Fenstern, die bis zum Boden reichten, spiegelte sich die Sonne.

      Die blaugestrichene Haustür war weit geöffnet. Lärm drang heraus.

      Zögernd ging Marie-Luise über die Schwelle. Mit großen Augen sah sie auf das Durcheinander, das unbeschreiblich war.

      Auf dem honigfarbenen Parkett türmten sich Kartons, Mäntel lagen darüber, eine Bücherkiste war halb ausgepackt.

      Die Türen zu den Zimmern waren weit geöffnet. Als sie zum letzten Mal hier zu Gast gewesen war, hatte sie formschöne, kostbare Möbel bewundert.

      Sie ging dem Lärm nach, der aus der Küche kam.

      »Bring’ den verdammten Hund raus«, brüllte der Mann, der sich mit beiden Händen die Haare raufte, die ihm ohnehin zu Berge standen. »Steht da nicht rum wie die Ölgötzen. Seht euch mal die Schweinerei an. Das ganze Geschirr hat dieser verdammte Hund mit seinem lächerlich langen Schwanz heruntergefegt. Wer soll denn das Durcheinander beseitigen? Ich natürlich. Auf mir bleibt ja alles hängen.«

      Das Durcheinander war grauenhaft. Aber trotzdem flog Marie-Luise ein Lachen an.

      Inmitten der Scherben standen zwei Jungen, die die blonden Köpfe gesenkt hielten, zwischen sie drängte sich ein Bernhardiner, der ebenso schuldbewußt wirkte wie die Kinder.

      Der Hund bemerkte sie zuerst. Er bellte, hob seinen dicken Kopf und sah sie mit seinen Knopfaugen argwöhnisch an.

      »Sie schickt der Himmel«, stöhnte der Mann. Über sein abgespanntes, nervöses Gesicht flog Erleichterung. »So schnell habe ich Ihr Kommen nicht zu hoffen gewagt. Rennen Sie um Himmels willen nicht wieder davon, weil Sie das Durcheinander sehen. Dieser Hund ist genauso mit den Nerven am Ende wie wir alle.«

      Sie hatte die Brieftasche mit einer mechanischen Bewegung auf den Tisch gelegt und lächelte verlegen.

      »Ich…«

      »O nein, bitte nicht, sagen Sie nicht, daß Sie gleich wieder gehen müssen. Der Möbelwagen kam erst gestern abend spät. Und heute morgen ist meine Schwester gestolpert, und ich mußte sie ins Krankenhaus bringen. Natürlich war der verflixte Köter daran schuld.«

      In beide Kinder kam Leben.

      »Stimmt nicht«, riefen sie beide wie aus einem Mund. Ganz entrüstet musterten sie ihren Vater. Marie-Luise schloß die beiden Jungen spontan ins Herz. Beide legten ihre Hand auf den dicken Hundekopf, der aussah, als wußte er genau, daß von ihm die Rede war. »Dagobert hatte sich doch nur vor ihre Tür gelegt, und da ist sie über ihn gestolpert. Wenn sie die Augen aufgemacht hätte, dann hätte sie ihn gesehen. So klein ist er nun wirklich nicht.«

      Bevor der Mann eine giftige Bemerkung machen konnte, nickte Marie-Luise zustimmend.

      »Er ist wirklich nicht zu übersehen. Wenn ihr gestern erst eingezogen seid, muß er sich natürlich noch fremd fühlen.«

      Der Mann strich mit einer nervösen Bewegung über sein Gesicht. Es war ein schmales, markantes Gesicht, mit dem die dunk­len Haare mit den grauen Schläfen gut harmonierten. Als gut aussehend konnte man ihn im Augenblick allerdings nicht bezeichnen. Der Mann schien mit seinen Nerven am Ende zu sein.

      »Ich bin froh, daß Sie Verständnis haben«, beeilte er sich zu sagen. »Ich kann Ihnen zur Begrüßung nicht einmal einen Kaffee anbieten. Die Kaffeemaschine ist noch nicht ausgepackt, und das Geschirr, das wir gestern abend benutzten, liegt auf dem Boden«, setzte er erschöpft hinzu.

      »Dann haben Sie also noch nicht gefrühstückt?«

      »Wir haben Sprudel getrunken und Brötchen gegessen«, beeilten sich die Kinder zu versichern. »Papa mußte ja Tante Pat ins Krankenhaus bringen.«

      Bis zu diesem Augenblick hatte er sie kaum angesehen, er war viel zu sehr mit seinen eigenen Sorgen beschäftigt. Aber ihr Lächeln, das Mitleid und Verständnis verriet, teilte sich ihm auf wohltuende Weise mit. Plötzlich fühlte er sich um vieles besser.

      »Darf ich Ihnen einen Vorschlag machen?« Sie wartete seine Antwort nicht ab. Hinterm Haus steht eine Bank, sie ist sehr bequem, und der Holztisch СКАЧАТЬ