Gesammelte Weihnachtsgeschichten. Charles Dickens
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Название: Gesammelte Weihnachtsgeschichten

Автор: Charles Dickens

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Сказки

Серия:

isbn: 9783958555150

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СКАЧАТЬ kurre! Wir haben den kleinen Karl gesehen. Ein weißes Huhn trug seinen Schlitten, er saß im Wagen der Schneekönigin, welche dicht über den Wald hinfuhr, als wir im Neste lagen; sie blies auf uns Junge, und außer uns beiden starben alle; Kurre! Kurre!“

      „Was sagt ihr da oben?“ rief Gretchen. „Wohin reiste die Schneekönigin? Wisst ihr etwas davon?“

      „Sie reiste wahrscheinlich nach Lappland, denn dort ist immer Schnee und Eis! Frage das Rentier, welches am Strick angebunden steht.“

      „Dort ist Eis und Schnee, dort ist er herrlich und gut!“ sagte das Rentier; „dort springt man frei umher in den großen glänzenden Tälern; dort hat die Schneekönigin ihr Sommerzelt, aber ihr festes Schloss hat sie droben gegen den Nordpol, auf der Insel, die Spitzbergen genannt wird!“

      „O Karl, kleiner Karl!“ seufzte Gretchen.

      „Nun musst du still liegen“, sagte das Räubermädchen, „sonst stoße ich dir das Messer in den Leib!“

      Am anderen Morgen erzählte Gretchen ihr Alles, was die Waldtauben gesagt hatten, und das kleine Räubermädchen sah ganz ernsthaft aus, nickte aber mit dem Kopf und sagte: „Das ist einerlei, das ist einerlei! – Weißt du wo Lappland ist?“ fragte sie das Rentier. „Wer könnte es wohl besser wissen als ich!“ sagte das Tier, und die Augen funkelten ihm im Kopfe. „Dort bin ich geboren und erzogen, dort bin ich auf den Schneefeldern herum gesprungen.“

      „Höre!“, sagte das Räubermädchen zu Gretchen, „du siehst, alle unsere Mannsleute sind fort, jedoch die Mutter ist noch hier und sie bleibt zu Hause. Gegen Mittag aber trinkt sie aus der großen Flasche und schlummert dann ein wenig darauf; – dann werde ich etwas für dich tun!“ Nun sprang sie aus dem Bett, fuhr der Mutter um den Hals, zog sie am Knebelbart und sagte: „Mein einzig lieber Ziegenbock, guten Morgen!“ Die Mutter gab ihr Nasenstüber, dass die Nase rot und blau wurde, aber Alles aus lauter Liebe.

      Als die Mutter dann aus der Flasche getrunken hatte und darauf einschlief, ging das Räubermädchen zum Rentier hin und sagte: „Ich könnte große Freude davon haben, dich noch manches mal mit dem scharfen Messer zu kitzeln, denn dann bist du so possierlich; aber das ist einerlei, ich will deine Schnur lösen und dir hinaushelfen, damit du nach Lappland laufen kannst. Du musst aber tüchtig springen und dieses kleine Mädchen zum Schloss der Schneekönigin bringen, wo ihr Spielkamerad ist. Du hast wohl gehört, was sie erzählte, denn sie sprach laut genug und du lauschtest.“

      Das Rentier sprang vor Freude hoch empor. Das Räubermädchen hob das kleine Gretchen hinauf und hatte die Vorsicht, sie fest zu binden, ja sogar ihr ein kleines Kissen zum Sitzen zu geben. „Das ist einerlei“, sagte sie, „da hast du deine Pelzschuhe, denn es wird kalt, aber den Muff behalte ich, der ist gar zu niedlich! Darum sollst du doch nicht frieren. Hier hast du meiner Mutter große Fausthandschuhe, die reichen dir gerade bis zum Ellenbogen hinauf; ziehe sie an! – Nun siehst du an den Händen gerade wie meine hässliche Mutter aus!

      Gretchen weinte vor Freude.

      „Ich kann nicht leiden, dass du weinest!“ sagte das kleine Räubermädchen. „Nun musst du gerade recht froh aussehen; und da hast du zwei Brote und einen Schinken, dann wirst du nicht hungern.“ Beides wurde hinten an das Rentier gebunden; das kleine Räubermädchen öffnete die Tür, lockte alle großen Hunde herein, durchschnitt dann den Strick mit ihrem scharfen Messer und sagte zum Rentier: „Laufe, aber gib recht auf das kleine Mädchen acht!“ Gretchen streckte die beiden Hände mit den großen Fausthandschuhen gegen das Räubermädchen aus und sagte Lebewohl, und dann flog das Rentier über Stock und Stein davon, durch den großen Wald, über Sümpfe und Steppen, soviel es nur konnte. Die Wölfe heulten und die Raben schrieen. Es war gerade, als sprühte der Himmel Feuer.

      „Das sind meine alten Nordlichter!“ sagte das Rentier; „sieh, wie sie leuchten!“ und dann lief es noch schneller davon, Nacht und Tag. Die Brote wurden verzehrt, der Schinken auch, und dann waren sie in Lappland.

      Die Lappin und die Finnin

      Vor einem kleinen Hause hielten sie an, es war sehr ärmlich; das Dach ging bis zur Erde hinunter, und die Türe war so niedrig, dass die Familie auf dem Bauch kriechen musste, wenn sie heraus oder hinein kommen wollte. Hier war außer einer alten Lappin, welche bei einer Tranlampe Fische kochte, Niemand zu Hause. Das Rentier erzählte Gretchens ganz Geschichte, aber zuerst seine eigene, denn diese erschien ihm weit wichtiger, und Gretchen war von der Kälte so mitgenommen, dass sie nicht sprechen konnte.

      „Ach, ihr Armen“, sagte die Lappin, „da habt ihr noch weit zu laufen! Ihr müsst über hundert Meilen weit nach Finnmarken hinein, denn dort wohnt die Schneekönigin auf dem Lande und brennt jeden Abend bengalische Flammen. Ich werde ein paar Worte auf einen trocknen Klippfisch schreiben, Papier habe ich nicht, den werde ich euch für die Finnin dort oben mitgeben; die kann euch besser Bescheid erteilen als ich.“

      Und als Gretchen nun erwärmt worden war und zu essen und zu trinken erhalten hatte, schrieb die Lappin ein paar Worte auf einen trocknen Klippfisch, bat Gretchen wohl darauf zu achten, band sie wieder auf das Rentier fest, und dieses sprang davon. Die ganz Nacht brannten die schönsten blauen Nordlichter; – und dann kamen sie nach Finnland und klopften an den Schornstein der Finnin, denn sie hatte nicht einmal eine Tür.

      Da war eine Hitze drinnen, so dass die Finnin selbst fast ganz nackt ging; sie war klein und dabei ganz schmutzig. Sie löst gleich die Kleider des kleinen Gretchens auf, zog ihr die Fausthandschuhe und Stiefel aus, denn sonst wäre es ihr zu heiß geworden, legte dem Rentier ein Stück Eis auf den Kopf und las dann, was auf dem Klippfisch geschrieben stand. Sie las es dreimal, und dann wusste sie es auswendig und steckte den Fisch in den Suppenkessel, denn der konnte ja gut gegessen werden, und sie verschwendete nie etwas.

      Nun erzählte das Rentier zuerst seine Geschichte, dann die des kleine Gretchens, und die Finnin blinzelte mit den klugen Augen, sagte aber gar nichts.

      „Du bist klug!“ sagte das Rentier. „Ich weiß, du kannst alle Winde der Welt in einen Zwirnfaden zusammenbinden; wenn der Schiffer den einen Knoten löst, so erhält er guten Wind, löst er den andern, dann weht es scharf, und löst er den dritten und vierten, dann stürmt es, dass die Wälder umfallen. Willst du nicht dem kleinen Mädchen einen Trank geben, dass sie Zwölf-Männer-Kraft erhält und die Schneekönigin überwindet?“

      „Zwölf-Männer-Kraft“, sagte die Finnin, „ja, das würde viel helfen!“ und dann ging sie nach einem Brette, nahm ein großes zusammengerolltes Fell hervor und rollte es auf. Da waren wunderbare Buchstaben darauf geschrieben, und die Finnin las, dass ihr das Wasser von der Stirn herunterlief.

      Aber das Rentier bat so sehr für das kleine Gretchen und Gretchen blickte die Finnin mit so bittenden Augen voller Tränen an, dass diese wieder mit den ihrigen zu blinzeln anfing und das Rentier in einen Winkel zog, wo sie ihm zuflüsterte, währen es wieder frisches Eis auf den Kopf bekam: „Der kleine Karl ist noch bei der Schneekönigin und findet dort Alles nach seinem Geschmack und Gefallen und glaubt, es sei der beste Ort der Welt. Das kommt aber davon, dass er einen Glassplitter in das Herz und ein kleines Glaskörnchen in das Auge bekommen hat; die müssen zuerst heraus, sonst wird er nie ein Mensch, und die Schneekönigin wird die Gewalt über ihn behalten!“

      „Aber kannst du nicht dem kleinen Gretchen etwas eingeben, so dass sie Gewalt über das Ganze erhält?“

      „Ich kann ihr keine größere Gewalt geben, als sie schon besitzt! Siehst du nicht wie groß diese ist? Siehst du nicht, wie Menschen und Tiere ihr dienen müssen, wie sie auf bloßen Füßen so gut in der Welt fortgekommen ist? Sie kann ihre Macht nicht von uns erhalten, diese sitzt in ihrem Herzen und besteht darin, dass sie ein liebes, unschuldiges Kind СКАЧАТЬ