Название: 1000 Seiten Krimi Spannung - Acht Top Thriller
Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Ужасы и Мистика
isbn: 9783745200065
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"Ach so."
"Können Sie mir mal kurz sagen, was in dem Roman so vorkommt?"
Da brachte er mich in Verlegenheit.
Ich musste mich sehr konzentrieren, damit es mir wieder einfiel, denn bei mir gibt es so eine Art Vergess-Automatik, sobald ich eine Geschichte abgeschickt habe. ›Delete Memory‹ sozusagen.
Nach einigen Schrecksekunden begann ich dann ziemlich schleppend: "Also, es geht um einen Marshal, der eine Bande von Desperados verfolgt ..."
Während ich redete, merkte ich, dass er mir nicht zuhörte. Schließlich fragte er: "Kommt eine Eisenbahn in dem Roman vor? Ich habe hier nämlich ein schönes Titelbild mit einer Eisenbahn."
"Nein."
"Keine Eisenbahn?"
"Keine Eisenbahn."
"Schade." Er seufzte. Ich hörte, wie er mit ein paar Blättern hantierte. "Und wie steht's mit Indianern?"
"Auch keine Indianer", musste ich ihn abermals enttäuschen.
"Tja", machte er. "Und wie steht's mit einem Mexikaner?"
"Meinetwegen", meinte ich. "Ein Mexikaner kommt vor."
"Na, prima. Dann hätten wir das ja auch noch geschafft! Das wär's. Alles Gute noch!"
"Wiederhören." Ich legte auf und überlegte einen Moment. Dann griff ich erneut zum Hörer. Mit der Linken fingerte ich die Visitenkarte aus der Hosentasche, die Oswald alias Flash Gordon mir gegeben hatte, und wählte die Nummer, die darauf angegeben war.
"Hier ist die Raimund Schmidt GmbH, Private Ermittlungen, Objekt- und Personenschutz, guten Tag", säuselte eine helle Frauenstimme mit einer solchen Schnelligkeit, dass es schon einigermaßen erstaunlich war, wie sie ihren Text so fehlerfrei herunterleierte und nicht irgendwo auf halber Strecke hängenblieb.
"Ist bei Ihnen jemand namens Oswald beschäftigt?", fragte ich.
"Herr Oswald ist im Moment nicht im Hause. Kann ich etwas ausrichten?", säuselte die Stimme.
"Nein, können Sie nicht."
"Wie war noch mal Ihr Name? Dann könnte ich eine Notiz hinterlassen?"
Ich hatte meinen Namen gar nicht genannt, aber meine Gesprächspartnerin schien ihn unbedingt wissen zu wollen. Auf dieselbe Tour versuchen es die Sachbearbeiter der Sozialversicherungen immer, wenn man anruft, um einfach mal unverbindlich eine Auskunft zu bekommen.
"Kann ich Herrn Schmidt sprechen?", fragte ich.
Die Antwort war so reserviert, wie ich befürchtet hatte. "Was wollen Sie denn von Herrn Schmidt?"
"Das muss ich ihm schon selbst sagen."
"Hören Sie, guter Mann: Herr Schmidt ist sehr beschäftigt und ..."
"Ist ja schon gut!", meinte ich und legte einfach auf. Die Geschichte von dem stiernackigen Blondschopf schien zu stimmen. Er war wohl wirklich Angestellter einer Privatdetektei. Nur hätte ich zu gern gewusst, in wessen Auftrag er hinter mir her gewesen war.
Ich nahm mir vor, dem Laden mal einen Besuch abzustatten. Vielleicht gelang es mir ja sogar, Mister Raimund Schmidt himself zu erwischen, wobei ich nur hoffen konnte, dass er umgänglicher war als seine Handlanger.
Und noch ein anderer Besuch stand auf meiner Liste. Ich wollte mich mit der Freundin unterhalten, bei der Annette zuletzt gewohnt hatte. Vielleicht hatte die das Telefonat zwischen Annette und mir mitgekriegt, doch daran glaubte ich schon deswegen nicht, weil Annette mich nie Mike genannt hatte.
Aber es gab ja schließlich Leute, die wirklich Mike hießen und sich nicht nur so nannten, wie ich.
Die Story, die Rehfeld mir unter die Nase gerieben hatte, war gar nicht so dumm, wurde mir bei weiterem Nachdenken klar. Er machte nur den schwerwiegenden Fehler, mir darin die falsche Rolle zuzuweisen. Aber zumindest etwas konnte dran sein.
Einen kurzen Gedanken verschwendete ich noch an Jake McCord und die Probleme, die er mit ein paar gnadenlosen Wölfen hatte, die natürlich allesamt Zweibeiner waren. Aber der Gedanke war wirklich nur ganz kurz und auch nicht besonders ergiebig.
Ich musste mit dem Roman fertig werden, sagte die eine Hälfte von mir. Aber die andere wusste, dass ich im Moment keine vernünftige Zeile zustande bringen würde. Ich brauchte es gar nicht erst zu versuchen.
Ich musste diese Sache wohl schon deswegen möglichst schnell aufklären, damit ich mich bald wieder auf meinen Job konzentrieren und Geld verdienen konnte!
Wenn es sich um eine Erpressergeschichte handelte, dann war es bislang eine ohne Opfer, und so etwas gibt es nicht einmal in MEGAschlechten Romanen ...
Wenn das Opfer gefunden war, löste sich der ganze Knäuel vielleicht von selbst auf.
Ich rieb mir die Schläfen. Logisch vorgehen, Cowboy!, hämmerte ich mir ein. Was muss ein Erpressungsopfer an Eigenschaften mitbringen? Erstens: eine Sünde, von der niemand etwas wissen darf.
Und zweitens?
Geld ...
Arme Leute werden nicht erpresst, je ärmer, desto seltener. Lohnt sich einfach nicht.
Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Ich dachte an den filzlockigen Hartmut Werneck, den Sohn unseres OB, der nach dem Mord in der Nähe des Tatorts herumgelungert und sich so merkwürdig benommen hatte ...
Hartmut brachte alle Eigenschaften mit. Er hatte zwar selbst kein Geld, dafür aber unbegrenzten Zugang zur Geldbörse seines Vaters, und das war genauso gut.
Außerdem steckte Hartmut offenbar in Schwierigkeiten, wenn man danach ging, was ich aus dem Gespräch mit Dr. Werneck aufgeschnappt hatte.
Vielleicht nahm er Drogen oder daddelte zuviel an den Automaten in den Spielhallen herum und hatte sich dafür bei Leuten Geld geliehen, die beim Eintreiben ihrer Schulden nicht sehr zimperlich waren.
Und wie passten Annette Friedrichs und Lammers da hinein?
Hartmuts merkwürdigem Auftritt am Tatort nach musste es da irgendeine Verbindung geben, zumindest was Jürgen Lammers anbetraf, nur hatte ich noch keine Ahnung, welche.
Für die Schritte, die ich zwei Stunden vor dem Stromausfall im Treppenhaus gehört hatte, konnte auch Hartmut verantwortlich gewesen sein − eventuell zusammen mit einem Komplizen. Er wäre nicht der erste Mörder gewesen, den es kurz nach der Tat zum Tatort zurückgetrieben hatte. Zumindest hatte ihn das Ganze sichtlich aufgewühlt. Er war in einer Ausnahmesituation gewesen. Einen Versuch war diese Spur in meiner verzwickten Lage jedenfalls wert, fand ich. Ich musste jetzt allem nachgehen. Nur so ein bisschen in der Sache herumzustochern genügte nicht, um zu verhindern, dass Rehfeld mir seelenruhig nach und nach eine Indizienschlinge um den Hals legte.
Ich schaute ins Telefonbuch, aber Hartmut Werneck stand nicht drin.
Irgendwie СКАЧАТЬ