Bullenhitze. Volker Sebold
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Название: Bullenhitze

Автор: Volker Sebold

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783429064907

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СКАЧАТЬ einer Veranlagung nachzugehen, für die sie nichts können. Sie würden die Leute aufscheuchen, aus ihrer Anonymität holen, da führte kein Weg daran vorbei. Der Mord an Langner war ein zu hoher Preis.

      Rebecca und René schritten auf das Kriegerdenkmal im Ringpark zu und überlegten gerade, die Aktion erfolglos abzubrechen, als ein junger Mann aus dem Buschwerk sprang. Er erstarrte vor Schreck, als er die Ermittler erblickte.

      „Ihr Scheiß-Bullen! Macht mal hier nicht so ’nen Rabatz! Haut endlich ab! Scheiß Faschistenpack!“

      Bevor er Fersengeld geben konnte, war René schon bei ihm und packte ihn am T-Shirt. Doch der Junge war geschmeidig. Riss sich los und rannte weg. René war aufgrund seines Alters schnell aus der Puste. Rebecca versuchte, den Weg abzuschneiden. Doch dann stolperte der Flüchtende über eine Baumwurzel und schlug brutal zu Boden. René war über ihm und schlug die Faust in seine rechte Niere, worauf der Junge laut aufschrie. Vor dem zweiten Schlag hielt Rebecca Renés Arm und schüttelte energisch den Kopf.

      „Du verstehst, dass wir dich jetzt mitnehmen, Junge!“

      Rebecca und Ronny Koslowski saßen sich gegenüber. Der Junge zitterte und blickte zu Boden. Das Blut im Gesicht begann zu verkrusten. Mit zitternden Händen trank er einen Schluck Wasser. In seinem Rücken stand Roland und passte auf, dass er nicht überreagierte. René war duschen und musste sich von dem Ereignis erst einmal erholen.

      „Um was geht es hier eigentlich genau? Ist es in Würzburg etwa verboten, schwul zu sein, oder was?“

      „Hier gehen die Uhren seit ewigen Zeiten anders. Mach dir doch nichts vor.“

      „Und ihr lasst jetzt meine Uhr ablaufen, ja? Ich bin Berliner. Ostberliner, um genau zu sein. Darauf bin ich auch stolz. Bin von zu Hause abgehauen. War siebzehn. Wollte weit weg. Wir wurden verraten im Osten. Weißte? Von wegen blühende Landschaften und so ’n Scheiß. Keine Arbeit. Die Alte nur besoffen, und immer ein anderer Typ zu Hause. Mir hat’s einfach gelangt. Klaro?!“

      „Kennst du Christian Langner?“

      „Wer soll denn das sein? Ein Schauspieler?“ Ronny grinste.

      „Lieber Ronny. Uns ist das ernst hier. Wir verfolgen euch Schwuchteln nicht so zum Spaß. Uns ist es völlig gleichgültig, wer welche Neigungen hat. Verstehst du? Du bist hier bei der Kripo. Wir ermitteln in einem Mordfall. Und du könntest uns vielleicht wertvolle Hinweise geben. Denk mal nach. Du kannst das Befragen hier abkürzen, wenn du kooperierst. Uns tut auch leid, dass dein Leben nicht zu deiner Zufriedenheit verlaufen ist. Aber wir können da auch nichts für. Klaro?!“

      „Ich kenne keine Typen, die Lager oder Langner heißen! Mord, was? Scheiße, Leute, damit habe ich wirklich nichts zu tun. Das könnt ihr mir aber glauben. Ich bin froh, wenn ich mein Leben habe. Ihr wisst ja nicht, was sich da rumtreibt. Neulich hatte ich einen hohen Beamten aus der Regierung. Weiß ich, weil er seine Visitenkarte verloren hatte, der Typ. Geilheit macht unvorsichtig, müsst ihr euch merken. Ich habe die Karte aber weggeworfen.“

      Rebecca bohrte ihren Blick in die Augen des Jungen, gerade mal zwanzig Jahre alt, röntgte sein Innerstes und versuchte seine Gedanken zu filetieren.

      „Wir suchen gerade in deiner Wohnung nach eventuellen Beweismitteln. Der Richter hat das abgesegnet.“

      „Außer Dreck findet ihr da gar nichts! Finde ich ja echt krass. Mal was anderes, Frau Kommissar. Finden Sie nicht, dass mit dieser Gesellschaft was nicht stimmt? Ihr nehmt euch da ganz schön was raus. Wenn ich Geld hätte, würde ich euch verklagen. Aber ich bin ja nur ein Niemand. Mit mir könnt ihr das ja machen. Macht, was ihr wollt, und lasst mich gehen. Ich will nur meine Ruhe. Ich weiß von keinem Mord. An niemandem. Schöner Mist, das alles.“

      Zur Verblüffung aller fing der Junge an zu weinen. Das Telefon klingelte. Die Durchsuchung war negativ gewesen.

      Als Rebecca den Jungen an der Wache verabschiedete und sich bei ihm entschuldigen wollte, fragte sie ihn noch:

      „Kannst du mir Namen von Personen nennen, die euch auf den Tod hassen? Gibt es jemanden in den Chatrooms, der über Todesfantasien schreibt?“

      Ronny lächelte abschätzig.

      „Frau Kommissar! Ich kenne die Menschen. Aber ich kenne keine Killer.“

      Er blickte Rebecca lange in die Augen.

      „Ich sehe aber in Ihnen ein Geheimnis lauern, das Sie auffrisst.“

      Er ging. Ohne sich noch einmal umzudrehen, streckte er seinen rechten Mittelfinger in die Höhe.

      2

      Der Mann griff zur Schatulle. Öffnete sie. Entnahm die Briefe. Schloss die Augen. In seinem Traum drohten ihn dunkle Wände zu erdrücken. Sein Vater, der Gefallene, der Verratene. Es ist Krieg. Ein Schützengraben. Der Feind verwundet den Vater. Flehend recken sich blutige Hände nach ihm. Er sehnt sich nach einer harmonischen Kindheit. Die der Krieg einem jeden nimmt. Wacht auf im Höllenschlund.

      Trotz allem, Bilder der Mutter an den Wänden. Er legte eine CD ein. Setzte sich an den Schreibtisch. Schloss die Augen. Schubert:

      Vorüber! Ach vorüber! Geh wilder Knochenmann! Ich bin noch jung, geh Lieber! Und rühre mich nicht an! Gib deine Hand, du schön und zart Gebild! Bin Freund und komme nicht zu strafen. Sei guten Mutes! Ich bin nicht wild! Sollst sanft in meinen Armen schlafen.

      Er entspannte sich. Lächelte. Schrieb.

       Geliebter Vater! Ich habe getötet! Ich werde töten!

       Ich spiele ein Spiel!

       Muss mich reinwaschen, von Mutters Sünde!

       Auf ewig Dein!

      Sie werden sein Spiel nicht verstehen. Und wenn sie kapiert haben, dass sie gegen ihn von Anfang an keine Chance hatten, würden sie frustriert die Aktendeckel schließen müssen. Sein erstes Opfer bereitete ihm diebische Freude. Die Arglosigkeit des Polizisten und seine Überraschung, die sich in den Augen widerspiegelte, als er seine Hände um seinen Hals legte. Als die Augen erstarrten, entließ die Lunge des Mörders einen tiefen Seufzer. Es werden weitere Tote folgen. Sie werden nur Mittel zum Zweck sein.

      3

      Rebecca lief durch die Stadt. Sie brauchte Ablenkung. Sie ging über die Alte Mainbrücke. Die Steinheiligen schauten ungläubig auf die Schweißlachen vor ihren Sockeln. Unterhalb der Festung angekommen, genoss sie den Blick auf die Stadt. Dem Fluss in seiner Fließrichtung zu folgen, hatte etwas Meditatives. Außer ein paar japanischen Touristen störte niemand den Spaziergang ihrer Gedanken.

      Zurück im Treiben der Straßen, ging sie in den einzigen Plattenladen der Stadt, wo sie sich ab und an gebrauchte cds kaufte. Sie mochte den Laden wegen der Authentizität und der Gewissheit, dass es zwischen dem zurechtgebogenen Mainstream noch etwas anderes gab. Alte Vinylplatten verkümmerten am Boden in Obstkisten.

      Da passte es ins Bild, dass sie an einer Edelboutique vorbeigehen musste, in der ein T-Shirt den Kopf von Jim Morrison zeigte. 59 Euro. Rock ’n’ Roll is dead!

      4

      Die Ermittler saßen bei beängstigender Abendhitze im Straßencafé. Ließen sich das Weizenbier schmecken. Rebecca wollte, dass СКАЧАТЬ