Das Leichenpuzzle von Anhalt. Bernd Kaufholz
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Leichenpuzzle von Anhalt - Bernd Kaufholz страница 3

Название: Das Leichenpuzzle von Anhalt

Автор: Bernd Kaufholz

Издательство: Автор

Жанр: Юриспруденция, право

Серия:

isbn: 9783963112850

isbn:

СКАЧАТЬ Waffenabgabe an das Kriminalamt Halle weitergegeben. Der darin enthaltene Bericht deutet allerdings nicht grade auf saubere Arbeit der ermittelnden Organe hin. Im Aktenvermerk wird vom »21. Februar« gesprochen und davon, dass »die beiden Waffen durch Ernst und Erich Priest in Naumburg bei der Amtsanwaltschaft« abgegeben wurden. Und obwohl der Amtsanwaltschaft bekannt ist, dass »Waffensachen reine Angelegenheit der zuständigen Operativgruppe oder der Kriminalpolizei sind, wurden die Waffen ohne Vernehmungsverhandlung hinterlegt.«

      Patronenhülse und Geschoss vom Kaliber 7,65 mm

      Laut Bericht handelt es sich bei den Pistolen um eine » ›08‹ mit Magazin und sechs Schuss Munition sowie einen angerosteten ›Browning‹ mit Magazin und zwei Schuss Munition«.

      Es wird weiterhin hervorgehoben, dass die Beamten der Kriminaldienststelle Kölleda aufgrund der Informationen durch die Ortspolizisten in Camburg angewiesen wurden, Ernst und Erich Priest »sofort festzunehmen« und nach Kölleda zu überführen. Die Waffen wurden an die Kriminalobersekretäre Anders und Meister übergeben und umgehend nach Kölleda gebracht. Außerdem schaltete sich nun auch das Landeskriminalamt Halle mit der Forderung ein, alle Ermittlungsergebnisse unverzüglich an die Abteilung K7 des LKA weiterzuleiten.

      Ein Kurier brachte die Fotos des gesuchten Polizistenmörders und seiner Brüder nach Halle. Alle drei Geschwister wurden zur Fahndung ausgeschrieben.

      Nachdem sie erfahren hatten, dass die Polizei nach ihnen sucht, stellten sich Erich und Ernst Priest am 22. Februar freiwillig in Camberg und wurden in Untersuchungshaft nach Kölleda überführt.

      Während eines Verhörs am 24. Februar schildert der 47-jährige Ernst, der 1927 wegen Wilddieberei und Totschlags in Torgau zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt worden war, wie er den 18. Februar verbracht hat. Er sei mit seinem Bruder Bruno verabredet gewesen. »Wir wollten am Nachmittag nach Nebra fahren, um dort von einer Farm Fuchsfleisch zu holen. Ich habe dann meinen Bruder Erich gefragt, ob er Lust hätte, mitzukommen und unsere Verwandten in Nebra zu besuchen.

      Um 16 Uhr fuhren wir los. Im Gasthaus von Steinbach tranken wir einen Kaffee und anschließend ging es weiter nach Bad Bibra. Dort wollte ich einen Koffer voll Rolltabak verarbeiten lassen.« Doch die Tabakschneiderei sei geschlossen worden. Nachdem er und seine Brüder eine Zeitlang vergeblich nach einer anderen Möglichkeit gesucht hätten, den Tabak schneiden zu lassen, seien sie nach Nebra weitergefahren. »Dort verbrachten wir den Tag mit unseren Geschwistern.«

      Gegen 23.15 Uhr seien sie in Nebra abgefahren. »Wir wollten in Bad Bibra nochmal versuchen, einen Tabakschneider zu finden. Wir stellten den Wagen auf einer Straße mit Gefälle ab, weil die Batterie schwach war, und das Auto schlecht ansprang. Ich ging dann mit Erich in die Marktstraße und klopfte beim Tabakschneider an. Aber der hat nicht aufgemacht, und wir gingen zurück zum Auto.« Doch das habe nicht mehr dort gestanden, wo es abgestellt worden war. »Wir haben es gesucht und wussten nicht, warum Bruno weggefahren ist.«

      »Aber Sie beide haben die Zeit noch genutzt, um in den Friseurladen in der Marktstraße 19 einzubrechen«, äußert der Kriminalsekretär, der den Arbeiter verhört, einen Verdacht. »Schließlich ist Ihr Bruder Erich ja Friseur und konnte die gestohlene Haarschneidemaschine, die acht Schneideköpfe und die drei Rasiermesser sowie die Effilierschere sicherlich gut gebrauchen? Außerdem waren Sie doch in der Tatnacht zumindest in unmittelbarer Nähe des Geschäftes.«

      Doch der Verhörte streitet den Einbruch vehement ab: »Ich kann nur sagen, dass alles so gewesen ist, wie ich es gesagt habe.« Er habe auch nicht gewusst, dass Bruno eine Pistole dabeihatte.

      »Nachdem wir das Auto eine ganze Weile gesucht haben, gingen wir wieder zu dem Platz, wo es gestanden hatte. Da kam Bruno angerast und bremste scharf neben uns ab.« Er habe gerufen: »Schnell, schnell! Wir müssen fort. Ich habe einen Zusammenstoß mit der Polizei gehabt!« Auf der Fahrt in Richtung Steinbach habe der Bruder nur »unzusammenhängendes Zeug« geredet. Er sei von einem Polizisten geschlagen worden. Brunos Gesicht war mit Blut beschmiert und auf der rechten Seite aufgekratzt. Seine Unterlippe war aufgerissen. Kurz vor Camburg habe Bruno dann gesagt, dass er zwei Pistolen dabeihätte und schnell nach Hause fahren müsse, um sich umzuziehen. »Er gab dann auch zu, dass er bei einem Handgemenge ›blindlings um sich geschossen‹ hat. Er hat ›Warnschüsse‹ abgegeben und dabei wohl einen Polizisten getroffen.«

      Bruno habe behauptet, man beschuldige ihn, auf Schieberware aus Steinbach zu warten. »Ich wurde mit der Pistole bedroht.« Auch vom Diebstahl der Dienstwaffe von Bruno Ragnitz habe er berichtet.

      Beim Umziehen in der Wohnung habe Ernst Priest seinen Bruder aufgefordert, ihm die Pistolen zu geben. »Doch der wollte nicht.«

      Dann schildert er den weiteren Verlauf der Tatnacht: »Wir waren dann noch bei unserem Bruder Erich. Von Dornburg fuhren wir mit dem Zug um 5 Uhr bis Saalfeld. Bruno wollte von dort bei Sonneberg über die Zonengrenze.« Bevor sich die Wege trennten, habe Bruno ihnen doch noch die Pistolen übergeben.

      Der Kriminalsekretär hakt misstrauisch nach: »Es ist nicht besonders glaubwürdig, dass ein Mörder, der zum Äußersten entschlossen ist, seine Waffe aus der Hand gibt, sozusagen sein Verteidigungsmittel. Es handelt sich bei den Pistolen doch bestimmt um Ihre eigne Waffe und die Pistole Ihres Bruders Erich?«

      Ernst Priest streitet auch diesen Vorwurf ab.

      Am 21. Februar seien er und Erich nach Naumburg gefahren, um die Pistolen abzugeben. »Um 7.30 Uhr waren wir beim Rechtsanwalt Dr. Schnell. Der erklärte uns, dass es sich um einen ›schwierigen Fall‹ handelt.« Mit dem Bürovorsteher der Kanzlei seien sie dann zur Amtsanwaltschaft gegangen. Dort hätten sie die Pistolen gegen Quittung hinterlegt.

      Auch Erich Priest wird in der Kreispolizeidienststelle Kölleda verhört. Wie sein Bruder sitzt er dort in Untersuchungshaft. Er schildert den Ablauf des Tattages wie Ernst und sagt ebenfalls aus, Bruno sei »ziemlich aufgeregt gewesen«, als sie in Bad Bibra wieder zu ihm ins Auto gestiegen seien. Der Bruder habe von einem »Handgemenge« und von Schüssen auf Polizisten gesprochen. Auch Erich war das Blut aufgefallen, mit dem Bruno »besudelt« war. Das Geschehen an den folgenden Tagen schildert er ebenfalls so wie sein Bruder Ernst. Er fügt allerdings an, er und Ernst hätten vergeblich versucht, Bruno zu überzeugen, mit zur Polizei zu kommen. »Und ihn mit Gewalt zur Polizei zu schleifen, das brachten wir nicht übers Herz. Er ist doch unser Bruder.«

      Der Täter in Wehrmachtsuniform

      Der Mord an Oberwachtmeister Jöck zieht Kreise. Im Zuge der Ermittlungen findet die Polizei bei Verwandten des Täters Zucker und Soda – sogenannte schwarze Ware, die Mitglieder der Priest-Familie versteckt haben. Brisant ist eine Aussage von einem Mann aus Altenrode im Kreis Querfurt, der behauptet, er habe gehört, dass der gesuchte Polizistenmörder damit geprahlt haben soll, auch schon »einen Angehörigen der Roten Armee erschossen« zu haben. Die Abteilung 5 des Kriminalamtes in Halle geht dieser Aussage nach. Doch der 25 Jahre alte Maurer aus Nebra streitet beim Zeugenverhör am 28. Februar in der Kriminaldienststelle Kölleda ab, jemals solch eine Bemerkung gemacht zu haben. Er kenne die Gebrüder Priest viel zu wenig, um so etwas behaupten zu können. Auch, dass er erzählt haben soll, die Brüder hätten Zucker gestohlen, könne er nicht bestätigen. »Ich habe nichts Derartiges herumerzählt.«

      Bei einer weiteren Vernehmung von Erich Priest Ende Februar versucht der Kriminalobersekretär herauszufinden, wohin sich der gesuchte Mörder abgesetzt haben könnte. »Wir haben keine Verwandten in den Westzonen«, beteuert der Friseur. »Nur unsere Schwester Martha in Bremen.« Allerdings sei Bruno während der Zeit beim Reichsarbeitsdienst in einem СКАЧАТЬ