Tausendfache Vergeltung. Frank Ebert
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Tausendfache Vergeltung - Frank Ebert страница 14

Название: Tausendfache Vergeltung

Автор: Frank Ebert

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

Серия:

isbn: 9783957163127

isbn:

СКАЧАТЬ Rang eines Generals innehatte. Er berichtete ebenso temperamentvoll wie gestenreich von seiner kinderreichen Familie, die zum großen Teil in den Staaten lebte. Al und Jung Sook beendeten das Gespräch mit einigen höflichen Floskeln.

      Einige Journalisten, die er im Pressezentrum kennengelernt hatte, gesellten sich zu Al. Sie unterhielten sich eine Weile. Al sah noch immer vereinzelt neue Gäste ankommen. Die Schlange vor der Tür hatte sich auf wenige Personen reduziert. Andere Gäste schickten sich bereits wieder an, sich vom Botschafter, der immer noch am Eingang stand, zu verabschieden und das Residenzgebäude zu verlassen.

      Verstohlen blickte Al auf seine Uhr.

      „Ich schlage vor, nicht mehr allzu lange zu bleiben. Wollen wir nicht den angebrochenen Abend irgendwo in Ruhe ausklingen lassen?“

      „Glänzende Idee“, meinte Jung Sook.

      „Bist du’s nun oder bist du’s nicht?“

      Der Mann, der in der maßgeschneiderten, eleganten Galauniform eines Fregattenkapitäns der US-Navy auf Al zugetreten war, baute sich vor ihm auf. In seinem abgewinkelten linken Arm hielt er einen halb gefüllten Sektkelch vor der Brust. Verdutzt blickte Al auf die Reihe militärischer Auszeichnungen und das Namensschild. „R. Meyers“ stand schlicht in weißen Buchstaben auf dem schwarzen Täfelchen.

      „Ich weiß nicht, ob wir uns kennen“, zögerte Al, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen.

      Der Mann kam ihm zwar bekannt vor, aber in der Überraschung des Moments wusste er nicht, wo er ihn unterzubringen hatte.

      „Al – Albert Ventura, natürlich, du bist es! Wie kommst du denn hierher?“, setzte der Offizier nach.

      „Raymond! Verdammt noch mal, das darf doch nicht wahr sein – Raymond, alter Haudegen … Unglaublich ist das“, freute sich Al. „Na, früher hattest du ein paar Haare mehr auf dem Kopf – Entschuldigung, Jung Sook, das ist Fregattenkapitän Raymond Meyers, US-Navy, und das ist Frau Professor Kang.“

      Al hatte sich wieder gefangen. Dennoch war seine Freude, den alten Kameraden wiederzusehen, deutlich spürbar.

      „Hallo, Madame, bin sehr erfreut, Sie kennenzulernen“, strich Raymond charmant heraus.

      Jung Sook dankte mit einer leichten Verbeugung ihres Kopfes, während der sie ihre Augen für einen Moment sanft schloss.

      „Weißt du, Jung Sook, Raymond und ich gingen damals gemeinsam zur Marine, mit all den Illusionen, die man nur haben kann, wenn man Berufsoffizier werden will. Wir waren während unserer gesamten Ausbildung zusammen. Fast alle Lehrgänge haben wir gemeinsam besucht“, erklärte Al.

      „Und wir wurden am selben Tag zum Leutnant befördert“, fügte Raymond mit erhobenem Zeigefinger hinzu.

      „Ja, dann kam Raymond auf einen Minensucher und ich übernahm ein Landungsboot. Wir sind uns ab und zu begegnet, das letzte Mal … ich glaube, das war bei dem Crewtreffen in Santa Monica.“

      „Stimmt genau, ist aber mindestens zehn, zwölf Jährchen her.“

      Eine der adretten Bedienungen zwängte sich zwischen ihnen durch.

      „Sag mal, Al, bist du auf Besuch hier, oder was treibt dich in die US-Botschaft?“, fuhr Raymond fort.

      „Ich arbeite für die Los Angeles News – in unserer Seouler Redaktion. Seit Neuestem.“

      Er überreichte Raymond seine Visitenkarte.

      „Natürlich, du hast ja damals die Uniform an den Nagel gehängt – bist Journalist geworden. Der Flottenskandal, ich erinnere mich …“, winkte Raymond ab.

      „Und was machst du hier?“

      „Ja, weißt du …“ Raymond zupfte Al am Ärmel und flüsterte ihm etwas ins Ohr.

      „Eine glänzende Idee! Darauf trinken wir.“

      Al prostete ihm zu. Die Runde erhob ihre Gläser. Raymond entschuldigte sich mit einer knappen Verbeugung.

      „Ist ja ein netter Kerl, sehr sympathisch“, himmelte Jung Sook hinterher.

      „Der alte Raymond, wer hätte das gedacht …“

      „Was macht er eigentlich hier bei der Botschaft?“

      „Ich erkläre es dir später. Er fragte mich soeben, ob wir uns nach dem Empfang irgendwo treffen wollen. Ich denke, du hast nichts dagegen. Wenn man nach so langer Zeit einen alten Freund wiedersieht … Wir sollten den Abend schön ausklingen lassen.“

      „Nicht lieber zu zweit?“

      Aus ihren bittenden Worten klang verhaltene Enttäuschung.

      „Ja doch, gewiss. Es braucht ja nicht so spät zu werden. Raymond muss noch ein paar Minuten hierbleiben. Wir beide könnten ja schon vorausfahren.“

      „Und wohin?“

      „Wir haben uns im Pressezentrum verabredet. Im Club der Auslandskorrespondenten sind wir ungestört.“

      „Muss das wirklich sein?“, fragte Jung Sook unwillig.

      „Es wird dir gefallen.“

       8 Seoul, Korea Press Center

      Es war kühl geworden. Eine sternenklare Nacht kündigte den bevorstehenden Herbst an. Jung Sook hatte ihren Mantel für die wenigen Schritte zu Al’s Wagen nur über ihre Schultern gehängt.

      „Was macht er nun, dein Freund?“, fragte sie Al ungeduldig, als sie losfuhren.

      „Scheint dich ja sehr zu interessieren“, gab Al gereizt zurück.

      „Zugegeben, so eine Navy-Uniform sieht schon toll aus. Hättest mich mal sehen sollen …“

      Jung Sook warf ihrem Chauffeur einen missmutigen Blick zu.

      „Lenk nicht ab, Al.“

      „Das konnte ich dir vorhin nicht sagen, vor allen Leuten. Er ist nur dem Rang nach Fregattenkapitän. Mit Marine hat er nichts mehr zu tun. Mir hat er anvertraut, dass er hier für die CIA arbeitet.“

      „Den amerikanischen Geheimdienst?“

      „So ist es. Was meinst du, wie viele Mitarbeiter von Geheimdiensten heute Abend da drin sind?“

      Al deutete mit einer Hand auf das Botschaftsgebäude zurück. „Keine Ahnung. Ich dachte, das seien alles wichtige Menschen, Diplomaten und so …“

      „Sind es auch. Vordergründig geht es den meisten nur um das Sehen und um das Gesehenwerden. Anderen bietet so ein beeindruckender Empfang die Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen, zu beobachten, wer mit wem spricht, das eine oder andere Wort aufzuschnappen …“

      „Verstehe. Das ist also alles bloß eine gigantische Show, bei der jeder seine Rolle zu spielen hat. Die eleganten Gewänder, Roben und Uniformen bilden die Staffage und zeigen die Hackordnung an“, staunte Jung Sook.

СКАЧАТЬ