Gesammelte Erzählungen. Charles Dickens
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Название: Gesammelte Erzählungen

Автор: Charles Dickens

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Сказки

Серия:

isbn: 9783958555167

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СКАЧАТЬ ohne sich auszuziehen, auf eine Matratze neben Sikes’ Bett. Nancy blieb vor dem Kamin sitzend, wach, um die beiden zur bestimmten Zeit zu wecken.

      Oliver glaubte, das Mädchen würde ihm vielleicht noch einige Ratschläge zuflüstern, sie rührte sich aber nicht. So schlief er endlich ein.

      Als er erwachte, stand eine Teekanne auf dem Tisch, und Nancy war eifrig mit der Bereitung des Frühstücks beschäftigt. Sikes war dabei, verschiedene Sachen in die Taschen seines über einer Stuhllehne hängenden Mantels zu stecken. Der Tag war noch nicht angebrochen; die Kerze brannte noch; draußen war dunkle Nacht. Ein starker Regen schlug gegen die Fensterscheiben, und der Himmel sah schwarz und wolkig aus.

      „Nun“, brummte Sikes, als Oliver aufsprang, „bereits halb sechs! spute dich oder du kriegst kein Frühstück mehr. Es ist schon spät.“

      Nachdem der Junge ein wenig gefrühstückt hatte, band ihm Nancy ein Halstuch um, und Sikes hing ihm einen großen, groben Mantelkragen über die Schultern. Sikes ergriff ihn nun bei der Hand und zeigte ihm mit drohender Gebärde, daß die Pistole in einer Seitentasche seines Mantels stecke. Nachdem er sich kurz von Nancy verabschiedet hatte, zog er Oliver mit sich fort.

      Dieser wandte sich an der Tür einen Augenblick um, in der Hoffnung, von dem Mädchen noch einen Blick zu erhaschen, doch Nancy hatte ihren Platz vor dem Kamin wieder eingenommen und rührte sich nicht.

      Einundzwanzigstes Kapitel

      Unterwegs

      Der Morgen war unfreundlich, als sie auf die Straße traten. Es regnete in Strömen und düstere Wolken bedeckten den Himmel. Auf den Straßen standen große Pfützen, und die Rinnsteine flossen über. Alles schien in diesem Stadtteil noch in den Federn zu sein, denn die Fensterläden waren überall fest geschlossen und die Straßen öde und leer.

      Als sie in die Bethnal Greenstraße gelangten, schien der Tag erst wirklich anzubrechen. Die Wirtshäuser, in denen die Gaslampen noch brannten, waren bereits geöffnet. Allmählich machten auch die anderen Läden auf, und hin und wieder begegnete man Menschen. Je näher sie der City kamen, desto mehr nahm der Lärm und das Geschäftsgewühl zu. Es war nun so hell, wie es an einem solchen trüben Tage sein konnte. Sie kamen nach länger Wanderung nach Holborn.

      „Junge“, sagte Sikes mit einem Blick auf die Uhr der Andreaskirche, „beinahe sieben Uhr. Du mußt schneller ausschreiten, Faulpelz.“ Er riß ihn mit sich fort. Auf der Straße nach Kensington holten sie einen leeren Karren ein, und Sikes fragte den Kutscher mit so viel Höflichkeit, als ihm zu Gebote stand, ob er sie in Richtung Isleworth mitnehmen wolle. Der Krärner bejahte, und sie fuhren bis Brentford mit, wo Sikes mit Oliver abstieg. Sie schlugen einen Seitenweg ein und erreichten Hampton. Dort kehrten sie in einer kleinen Gastwirtschaft ein und ließen sich kaltes Fleisch geben. Als sie damit fertig waren, zündete sich Sikes eine Pfeife an, so daß Oliver glaubte, die Reise ginge nicht weiter. Da er von dem vielen Laufen sehr müde war, verfiel er in einen tiefen Schlaf.

      Es war dunkel, als er durch Sikes wieder wach gerüttelt wurde. Sie machten sich nun auf den Weg und kamen nach Shepperton. Da bemerkte Oliver, daß gerade unter ihnen Wasser rauschte und sie bei einer Brücke angelangt waren. Sikes bog links zum Ufer hinab.

      „Ach, das Wasser!“ dachte Oliver, vor Furcht fast vergehend. „Er hat mich an diesen einsamen Platz gebracht, um mich umzubringen!“

      Er war gerade im Begriff, sich niederzuwerfen und verzweifelt um sein Leben zu kämpfen, als er sah, daß sie vor einem einsamen, verfallenen Hause standen. Es war dunkel und scheinbar unbewohnt.

      Sikes, der dauernd Oliver an der Hand hielt, näherte sich leise der niedrigen Tür und drückte auf die Klinke. Diese wich dem Drucke, und sie traten ein.

      Zweiundzwanzigstes Kapitel

      Der Einbruch

      „Hallo!“ rief eine laute, aber heisere Stimme, als sie den Fuß in den Hausflur setzten.

      „Mach nicht solchen Radau“, sagte Sikes, die Tür verriegelnd. „Bring eine Funzel, Toby!“

      „Aha, mein Kumpel“, sagte dieselbe Stimme. „Eine Kerze, Barney, eine Kerze! Führe den Herrn hinein, Barney. Wache aber vorher auf, wenn’s dir recht ist!“

      Der Sprecher schien einen Stiefelknecht oder einen ähnlichen harten Gegenstand nach der angeredeten Person zu werfen, um ihn aus dem Schlafe zu wecken, denn man hörte etwas Schweres zu Boden fallen und kurz darauf ein undeutliches Brummen, wie das eines aus dem Schlaf gestörten Menschen.

      „Hörst du nicht?“ rief dieselbe Stimme, „Bill Sikes ist da, und du pennst, als ob du Opium genommen hättest oder noch Stärkeres! Nun, wird’s bald? – oder muß ich den Feuerhaken gebrauchen, um dich ganz munter zumachen?“

      Ein Paar bepantoffelte Füße schlürften jetzt hastig über den Fußboden, und aus einer Tür zur Rechten tauchte erst ein schwaches Licht und dann die Gestalt desselben Individuums auf, das wir von dem Wirtshaus zu Saffron-Hill her kennen.

      „Ah, Herr Sikes“, rief Barney mit wahrer oder erheuchelter Freude. „Willkommen, Herr!“

      „Marsch“, sagte Sikes jetzt zu Oliver. „Vorwärts, oder ich trete dir die Hacken ab.“

      Mit einem Fluch über die verwünschte Langsamkeit des Jungen stieß er Oliver in ein niedriges, dunkles Zimmer. Dort lag auf einem furchtbar schmutzigen Bett ein Mann lang ausgestreckt und rauchte aus einer langen Tonpfeife. Herr Crackit, denn dieser war es, besaß nicht viel Haare. Weder auf dem Kopfe, noch im Gesicht; die wenigen aber, die er hatte, waren von rötlicher Farbe und in Locken gedreht. Er war etwas über Mittelgröße und augenscheinlich schwach auf den Beinen.

      „Bill, mein Junge“, sagte er, den Kopf nach der Seite drehend, „freue mich, dich zu sehen. Ich fürchtete schon, du hättest die Sache aufgegeben, dann hätte ich die Geschichte auf eigene Faust unternommen. Nanu, wer ist denn das?“

      „Das ist der Junge!“ versetzte Sikes und schob einen Stuhl vor den Kamin.

      „Einer von Fagins Buben?“ fragte Barney mit höhnischem Grinsen.

      „Ach so – von Fagin“, sagte Toby und musterte Oliver aufmerksam. „Ein Prachtjunge für die Taschen der alten Weiber in der Kirche. Sein Ponim ist so gut wie ein Kapital.“

      „Ach, laß das“, sagte Sikes ungeduldig und flüsterte seinem Freunde einige Worte ins Ohr. Herr Crackit brach darauf in lautes Lachen aus und beehrte Oliver mit einem langen Blick der Verwunderung.

      „Nun“, meinte Sikes, indem er Platz nahm, „wenn ihr für uns etwas zu essen und zu trinken habt, her damit. Es wird uns Mut machen, mir wenigstens. Setz dich ans Feuer, Junge, und ruhe dich aus. Du mußt heute nacht mit, weit ist es zwar nicht.“

      Oliver sah ihn schüchtern und verwundert an, rückte einen Schemel an den Kamin und verbarg seinen schmerzenden Kopf in den Händen. Er wußte kaum, wo er war und was um ihn vorging.

      „Da“, sagte Toby, als der Judenjüngling etwas Essen und eine Brandyflasche auf den Tisch stellte. „Auf glückliches Gelingen!“

      Er stand dem Trinkspruch zu Ehren auf, stellte die ausgerauchte Pfeife behutsam in eine Ecke, trat an den Tisch und füllte ein Weinglas mit Brandy. Er hob es hoch und trank es mit einem Zuge aus. Herr Sikes tat das gleiche.

      „Einen Tropfen für den Jungen“, fuhr СКАЧАТЬ