Patricia Vanhelsing Sammelband 5 Romane: Sidney Gardner - Übersinnlich. Alfred Bekker
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Название: Patricia Vanhelsing Sammelband 5 Romane: Sidney Gardner - Übersinnlich

Автор: Alfred Bekker

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783745202564

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СКАЧАТЬ Namen Sie auch immer zu tragen vorgeben - hier auf Delancie Castle sind Sie niemand anderes als Lord Millroy. Jeder kennt Sie hier unter diesem Namen..." Ich deutete auf den Kamin.

      "Können Sie für etwas Wärme sorgen?", fragte ich den Butler.

      "Sehr wohl. Wie Sie wünschen. Ich werde frische Holzscheite heranschaffen. Auch für Ihr Zimmer, Lord Millroy." Der Butler verschwand durch die halbgeöffnete Tür, die jetzt mit einem knarrenden Geräusch ins Schloss fiel. Ich fasste Tom bei den Schultern.

      Er nahm mich in den Arm, und ich schmiegte den Kopf an seine breite Brust.

      "Tom, was geschieht hier?"

      "Ich weiß es nicht..."

      "Aber du warst einst jener Lord Millroy, mit dessen Namen dich hier jeder anredet?"

      "Ja", sagte Tom. Er seufzte. "Es ist gut hundertfünfzig Jahre her, seit ich dieses Schloss zum ersten Mal betrat... Das Schloss der Familie Delancie. Damals ein Landsitz, heute muss das Gebiet längst ein Teil von London sein..."

      "Du meinst, wir haben eine Art Zeitreise unternommen?", fragte ich.

      "Es hat fast den Anschein... Andererseits..."

      "Was?"

      "Es gibt kleine Details, die nicht stimmen." Tom ging zur Tür, berührte mit den Fingern leicht die Schnitzereien. Die grimmigen Gesichter dieser zweifellos ziemlich unfreundlichen Fabelwesen passten tatsächlich nicht in den Stil dieses Schlosses. "Diese Schnitzereien zum Beispiel..." Ich sah Tom fragend an.

      "Wo sind wir? In einer Art Schattenwelt? Im Reich der Toten?"

      "Ich habe keine Ahnung."

      "Ich habe eine starke übersinnliche Präsenz gespürt", murmelte ich. "Lady Mary scheint über besondere Kräfte zu verfügen... Tom, alles, was hier geschieht, wirkt so irreal. Die Gäste, die auf diesem Schloss weilen, sehen aus wie lebende Tote..."

      "Nicht zu vergessen, dass die Jahreszeit abrupt gewechselt hat, als wir hier her kamen." Er sah mich an, fasste meine Schultern und der Blick seiner grüngrauen Augen tat mir gut. Er war so warm und voller Liebe. "Ganz gleich, wo wir auch sind, ob in einer anderen Dimension, der Vergangenheit oder einem Alptraum - wir gehören zusammen. Ich möchte, dass du das weißt."

      "Du hast diese Lady Mary geliebt", stellte ich fest.

      "In einem anderen Leben. Ich war ein anderer Mensch damals - und auch sie hatte nichts mit jenem Geschöpf gemein, das jetzt aus ihr geworden zu sein scheint."

      "Sie scheint anders zu empfinden, Tom."

      "Mag sein. Ich kann es nicht ändern. Aber für mich ist sie nur eine Erinnerung..."

      "Tom, was ist damals geschehen? Erzähl mir die ganze Geschichte!"

      "Das werde ich."

      "Lady Mary war die Frau aus meiner Vision!", sagte ich. "Ich sah sie zuerst im Traum und später im Regen, vor dem Verlagsgebäude der LONDON EXPRESS NEWS. Der Regen schien ihr Haar nicht benetzen zu können. Es war seltsam... Sie stand da, als ob sie auf jemanden wartete. Ich habe mich gefragt, was sie von mir wolle. Jetzt weiß ich, dass sie deinetwegen dort gewesen sein muss..."

      Tom hob die Augenbrauen.

      Dann nickte er.

      "Ja, das ist gut möglich..."

      "In meinem Traum sah ich sie mit einem Strick um den Hals! Dem Strick des Henkers!"

      Tom atmete tief durch.

      "Sie wurde hingerichtet, Patti."

      "Weshalb?"

      "Weil sie einen Menschen getötet hat. Aber das alles geschah, nachdem ich selbst bereits verstorben war..."

      "Du sprichst in Rätseln!"

      Schritte waren jetzt zu hören.

      Tom verstummte.

      Der Butler kehrte zurück. Er schaffte Holzscheite heran, schichtete sie im Kamin auf und schaffte es nach ein paar Minuten schließlich, das Feuer zu entzünden. Das Holz knackte. Er wandte sich an Tom.

      "Ich werde auch in Ihrem Kamin einheizen, Lord Millroy", versprach er. Wir warteten, bis seine Schritte im Flur verhallt waren.

      Tom wandte sich mir zu.

      "Ich war damals Lord Millroy, ein entfernter Verwandter und einziger Erbe von Sir Giles Farnsworth, dem ein großer Besitz hier ganz in der Nähe gehörte. Sir Giles hatte Brüder, Cousins und Neffen in seinem Testament übergangen und mich, seinen Großneffen zum Alleinerben eingesetzt. Die Übergangenen versuchten, das Testament vor einem Londoner Gericht anzufechten, was ihnen allerdings misslang. Ich nahm Farnsworth Manor in Besitz und lernte dabei Lady Mary kennen, die zusammen mit ihrem Bruder Willard dieses Schloss bewohnte. Ihre Mutter war bei ihrer Geburt gestorben, während ihr Vater ein paar Jahre zuvor einer tückischen Krankheit erlegen war..."

      "Du hast dich in Lady Mary verliebt!"

      "Wir hatten sogar vor, zu heiraten, Patti. Obwohl ihr Bruder Willard mich als seinen Feind betrachtete. Vermutlich fürchtete er, dass ich nach einer Heirat Ansprüche auf Teile des Delancie-Vermögens erheben könnte..."

      "War Willard unter den Herren im Salon?", fragte ich. Tom schüttelte den Kopf.

      "Nein, ich habe ihn nirgends gesehen..."

      "Könnte das auch einer der kleinen Unterschiede sein, die dieses Delancie Castle von jenem unterscheidet, dass du damals betreten hast?"

      "Möglich."

      "Was geschah weiter?"

      "Nun, meine übergangenen Anverwandten besuchten mich eines Tages auf Farnsworth Manor. Sie packten mich und stürzten mich aus dem Fenster des dritten Stocks. Ich habe die nachfolgenden Ereignisse viel später erst durch intensive Nachforschungen rekonstruieren können. Jedenfalls hielt die Polizei alles für einen Unfall, und meine Mörder konnten Farnsworth Manor untereinander aufteilen. Aber Lady Mary glaubte nicht an einen Unfall. Trauer, Wut und der Gedanke an Rache müssen sie beherrscht haben. Sie lud ihre neuen Nachbarn auf Delancie Castle zum Tee und vergiftete sie. Die Polizei arbeitete in diesem Fall sehr viel sorgfältiger als in meinem, was vielleicht auch daran lag, dass Willard Delancie ihr ein paar entsprechende Hinweise gab. Jemand anders kommt für die anonymen Nachrichten jedenfalls kaum in Frage, die die untersuchenden Beamten ihren Akten nach erreichten. Willard wollte den Delancie Besitz nun wohl endgültig für sich allein. Er versuchte, seine Schwester für geisteskrank erklären zu lassen, das Gericht wollte dem nicht folgen. Sie wurde als Mörderin gehenkt. Den Berichten nach starb sie sehr gefasst und lächelte zufrieden, als ihr die dunkle Kapuze über das Gesicht gezogen wurde. Ihr Leichnam verschwand später auf nie geklärte Weise. Man machte Schlamperei dafür verantwortlich und glaubte, ein übereifriger Totengräber ihrer Majestät hätte Lady Marys sterbliche Überreste einfach zusammen mit den Gebeinen eines anderen hingerichteten Mörders in ein namenloses Armengrab versenkt."

      "Eine furchtbare Geschichte..."

      "Leider СКАЧАТЬ