Название: Das große Buch der Berlin-Krimis 2017 - Romane und Erzählungen auf 1000 Seiten
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Ужасы и Мистика
isbn: 9783745201185
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„Herr Artur Titow? Sie sind verhaftet“, erklärte ich. „Und ich werde Ihnen jetzt Ihre Rechte vorlesen.“
„Was wollen Sie von mir! Sie werden damit nicht durchkommen!“, ereiferte sich Artur Titow.
„Da irren Sie sich“, war Rudi überzeugt. „Vielleicht haben Sie eine Weile geglaubt, über dem Gesetz zu stehen, aber das ist nun vorbei.“
Ihm wurden Handschellen angelegt. Und als wir ihn durchsuchten fanden wir eine Waffe bei ihm, die dasselbe Kaliber hatte wie jene, mit der Mackendorff erschossen worden war.
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Zunächst war Artur Titow gerade einmal bereit, Angaben zu seiner Person zu machen. Ein Anwalt der uns inzwischen wohlbekannten Kanzlei Gümüs, Töppwall & Associates vertrat ihn und sorgte dafür, dass er ansonsten nichts sagte.
Aber schon im Verlauf des nächsten Vormittags änderte sich das. Titow war zu einer Aussage bereit und verzichtete ausdrücklich auf die Anwesenheit seines Anwalts.
Die Lage hatte sich inzwischen nämlich zu seinen Ungunsten gewendet.
Inzwischen war das Profil seines Reifens mit den Spuren auf dem Parkplatz in Brandenburg verglichen worden. Die Übereinstimmung war perfekt. Und mit der Waffe, die wir sichergestellt hatten, waren tatsächlich die Kugeln abgefeuert worden, die Roger Mackendorff und Rainer Gabaldi getötet hatten.
Artur Titow begriff schnell, dass er juristisch nur noch dann eine Chance hatte, das Schlimmste zu verhindern, wenn er kooperierte – zumal ihn seine Leibwächter schwer belasteten. Keiner von ihnen hatte Lust, die Schuld auf sich zu nehmen.
Rudi und ich waren dabei, als unser Verhörspezialist Dirk Balkenhorst Artur Titow in Anwesenheit von Staatsanwalt Körkeland befragte.
Für uns war die entscheidende Frage, ob Vladi Gruschenko am Ende ungeschoren aus der Sache herausgehen würde.
„Jemand wie Onkel Vladi braucht nicht unbedingt einen Befehl zu geben“, sagte Artur Titow. „Man weiß, was er will. Und wenn er doch direkte Weisungen erteilte, so hat er stets darauf geachtet, keine Beweise zu hinterlassen. Ich sprach oft mit ihm unter vier Augen.“
„Es könnte sein, dass Ihr Onkel am Ende straffrei aus der Sache herausgeht, wenn Sie uns nicht ein bisschen mehr liefern können, Herr Titow“, mischte sich nun Staatsanwalt Körkeland ein. „Wollen Sie das? Vladi Gruschenko wird Sie doch im Knast versauern lassen, wenn Sie erstmal Ihre Freiheit verloren haben und er einsieht, dass man Sie nicht so leicht durch ein paar anwaltliche Tricks aus der Klemme holen kann!“
„Das werden wir ja sehen“, murmelte Titow düster. „Aber wenn Sie wirklich etwas haben wollen, womit Sie meinen Onkel festnageln können, dann müssen Sie Roswitha Delgado fragen!“
„Wieso das?“, hakte Dirk Balkenhorst nach.
Ich hatte das Gefühl, dass Artur Titow in diesem Augenblick alles gesagt und jeden verraten hätte, wenn er für sich dadurch eine nur geringfügig bessere Situation hätte herbeiführen können. Seiner Glaubwürdigkeit erwies das natürlich keinen guten Dienst.
„Erzählen Sie mehr über Roswitha Delgado“, mischte ich mich nun in das Gespräch ein.
„Das können Sie haben“, lächelte Titow.
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Wir fuhren zu der konspirativen Wohnung, in der Roswitha Delgado untergebracht war.
„Wir können Ihnen eine gute Nachricht überbringen“, sagte ich.
Ihre Augen waren rot. Offenbar hatte sie wenig geschlafen. Roswitha unterdrückte ein Gähnen.
„Haben Sie den Auftraggeber des Mordes an meinem Bruder?“
„Wir haben seine rechte Hand – Artur Titow. Aber ich fürchte Vladi Gruschenko wird davonkommen...“
Sie sah mich verwundert an. „Das ist nicht Ihr Ernst!“, sagte sie. Aber sie war nicht wirklich empört. Im Grunde genommen war sie noch nicht einmal eine gute Schauspielerin.
„Frau Delgado, wir nehmen Sie fest unter dem Verdacht der Beihilfe des Mordes“, erklärte nun Rudi. „Alles was Sie von nun an sagen...“
„Das können Sie sich sparen!“, fauchte Roswitha Delgado, während sie sich widerwillig Handschellen anlegen ließ. „Wie können Sie es wagen, mich festzunehmen und so einen unbegründeten Verdacht vorzubringen?“
„Wir haben die Aussage von Artur Titow. Und es gibt Zahlungen, die wir auf Vladi Gruschenko zurückführen können, die direkt an Sie gingen – und zwar unmittelbar vor dem Tod Ihres Bruders.“
„Sie glauben ja wohl nicht, dass ich mich zu diesem Unsinn äußern werde. Dass ich Kontakt zu meinem Bruder gehabt habe, habe ich ja schon zugegeben...“
„Sie stehen finanziell am Abgrund. Wenn sich Ihr Bruder mit der Justiz geeinigt hätte, wäre der Strom an Schweigegeld nicht mehr geflossen. Ihr Bruder hat vielleicht genug auf die Seite gelegt – Sie aber nicht. Darum haben Sie immer wieder verhindert, dass Ihr Bruder Kontakt zu den richtigen Leuten bei der Justiz bekommt. Er hat Ihnen vertraut. Er muss ziemlich sauer gewesen sein, als er gemerkt hat, dass Sie ihn so hintergangen haben.“
„Was Sie nicht sagen.“
„Spätestens zu diesem Zeitpunkt dürfte auch Ihr Verhältnis nicht mehr das Beste gewesen sein – und Jochen hat sich dann selbst um die Sache gekümmert.“
„Und was bitteschön soll ich mit seinem Tod zu tun haben?“, fauchte sie.
„Sie haben ihn an Gruschenko verraten und dafür eine große Summe bekommen, mit der Sie sich finanziell sanierten. Von Ihrem Bruder konnten Sie ja nichts mehr erwarten... Ich habe mich von Anfang an gewundert, wie Gruschenkos Killer herausbekommen konnte, wo sich Ihr Bruder aufhielt. Er war doch so vorsichtig und СКАЧАТЬ