APEX. Ramez Naam
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Название: APEX

Автор: Ramez Naam

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Nexus

isbn: 9783958352988

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СКАЧАТЬ komme in einer Stunde wieder, um die Schüssel zu holen«, sagte der Sanitäter.

      »Nun ja«, sagte Feng und winkte mit seinem funktionierenden Arm großmütig durch den kleinen Raum, »ich nehme an, ich werde solange hierbleiben.« Die Wächter kicherten, als sie den Mann herauseskortierten.

      Seine Augen nahmen jedes kleinste Detail ihres Abgangs auf.

      Kade sollte sich besser beeilen.

      Alte Gewohnheiten ließen sich nur schwer ablegen.

      

      

       15| ZEIT FÜR FAMILIE

      

      Sonntag, 04.11.2040 Sun Liu beobachtete die Fremden dabei, wie sie in sein Zuhause im Mentougou Distrikt Pekings einmarschierten. Es war sein privater Rückzugsort gewesen.

      Ich war der Minister für Wissenschaft und Technologie, sagte Sun Liu zu sich selbst. Ich hatte einen Sitz im Ständigen Komitee des Politbüros. Ich war der Leiter der Progressiven. Ich war der drittmächtigste Mann in China. Ich hätte Parteivorstand und Präsident werden können. Ich hätte die Nummer Eins sein können.

      Aber das alles war gestern gewesen.

      Der Crash von Schanghai hatte alles verändert. Wenn eine Cyberattacke, wie man sie niemals zuvor gesehen hatte, in der Stadt einschlug, ausgeklügelte Systeme knackte und Überwachungsdrohnen zu Tausenden vom Himmel fallen ließ, wenn Kraftwerke zu Klumpen verschmolzen, die Nahrungsmittel- und Wasserversorgung zum Stillstand kam und alle Pumpen lahm lagen, die Schanghai vor Überflutungen schützen sollten … nun, dann war das eigentlich schon genug, um eine Massenpanik auszulösen.

      Aber als dann Beweismittel gefunden wurden, die eine mögliche Verbindung zu Su-Yong Shu andeuteten, dem digitalen Mastermind des Quantencomputing, dessen Erschaffung und fortgeführte Existenz er unterstützt hatte?

      Das war genug gewesen, um das Fass zum überlaufen zu bringen.

      Es war genug gewesen, um den bereits lange andauernden Konflikt zwischen seiner progressiven Partei und den Konservativen zum Ausbruch zu bringen. Genug, um die Generäle zu überzeugen, dass die Risiken der fortschrittlichen Technologie klar auf der Hand lagen. Genug, um sie ihre politische Neutralität ablegen zu lassen und ihre Unterstützung komplett den Reaktionären zuzusichern und sich dafür einzusetzen, dass jeglicher Fortschritt im Namen der Sicherheit ausgebremst wurde.

      Und jetzt sollten er und seine Verbündeten eliminiert werden.

      Er schürzte die Lippen. Sie gaben Su-Yong Shu die Schuld. Chen Pangs geisteskranker, toter Frau.

      Er hingegen gab Bo Jintao die Schuld. Dem Leiter der Konservativen. Dem neuen Premierminister Chinas. Bo Jintao hatte diese Fremden heute Abend in Sun Lius Zuhause einmarschieren lassen. Die Fotografen. Die »Journalisten«, die die Propaganda schürten, die Bo sie schüren lassen wollte.

      Um ihn zu demütigen.

      »Sun Liu!«, rief Bo Jintao, während er die Lobby von Suns Anwesen betrat. Seine Arme waren weit geöffnet, als wäre er ein alter Freund, der zu Besuch gekommen war.

      »Premierminister Bo!«, sagte Sun Liu, so wie es das Drehbuch wollte. Die Worte schmeckten wie Asche in seinem Mund.

      Sie umarmten sich. Die Scheinwerfer leuchteten auf. Sun spielte seine Rolle, lehnte Bos Anfrage ab, zurück in den Beamtenstand zu gehen. Er sagte immer und immer wieder wie müde er war, wie sehr er sich danach sehnte, Zeit mit seiner Familie zu verbringen.

      Videokameras beschrieben ihre Speicherkarten mit diesen Daten.

      Er musste sich nun zwischen Demütigung oder Haft entscheiden. Haft für ihn, seine Frau, seine Kinder und seine kränkliche Mutter.

      Was hatte er denn schon für eine Wahl?

      Später, nachdem die Fotografen und Filmleute gegangen waren, hoffte Sun Liu, dass Bo Jintao auch gehen würde.

      Doch stattdessen sprach sein Rivale Sun Lius Urteil aus. »Sie werden in Ihr Ferienhaus auf der Hainan Insel ziehen«, sagte Bo Jintao. »Es wurde schon alles arrangiert. Sie werden sich dort wohlfühlen, aber die Welt wird in der nächsten Zeit nicht mehr viel von Ihnen sehen.«

      Sun Liu starrte den Mann an. Mit einem tiefen Loch, da wo vorher sein Herz gewesen war.

      »Was ist mit meiner Familie?«, fragte er.

      »Ihre Frau und Ihre Mutter werden mit Ihnen gehen«, sagte Bo Jintao. »Ihre Kinder werden in Peking bleiben. Bei Familien höchster Klasse.«

      »Als Geiseln.«

      Bo winkte ab: »Als Gäste.«

      Sun Liu kochte fast über vor Wut.

      »Sie sind ein Monster, Bo«, fauchte er.

      Bo Jintau kniff seine Augen zusammen. »Ihre Kinder bleiben unversehrt, solange Sie sich benehmen.«

      »Sie sind ein Verbrecher«, platzte Sun Liu heraus. Er konnte sich nicht mehr beherrschen. »Ich habe immer gedacht, dass Sie an etwas glauben würden. Aber jetzt sehe ich, dass das Einzige, woran Sie glauben, Macht ist.«

      Bo Jintao richtete seinen Kopf auf und schaute neugierig zurück zu Sun Liu. »Sie denken, hier geht es um mich?« Er blinzelte. »Es geht hier um Sie

      Sun Liu stemmte seine Fäuste in die Hüften. »Ich weiß, worum es hier geht. Worum es schon immer gegangen ist.«

      »Sie verstehen es immer noch nicht«, sagte Bo Jintao und schüttelte den Kopf. »Schanghai ist zusammengebrochen. Die ganze Stadt. Und wir können immer noch nicht das posthumane Etwas finden, das das verursacht hat.« Er richtete seinen Finger auf Sun Liu. »Und Sie und Ihre Partei haben seit zehn Jahren versucht, die Restriktionen zu lockern, die dazu da waren, so etwas wie in Schanghai abzuwenden!« Er spreizte seine Arme zu einem weiten Bogen. »Wie lange wird es wohl noch dauern, bis wir Guangzhou verlieren? Oder Peking? Wie lange, bis eine Biowaffenattacke oder sogar Schlimmeres auf uns zukommt, hm?«

      Sun Lius Gesicht war ganz heiß. »Das haben Sie nicht zu entscheiden. Wir verfügen über einen Rechtsgrundsatz! Wir folgen einem Prozess! Das Ständige Komitee wird alle fünf Jahre gewählt. Es verbleiben noch zwei Jahre. Sie verstoßen gegen das Gesetz und die Verfassung und das wissen Sie.«

      Bo Jintao schürzte seine Lippen. »Ich verstoße lieber gegen die Regeln und rette mein Land, als dass ich das Gegenteil tue.«

      »Ich will mit Bao Zhuang sprechen«, sagte Sun Liu. »Er ist immer noch der Präsident, nicht Sie

      Bo Jintao seufzte auf. »Bao Zhuang ist nur auf dem Papier Präsident. Das Militär befand ihn als zu schwach in der Urteilsfindung. Deswegen habe ich nun die Leitung.«

      Sun Lius Rage erreichte ihren Gipfel. »Das wird niemals funktionieren. Es ist für jeden offensichtlich, dass es sich hier um einen Putsch handelt!« Er war selbst von der Leidenschaft in seiner Stimme СКАЧАТЬ