Название: Die Charismatische Bewegung 1
Автор: Michael Kotsch
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783869549583
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14. 2Kor 1,11: „… wobei auch ihr durch das Gebet für uns mitwirkt, damit von vielen Personen für das uns verliehene Gnadengeschenk gedankt werde, durch viele für uns.” Paulus hebt das Engagement der Korinther hervor, die durch ihre Fürbitte dazu beitragen, dass noch viele Menschen in den Genuss der Gnadengabe kommen, die der Apostel von Gott erhalten hat. Der Text macht deutlich, dass es sich hier um ein Charisma handelt, das dem Paulus zum Wohl anderer Menschen anvertraut wurde. Dabei könnte es sich um sein Leitungsamt als Apostel handeln, auch aber um seine Gabe als Evangelist, Lehrer und Seelsorger. Außerdem könnte es sich um den Inhalt des Evangeliums handeln, das Paulus anvertraut wurde, um es den Heiden nahe zubringen (vgl. 2Kor 1,8-11).
15. 1Tim 4,14: „Vernachlässige nicht die Gnadengabe in dir, die dir gegeben worden ist durch Weissagung mit Handauflegung der Ältestenschaft!” Hier bezieht sich Paulus auf eine individuelle Gnadengabe, die Timotheus unter Handauflegung erhalten hatte. Schon vorher erinnert Paulus seinen Mitarbeiter daran, dass er dazu berufen ist, das Evangelium von der Vergebung der Sünden zu predigen. Diese Berufung beruht unter anderem auf göttlicher Prophetie. Dann ermutigt ihn Paulus, Älteste einzusetzen (1Tim 3,1-7), andere Christen zu lehren (1Tim 4, 6.13.16) und sich nicht aufgrund seines geringen Alters einschüchtern zu lassen (1Tim 4,11). Demnach ist das Charisma des Timotheus höchstwahrscheinlich seine Lehr- und Leitungsfunktion in der Gemeinde.
16. 2Tim 1,6: „Um dieser Ursache willen erinnere ich dich, die Gnadengabe Gottes anzufachen, die in dir durch das Auflegen meiner Hände ist.” Aufgrund äußerer Angriffe und persönlichem Leid (2Tim 1,4; 15; 2,1-3) scheint Timotheus erneut an seiner Berufung als Lehrer und Leiter der Gemeinden zu zweifeln. Paulus erinnert ihn wiederum daran, dass diese Aufgabe nicht nur auf seine Berufswahl, sondern auf das Charisma Gottes zurückgeht (2Tim 1,6f; 9, 13f; 2,8f).
17. 1Petr 4,10: „Wie jeder eine Gnadengabe empfangen hat, so dient damit einander als gute Verwalter der verschiedenartigen Gnade Gottes!” Im folgenden Vers (1Petr 4,11) zählt Petrus einige Charismata auf, mit denen die Christen sich gegenseitig helfen sollen: Predigt, Dienst, Diakonie. Auch in den Versen 7-9 beschreibt er das korrekte Verhalten gemäß der Gnadengaben Gottes: Gebet, Liebe, Gastfreundschaft.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, Charismata (Geistesgaben) im neutestamentlichen Sinn sind: Der Name Gottes, die himmlische Herrlichkeit, die Vergebung der Sünden, das ewige Leben, Geistlicher Austausch, die Erwählung, die Berufung, Prophetie/Weissagung, Dienst, Lehre, Ermahnung, Geben, Leitung, Barmherzigkeit üben, Liebe, Geduld, Treue, Reden der Weisheit, Reden der Erkenntnis, geistliches Reden, Seelsorge, Glauben, Heilen, Geister unterscheiden, Zungenrede/Sprachenrede, Auslegung der Sprachenrede, Wunder, verschiedene Ämter: Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer.
Einige der hier aufgezählten Charismata werden andernorts auch als „Früchte des Geistes” bezeichnet (Gal 5,22f; Eph 5,9; Kol 3,12): Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit, Gerechtigkeit, Wahrheit, Demut und Milde. Auch diese Eigenschaften gehen auf ein Wirken des heiligen Geistes und ein Geschenk Gottes zurück, sind in diesem Sinne also ebenfalls Charismata.
Natürlich ist mit diesen Stellen nicht alles genannt, was Gott dem Menschen schenkt, denn letztlich kann in der Bibel fast alles als Gabe Gottes angesehen werden. Charismata werden im Neuen Testament auch „Gaben / Geschenke” (doma, Lk 11,13; Eph 4,8.11f / dosis, Jak 1,17f / dorea = unverdientes Geschenk, Apg 11,17; Röm 5,15.17)6, „geistliche Dinge” (pneumatica = vom Geist bewirktes Handeln im Gegensatz zu seelischen oder fleischlichen Verhaltensweisen, 1Kor 2,13ff; 3,1; 12,1; 14,1)7, „Zeichen / Manifestationen” (phaneroseis = Offenbarung bzw. Bekanntmachung des Heiligen Geistes, 1Kor 12,7; 2Kor 4,2)8, Wirkungen/Eingreifen (energemata = wirksame Kraft, Auswirkung des Heiligen Geistes, 1Kor 12,6.10)9 und Dienste (diakoniai = karitative Aufgabe oder Leitungsaufgabe in der Gemeinde, 1Kor 12,5; Kol 4,17; 1Tim 1,12; 1Petr 4,10)10 genannt. Selbst der Heilige Geist ist ein Geschenk Gottes für die Gläubigen (Apg 2,38; 10,45; 11,17). Gaben Gottes können auch materielle Segnungen oder ein langes Leben sein (Pred 2,24; 3,13; 5,18).
Außerdem werden die einzelnen oben genannten Begabungen in anderen Bibeltexten noch näher erläutert. Trotz dieser Einschränkungen kann festgehalten werden, dass Charisma im Neuen Testament einerseits Gottes Geschenk der Sündenvergebung und Rettung bezeichnet, das jedem Christen gilt. Andererseits werden auch geistliche Einzelbegabungen und göttliche Berufungen in Gemeindeämter Charismata genannt. Keinesfalls jedoch kann Charismata auf einige wenige, als spektakulär empfundene Wundergaben beschränkt werden (Zungenrede, Prophetie, Heilung), zumal diese sowohl in Bezug auf Häufigkeit als auch in Bezug auf Bedeutung eher an zweiter Stelle zu stehen scheinen (1Kor 13).
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1 Vgl. Konkordanz zum Novum Testamentum Graece, hrsg. vom Institut für neutestamentliche Textforschung Münster, de Gruyter, Berlin 1987, Sp. 1902
2 Vgl. K.Berger, Art. charizomai, in: Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, H. Balz / G. Schneider Hrsg., Bd.3, 2.Aufl., Kohlhammer, Stuttgart 1992, Sp. 1093-1095
3 Vgl. K.Berger, Art. charis, in: Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, H. Balz / G. Schneider Hrsg., Bd.3, 2.Aufl., Kohlhammer, Stuttgart 1992, Sp. 1095-1102
4 Vgl. K.Berger, Art. charisma, in: Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, H. Balz / G. Schneider Hrsg., Bd.3, 2.Aufl., Kohlhammer, Stuttgart 1992, Sp. 1102-1105
5 Bibelstellen nach der revidierten Elberfelder Übersetzung
6 Vgl. Art.: doma / dosis / dorea, in: Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, H. Balz / G. Schneider Hrsg., Bd.1, 2.Aufl., Kohlhammer, Stuttgart 1992, Sp. 832, 843f, 880ff
7 Vgl. J.Kremer, Art.: pneumatikos, in: Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, H. Balz / G. Schneider Hrsg., Bd.3, 2.Aufl., Kohlhammer, Stuttgart 1992, Sp. 291ff
8 Vgl. Art.: phanerosis, in: Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, H. Balz / G. Schneider Hrsg., Bd.3, 2.Aufl., Kohlhammer, Stuttgart 1992, Sp. 991
9 Vgl. Art.: energema, in: Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, H. Balz / G. Schneider Hrsg., Bd.1, 2.Aufl., Kohlhammer, Stuttgart 1992, Sp. 1108
10 Vgl. A.Weiser, Art.: diaoneo / diakonia, in: Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, H. Balz / G. Schneider Hrsg., Bd.3, 2.Aufl., Kohlhammer, Stuttgart 1992, Sp. 726-732
2. Das Ende biblischer Gnadengaben?
Argumente für das Ende der „charismatischen Geistesgaben” heute ergeben sich zum einen aus einigen Aussagen des Neuen Testaments, zum anderen aus Entwicklungen der Kirchengeschichte und darüber hinaus aus Beobachtungen charismatischer Praxis.
1. Im Zentrum der Auseinandersetzungen um das mögliche Ende jener Zeichengaben aus 1Kor 12 + 14 steht die Ankündigung, dass Prophetie, Zungenrede und Erkenntnis aufhören werden, wenn „das Vollkommene” gekommen ist (1Kor 13,8-10). Uneinigkeit besteht unter den Exegeten darüber, wann das der Fall sein wird und was konkret unter dem „Vollkommenen” zu verstehen ist. Einige sehen darin den abgeschlossenen und deshalb „vollkommenen” Kanon des Neuen Testaments, was jedoch dadurch unwahrscheinlich erscheint, da Paulus in diesem Zusammenhang nicht vom schriftlich fixierten Wort Gottes spricht. Auch sonst wird das Wort Gottes zwar als vollkommen beschrieben (Ps 19,8; Jak 1,25), nie aber „das Vollkommene” genannt. Andererseits СКАЧАТЬ