Das große Buch der Berlin-Krimis 2017 - Romane und Erzählungen auf 1000 Seiten. Alfred Bekker
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das große Buch der Berlin-Krimis 2017 - Romane und Erzählungen auf 1000 Seiten - Alfred Bekker страница 24

СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      Eines der Telefone auf Kriminaldirektor Bocks Schreibtisch klingelte. Unser Chef ging an den Apparat. Er runzelte die Stirn und sagte einmal kurz: „Ja, in Ordnung. Dann weiß ich Bescheid.“ Er wandte sich dann wieder uns zu. „Es tut mir leid, aber offenbar ist es nicht so schnell möglich herauszufinden, wer der Mittelsmann gewesen ist, mit dem Jochen Delgado in Kontakt treten wollte – oder sogar schon Kontakt getreten ist. Aber man hat mir versichert, dass ich morgen im Laufe des Vormittags informiert werde. Und noch etwas dürfte Sie interessieren: Heute Nachmittag hat sich die Kriminalpolizei in Wien gemeldet. Wir haben jetzt detaillierte Fotodaten aus dem Zimmer, dass Delgado in der Langen Gasse bewohnt hat. Außerdem wurden sämtliche Gegenstände sorgfältig abfotografiert, die in Delgados Besitz gewesen sind. Viel war das nicht. Allerdings haben die österreichischen Kollegen auch Kontoauszüge eines Schweizer Nummernkontos gefunden, auf das regelmäßig Zahlungen in erheblichem Umfang eingingen.“

      „Kann man diese Zahlungen zurückverfolgen?“, fragte ich.

      Kriminaldirektor Bock zuckte mit den Schultern. „Nick hat schon tief in seine Trickkiste gegriffen, um das herauszufinden. Wir wissen inzwischen, dass diese Zahlungen über eine Scheinfirma in Liechtenstein liefen, die wiederum in engem Kontakt mit einer Holding auf den Cayman Islands steht. Und hinter dieser Holding steckt Vladi Gruschenko, wie wir vermuteten.“

      „Dann wurde Jochen Delgado ein Schweigegeld gezahlt!“, schloss ich.

      Kriminaldirektor Bock schien ebenfalls dieser Ansicht zu sein und nickte. „Ja, es sieht ganz so aus. Und das scheint schon jahrelang so zu gehen...“

      „Und wie passt es dann dazu, dass Delgado mit der Justiz zusammenarbeiten wollte?“, fragte Rudi.

      Jürgen mischte sich in das Gespräch mit ein. „Ich kann mir vorstellen, dass Delgado inzwischen einfach genug Geld hatte und nicht mehr ständig auf der Flucht sein wollte. Oder er ist zu unverschämt geworden und Gruschenkos Bande hat beschlossen, mit ihm Schluss zu machen.“

      ​ 21

      Rudi und ich fuhren durch das nächtliche Berlin Richtung Norden.

      „Mir geht diese Roswitha Delgado nicht aus dem Kopf“, meinte ich.

      „Die ist jetzt so sicher wie in Abrahams Schoß“, versicherte Rudi.

      „Das ist nicht der Punkt, auf den ich hinaus will.“

      „Sondern?“

      „Ich weiß nicht. Vielleicht bilde ich mir das ja auch nur ein, aber ihre Reaktion, als ich ihr eröffnete, dass ihr Bruder tot sei, war irgendwie seltsam.“

      „Hat sie dir nicht genug getrauert oder was meinst du?“

      „Nein, das nicht...“

      „Ich hatte schon den Eindruck, dass ihr das Ganze sehr nahe ging.“

      „Und ich hatte den Eindruck, dass sie es schon wusste.“

      „Das wirst du ihr schwer beweisen können.“

      „Mag sein.“

      „Und würde es irgendetwas ändern? Sie ist um ein Haar einem Mordanschlag zum Opfer gefallen und scheint jetzt zur Vernunft gekommen zu sein.“

      „Ja, Rudi, nur bin ich mir nicht sicher, ob sie uns wirklich die volle Wahrheit gesagt hat. Mich würde zum Beispiel interessieren, ob es nicht auch auf Roswithas Konto ein paar markante Bewegungen gegeben hat.“

      „Du kannst Nick ja mal vorschlagen, das zu überprüfen. Vielleicht bekommen wir dafür die Genehmigung...“ Rudi unterdrückte ein Gähnen. Ich setzte ihn an der bekannten Ecke ab.

      „Morgen ist auch noch ein Tag“, meinte er und ich nickte.

      „Also bis morgen.“

      ​ 22

      Am Morgen hatte Max Herter uns ein Dossier über den Iren zusammengestellt. Inzwischen lag auch der ballistische Bericht über die Projektile vor, mit denen auf Roswitha Delgado geschossen worden war. „Wir wissen noch nicht einmal, ob es diesen Killer mit der Bezeichnung der Ire wirklich gibt und ob all die Fälle, die in dem Dossier zusammengefasst sind, tatsächlich nur einen Täter haben. Ich habe einfach Mordfälle zusammengestellt, auf die mindestens zwei der folgenden Merkmale zutrafen: Das Opfer wurde erdrosselt, es gab einen Abdruck mit Schuhgröße 44, es wurden Projektile des Typs verwendet, mit denen auf Roswitha Delgado geschossen worden war.“

      „Die Waffe ist bei einem halben Dutzend anderer Verbrechen benutzt worden“, berichtete Max Herter. „Und was die anderen Punkte meines Rasters angeht, so kommen wir da auf insgesamt 27 Fälle, auf die zwei Merkmale zutreffen. In 20 davon wurde die Anwaltskanzlei Gümüs, Töppwall & Associates aktiv und in fünf Fällen wurde Artur Titow als Zeuge befragt.“

      „Das bedeutet, es besteht ein Zusammenhang zu Gruschenko“, stellte Bock fest.

      „Mit Indizien belegbar ist dieser Zusammenhang nur bis zu seiner rechten Hand Artur Titow.“

      „Was ist mit Rainer Gabaldi?“

      „Ist in der Fahndung. Aber ich würde nicht empfehlen, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Dann taucht er unter.“

      „Gruschenko wird die Hand über ihn halten“, meinte Jürgen. „Schon im eigenen Interesse.“

      „Jedenfalls verfolgen wir jetzt noch einen anderen Ansatz um den Iren zu fangen“, sagte Herter. „Die Zeugenaussage, die Harry und Rudi von der alten Dame bekommen haben, wonach der Ire vorgestern bei diesem unbewohnten Bungalow herumlungerte, schränkt die Zeit stark ein, in der er von Wien aus in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt ist. So viele rothaarige Passagiere dürfte es in dem Zeitpunkt nicht gegeben haben und seit die Prozeduren bei der Einreise in die EU so stark verschärft wurden, hätten wir eigentlich genug Daten zur Verfügung, um ihn zumindest im Nachhinein zu ermitteln.“

      „Und СКАЧАТЬ