Gesammelte Erzählungen. Charles Dickens
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gesammelte Erzählungen - Charles Dickens страница 38

Название: Gesammelte Erzählungen

Автор: Charles Dickens

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Сказки

Серия:

isbn: 9783958555167

isbn:

СКАЧАТЬ in Bumbles Arme, und dieser drückte einen feurigen Kuß auf ihre keusche Nase.

      „Sie sind die Krone der Schöpfung“, rief Herr Bumble entzückt. „Sie wissen doch, mein Engel, daß Herr Slout heute abend kränker geworden ist?“

      „Ja“, sagte Frau Corney verschämt.

      „Der Doktor meint, er macht keine Woche mehr. Durch seinen Tod würde die Stelle des Armenhausvaters frei und müßte wieder besetzt werden. Ach, Frau Corney, welche Aussichten! Was für eine schöne Gelegenheit, zwei Herzen und Haushaltungen zu vereinigen!“

      Frau Corney schluchzte.

      „Das kleine Wörtchen“, sagte Herr Bumble und beugte sich über die verschämte Matrone. „Das einzige kleine – kleine Wörtchen, angebetete Corney!“

      „Ja – a – a“, hauchte die Dame.

      „Und noch eins“, fuhr Herr Bumble fort, „wann soll es sein?“

      Frau Corney versuchte zweimal zu sprechen, aber jedes mal versagte ihre Stimme. Endlich faßte sie sich ein Herz, schlang ihre Arme um seinen Hals und sagte, sobald es ihm beliebe, denn er wäre doch ein zu großer Schwerenöter.

      Nachdem die Angelegenheit in so befriedigender Weise erledigt war, wurde der Vertrag durch eine weitere Tasse Pfefferminzarznei feierlich bestätigt, was bei der Aufregung der Dame durchaus notwendig war. Dabei erzählte Frau Corney von dem Tode des alten Weibes.

      „Gut“, sagte Bumble, seinen Pfefferminz schlürfend. „ich werde auf dem Nachhauseweg bei Sowerberry vorsprechen und ihn morgen früh herschicken. – Was hat dich so erschreckt, Liebling?“

      „Ach, nichts Besonderes, Lieber“, antwortete die Dame ausweichend.

      „Es muß doch aber etwas gewesen sein, Schatz. Du wirst es doch deinem Bumble anvertrauen.“

      „Noch nicht“, erwiderte die Dame. „Später, wenn wir verheiratet sind.“

      „Wenn wir verheiratet sind?“ rief Herr Burnble. „Hat sich etwa einer der Armenhäusler eine Unverschämtheit herausgenommen – – ?“

      „Nein, nein, Liebster“, fiel Frau Corney hastig ein.

      „Wenn ich das denken müßte“, fuhr Herr Bumble fort „daß einer dieser Gesellen seine gemeinen Augen zu erheben wagte – “

      „Keiner hätte sich das getraut, Liebling“, antwortete die Dame.

      „Das ist ihr Glück“, meinte Herr Bumble drohend und ballte die Faust. „Mit dem hätte ich aber auch gesprochen, daß er es ein zweites Mal nicht getan hätte.“ Herr Bumble begleitete diese Worte mit so vielen kriegerischen Gesten, daß die Dame von diesem Beweise seiner aufopfernden Liebe äußerst gerührt wurde. Sie beteuerte mit großer Zärtlichkeit, er wäre auch „ihr liebes Täubchen“. Das Täubchen schlug nun den Rockkragen in die Höhe, setzte seinen Dreispitz auf und umarmte seine Zukünftige zärtlich und lange. Dann ging er, um wieder dem kalten Nachtwinde Trotz zu bieten. Er hielt sich noch einige Minuten im Zimmer der männlichen Armen auf, um sie ordentlich auszuschimpfen und sich selbst den Beweis zu erbringen, daß er dem Amte eines Armenhausvaters mit der nötigen Strenge vorzustehen imstande sei. Mit sich selbst zufrieden und voll schöner Träume hinsichtlich seiner zukünftigen Beförderung verließ er das Armenhaus und erreichte bald den Laden des Herrn Sowerberry.

      Dieser war mit seiner Frau zu einer Abendgesellschaft eingeladen und deshalb abwesend. Da Noah Claypole zu keiner Zeit geneigt war, sich weitergehenderen physischen Anstrengungen zu unterziehen, als die Funktionen des Essens und Trinkens es erforderten, so stand der Laden offen, obgleich die Ladenschlußstunde längst vorbei war.

      Herr Bumble klopfte mit einem Stock verschiedene Male vergebens auf den Ladentisch. Durch das Glasfenster des kleinen hinter dem Laden befindlichen Zimmers sah er Licht schimmern. Er trat heran, um zu sehen, was drinnen vorging. Was sich seinen Augen darbot, war erstaunlich.

      Der Tisch war gedeckt und mit Brot und Butter, Tellern und Gläsern, einem Kruge schäumenden Bieres und einer Flasche Wein besetzt. Am oberen Ende der Tafel rekelte sich Herr Noah Claypole in einem Armsessel und hatte ein mächtiges Butterbrot in der Hand. Dicht neben ihm stand Charlotte und öffnete Austern, die Herr Claypole mit Gier verschlang. Eine ungewöhnliche Röte in der Nasengegend deutete an, daß der junge Herr angetrunken war.

      „Hier ist noch eine riesig fette, lieber Noah“, sagte Charlotte, „die mußt du noch essen, die eine noch.“

      „Wie gut doch Austern schmecken“, bemerkte Herr Claypole, nachdem er sie geschlürft hatte. „Schade, daß man nicht unendlich viel davon essen kann, ohne unwohl zu werden.“

      „Ja, ’s ist wirklich traurig“, stimmte Charlotte zu. „Willst du noch eine, sieh mal diese mit dem schönen Bart?“

      „Kann keine mehr unterbringen“, antwortete Noah, „tut mir leid! – Komm her, Charlotte, ich will dir einen Kuß geben.“

      „Was?“ schrie Bumble, in das Zimmer stürzend, „willst du das nochmal sagen, Bürschchen?“

      Charlotte stieß einen Schrei aus und verbarg ihr Gesicht hinter der Schürze, während Herr Claypole, ohne seine Stellung zu verändern, in trunkenem Schrecken den Gemeindediener anstarrte.

      „Willst du das noch einmal sagen, du schamloser Wicht?“ tobte Herr Bumble. „Wie kannst da so etwas in den Mund nehmen; Schlingel? Und wie können Sie sich unterstehen, ihn dazu zu ermutigen, Sie freches Weibsbild, Sie? Von Küssen reden! Pfui!“

      „Ich wollte es gar nicht“, sagte Noah weinerlich. „Sie küßt mich immer, ob ich es will oder nicht.“

      „Ach, Noah!“ rief Charlotte vorwurfsvoll.

      „Ist’s etwa nicht wahr? Du kannst es nicht abstreiten“, erwiderte Noah. „Immer küßt sie mich und faßt mich ans Kinn und ist zärtlich zu mir.“

      „Schweig!“ schrie Herr Bumble streng.“ Packen Sie sich, Mamsell, und du, Noah, machst den Laden zu und redest kein Wort mehr, bis dein Meister nach Hause kommt – auf deine eigene Gefahr. Wenn er kommt, so sagst du ihm, Herr Bumble sei dagewesen, und der Meister solle morgen früh einen Sarg für ’ne alte Frau nach dem Armenhaus schicken. Hörst du, Bengel? – Küssen! Die Sündhaftigkeit und Verderbtheit der unteren Klassen in dieser Gemeinde ist himmelschreiend. Da müßte das Parlament einschreiten!“ Mit diesen Worten verließ er in würdevoller Haltung das Haus des Sarglieferanten.

      Nun wollen wir uns ein wenig nach dem jungen Oliver Twist umsehen und schauen, ob er noch in dem Graben liegt, wo Sikes und Toby Crackit ihn verlassen haben.

      Achtundzwanzigstes Kapitel

      Sieht sich nach Oliver um und berichtet über seine weiteren Abenteuer

      „Daß euch die Wölfe an die Gurgel führen“, knirschte Sikes und legte den verwundeten Oliver über sein gebeugtes Knie, um sich nach seinen Verfolgern umzusehen.

      Der Nebel und die Dunkelheit ließ nur wenig erkennen. Das Rufen der Menschen und Bellen der Hunde erfüllte die Luft, und schauerlich tönte die Sturmglocke.

      „Halt, du feiger Hund“, rief der Einbrecher Toby Crackit nach, der von seinen langen Beinen den besten Gebrauch machte und schon einigen Vorsprung СКАЧАТЬ