Название: Der Sohn des Apothekers
Автор: Ulrich Hefner
Издательство: Автор
Жанр: Триллеры
isbn: 9783839265260
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»Ich werde ein Auge auf ihn haben«, entgegnete Oberkommissar Klein.
*
Hanna Kowalski saß alleine am langgestreckten Tisch, der Platz für gut zwölf Personen gehabt hätte, und hatte einen Laptop auf ihrem Schoß. Als Trevisan den Raum betrat, schaute sie nur kurz auf.
»Wo ist Lisa?«, fragte Trevisan.
»Teufelchen hat sie zu sich bestellt«, antwortete Hanna. »Es geht da um irgendwelche Plakate.«
Trevisan nickte und zog sich einen Stuhl heran. »Was hältst du von der Sache?«
Hanna klappte den Computer zu und platzierte ihn vor sich auf dem Tisch. »Das ist eine ganz schön verworrene Geschichte. – Ich habe gesehen, ihr habt das meiste schon in das Spuran-Programm eingearbeitet.«
»Wir waren eben fleißig«
»Und die Plakate?«
Trevisan räusperte sich. »Wir legen neue Fahndungsplakate auf und stellen gezielte Fragen zu dem Fall. Vielleicht erinnert sich noch jemand an die Sache und hat irgendeinen ungewöhnlichen Vorgang beobachtet.«
»Das ist aber schon drei Jahre her«, gab Hanna zu bedenken.
»Trotzdem«, konterte Trevisan. »Es gibt Zeugen, die sich erst nach einigen Jahren melden, weil sie kurz nach der Tat denken, ihre Beobachtungen wären nicht so wichtig. Aber wenn man noch mal an sie herantritt, dann sprudelt es manchmal nur so aus ihnen heraus. Vielleicht haben wir ja Glück und es ist etwas Verwertbares dabei.«
»Du warst in Wilhelmshaven beim FK 1, habe ich gehört.« Hanna musterte Trevisan von oben bis unten.
»Am Ende war ich Leiter des FK 1, stimmt.«
»Es wird erzählt, dass Verbrecher deine Tochter entführt hätten und umbringen wollten«, hakte Hanna nach.
»Ja, auch das ist richtig, wir konnten sie in letzter Sekunde retten. Ein halbes Jahr später ist meine Tochter zusammengebrochen und auch mich hat es erwischt, Burnout nennt man das.«
»Deine Tochter ist in Langenhagen?«
»In einer Außenstelle für PTBS-Erkrankte, aber sie macht sehr gute Fortschritte. Zurzeit ist sie in Irland. Und du bist alleinerziehend und hast einen Sohn?«
Hanna nickte. »Aha, ich sehe, auch du hast deine Hausaufgaben gemacht. Ja, mein Sohn ist sechzehn, ein schwieriges Alter.«
»Meine Tochter ist im gleichen Alter, das ist nicht immer einfach. Aber lass uns nun wieder auf den Fall zurückkommen. Man lernt sich am besten kennen, wenn man miteinander arbeitet. Du warst schon im Ermittlungsdienst, habe ich gehört.«
»Sieben Jahre bei der Sitte in Oldenburg, das hat gereicht. Der Job hier ist weitaus angenehmer. Smisek hat uns immer als Zuarbeiter bezeichnet.«
»Diesmal ist das anders, diesmal führen wir die Ermittlungen. Deswegen musst du mir sagen, ob du die Möglichkeit hast, dich zu Hause für ein paar Tage oder Wochen auszuklinken. Es sollte jemand nach Flensburg fahren, um mit den Kollegen dort über Tanja Sommerlath zu reden, und dabei dachte ich an dich.«
Hanna zupfte ihre langen Haare zurecht. »Max ist die nächsten Tage auf einer Studienreise mit seiner Klasse.«
»Das trifft sich gut«, sagte Trevisan. »Dann fährst du mit Lisa nach Flensburg und nach Kopenhagen und ich schaue mich am Steinhuder Meer um.«
Noch bevor Hanna antworten konnte, wurde die Tür aufgestoßen und Oberrat Engel betrat den Raum. Lisa war in seiner Begleitung, sie schaute geknickt drein.
»Kollege Trevisan, können wir uns einmal kurz unterhalten?«, fragte Engel mit leicht unterwürfigem Ton. »Unter vier Augen.«
»Wenn es um den Fall geht, dann sollten alle zuhören, die es betrifft.« Trevisan drückte Hanna, die sich erheben wollte, an den Schultern auf ihren Stuhl zurück.
Engel schaute ihn an und erkannte offenbar, dass er wohl keine andere Möglichkeit hatte, wollte er sein Anliegen vorbringen.
»Kollege Trevisan«, holte der Oberrat förmlich aus. »Ihre etwas unorthodoxe Art, an die Dinge heranzugehen, wirkt ein klein wenig befremdend auf mich. Wissen Sie, die Sache mit den Fahndungsplakaten und den Pressemitteilungen hätten Sie mit mir absprechen müssen. Ich denke, als Leiter …«
»Herr Engel«, fiel ihm Trevisan ins Wort. »Sie haben mir diesen Fall übertragen und, wenn ich mich noch richtig erinnere, freie Hand gegeben. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann sollen wir die Tat aufklären und nicht verwalten. Aber wenn Sie glauben, dass Sie die Ermittlungen vor Ort leiten sollten, dann ist es mir auch recht. Mit Flensburg und Kopenhagen ist alles abgesprochen, Sie müssen nur noch fahren. Man erwartet Sie dort.«
»Nein, ich dachte … So meine ich das nicht … Ich«, stammelte Engel.
»Ich hörte schon«, unterbrach ihn Trevisan, »dass Kollege Smisek eine andere Auffassung von Ermittlungsarbeit in dieser Abteilung hatte, als ich sie habe. Ich bin gewohnt, die Dinge offensiv anzugehen. Aber wenn dies nicht gewünscht ist – die Akten stehen in meinem Büro, ich bringe sie Ihnen gerne wieder zurück.«
Engel wirkte verwirrt. Abwehrend hob er die Hände. »Nein, nein, ich bin froh, dass Sie … Aber Sie hätten mir nur kurz Bescheid geben sollen.«
Trevisan schnappte sich den Laptop von Hannas Schoß und stellte ihn vor dem Kriminaloberrat auf den Tisch. »Sie kennen doch sicher das Programm, es wurde im letzten Jahr flächendeckend für die Ermittlungsdienste eingeführt.«
Engel wurde noch unsicherer und zuckte mit der Schulter.
»Es heißt Spuran und ist sehr nützlich, das ist die Abkürzung von Spuren- und Analyse-Programm. Darin wird alles erfasst, was mit dem Fall zu tun hat. Es hat ein Schlagwortverzeichnis für eine gezielte Suche und ist außerdem sehr übersichtlich.«
»Ich verstehe nicht«, gab Engel kleinlaut von sich.
»Sehen Sie, es gibt ein Register hier oben«, Trevisan zeigte auf den Bildschirm. »Unter der Rubrik Maßnahme können Sie alles sehen, was läuft. Und wenn Sie auf Ergebniskontrolle klicken, dann sehen Sie auf einen Blick, wie weit unsere Ermittlungen gediehen sind und welchen Erfolg einzelne Überprüfungen hatten. Hier sind die Plakat-Aktion und die Pressemitteilung vermerkt, Sie hätten also nur schauen müssen.«
»Ja«, seufzte Engel, »ja, gut. Und wo finde ich das?«
»Die ganze Abteilung wurde von der DV-Abteilung zum Zugriff ermächtigt. Geben Sie einfach im Programm Radwandern in die Suchmaske ein und schon sind Sie drinnen.«
Engel wirkte in die Enge getrieben. Diese Art der Unterhaltung schien er nicht gewohnt. Aber Trevisan wollte ein für alle Mal für klare Verhältnisse sorgen.
Zögernd richtete Engel sich auf. »Gut, gut, dann machen Sie weiter«, lenkte er schließlich ein und wandte sich um.
»Ich habe also freie СКАЧАТЬ