Название: Der kleine Johnson 2017
Автор: Hugh Johnson
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Кулинария
isbn: 9783833858512
isbn:
Coonawarra in Australien erlebte ein besseres Jahr als 2014, was laut Sue Hodder, der Chefkellermeisterin bei Wynn’s, ins Muster passt. »Durch fünf teilbare Jahrgänge sind gut in Coonawarra: 2005, 2010, 2015.« (Das gilt lustigerweise für eine ganze Reihe von Orten). In den Adelaide Hills gab es im Januar Buschbrände, doch das Eden Valley blieb verschont – Shiraz und Riesling sind besonders gut. Auch im Clare Valley sticht der Riesling hervor. In Barossa sind gute Säure und Konzentration der Grundton des Jahrgangs. Margaret River in Western Australia erlebte schon wieder ein exzellentes Jahr, doch am anderen Ende des Landes, im Hunter Valley, war es ungemütlich nass. Der Chardonnay scheint ganz gut überlebt zu haben, doch von Tyrrell’s hört man, dass eine Menge Trauben an den Stöcken hängen geblieben sind und bei Semillon und Shiraz rigorose Auslese nötig war. In Neuseeland haben Gisborne und Hawke’s Bay einen Zyklon im März überstanden, während in Marlborough so wenig Regen fiel wie seit 80 Jahren nicht. Die Qualität ist im Allgemeinen gut, aber die Mengen sind gering. In den USA ging es Oregon sehr gut: heiß, aber mit kühlem Herbst und enormem Ertrag, durchweg reif. Kalifornien dagegen erntete – nicht zuletzt aufgrund der Trockenheit – weniger als gewöhnlich, und sicherlich weniger als in den letzten drei Jahren. Gute Weine sollten jedoch zu finden sein.
2014 unter der Lupe
In Deutschland veranlassten die Wärme und die Nässe die Winzer, ihre Trauben unter Hochdruck einzubringen. Im Rheingau berichtete Balthasar Ress, dass an einem einzigen Abend Ende September 40 Liter Regen pro Quadratmeter fielen, und danach regnete es einfach weiter. Der Mosel erging es fast ebenso schlecht; die Reben sogen sich mit Wasser voll, die Trauben platzten, und in den Weinbergen breitete sich Fäulnis aus. Bei Carl Loewen an der Mosel wurde die gesamte Ernte in neun Tagen eingeholt – normal sind sechs Wochen. In Piesport stauten sich Traktoren und Anhänger im Ort ebenso wie in den Weinbergen. Eine rigorose Traubenselektion war nötig, aber in Windeseile. Und die Weine? Kein Anzeichen von irgendwelchen Problemen! Sie sind wunderbar ausgewogen mit reifer Säure, trockene wie feinherbe Gewächse präsentieren sich präzis und konzentriert. Sie sind ein Beweis dafür, welche Standards inzwischen in Weinberg und Keller herrschen: Gute Winzer machen heutzutage keinen groben Schnitzer mehr.
In Bordeaux könnte 2014 einer dieser unbeachteten Jahrgänge werden, der im Schatten des 2015ers steht. Bordeaux brauchte dringend einen guten Jahrgang, um das Interesse am En-primeur-Markt wiederzubeleben. Die Verbraucher haben sich bisher um 2014 so wenig gerissen wie um 2013 oder 2012. Aber die 2014er sind attraktive Weine, die schönen Trinkgenuss bieten werden. Sie verdienen Beachtung, aber nicht zu hohe Preise. Lassen Sie sich Zeit, sie mit den 2015ern zu vergleichen.
Im Gegensatz dazu dürften sich Burgunder wie warme Semmeln verkaufen. Die Weißen, einschließlich Chablis, sind herrlich konzentriert mit einem sehr salzigen und steinigen Einschlag sowie Noten von reifen gelben Früchten; lebhaft und reintönig. Bei den Roten scheint es ein Jahr für die Côte de Nuits zu sein: kraftvolle, ungeheuer aromatische Weine mit diesem wunderbaren burgundischen Charakter von Spannung und Fülle. Auch an der Côte de Beaunes sind die Weine sehr aromatisch, doch fühlen sich die Tannine zuweilen etwas trocken an: Nachdem sich Hagel und Fruchtfliegen ausgetobt hatten, blieben den Erzeugern so geringe Mengen übrig, dass es zu Überextraktion kommen konnte.
Die Weine der Rhône dürften recht früh trinkreif sein; sie entpuppen sich als sehr attraktiv, saftig und fruchtig. Im Süden gab es Grenache im Überfluss, sodass nur mit Ausdünnung Konzentration erreicht werden konnte; im Norden reifte die Syrah sehr schön aus. Die 2015er dürften Weine zum Einlagern sein, und da kann ein Jahrgang wie 2014, bei dem das nicht der Fall ist, sehr gelegen kommen.
In Italien wurden Weine erzeugt, die sich von den 2015ern vollkommen unterscheiden. Die 2014er Soave-Weine von Inama sind nach einem kühlen, regnerischen Jahr, das von einem guten September gerettet wurde, relativ alkoholarm (12,5%) und von Frische und Straffheit gekennzeichnet. Beim Barolo gab es 2014 ein paar frühe Warnungen, aber nun, da sich die Weine in der Reifung befinden, sehen sie erheblich besser aus. Doch auch so ist es wahrscheinlich ein besseres Jahr für Barbera und Dolcetto als für Nebbiolo, mit sicherlich leichteren Weinen als 2010, 2012 oder 2013. Auch in Bolgheri sind die Weine relativ leicht, obwohl es das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war. Das lag aber mehr an einem milden Winter und warmen Frühling als an einem heißen Sommer. Die Weine präsentieren sich strahlend und ausdrucksstark mit runden Tanninen, eher geradlinig als sehr kraftvoll.
In Rioja hatten die Trauben aufgrund des Regens im Frühjahr 2014 Gesundheitsprobleme, und obwohl der Sommer gut war, wurde kein großer Jahrgang daraus. Die Weine sind sicherlich weniger ausdrucksstark und fruchtig als 2015. Nebenan in Portugal hat es seit 2011 kein klassisches Jahr für Vintage Port mehr gegeben, und trotz all der (vielen) Reize, die Single-Quinta Vintage Ports haben, hätten die Erzeuger doch am liebsten einen eindeutigen Vintage-Port-Jahrgang. 2014 wird aber voraussichtlich keiner werden, sondern wieder einer für Single-Quinta-Weine. Bei den Tischweinen werden, wie anderswo auch, in ganz Portugal die 2015er die 2014er überstrahlen, selbst wenn Letztere sehr, sehr attraktive Weine voller Frucht und Frische sind. Ein Jahrgang, an dem man viel Freude haben wird.
Alternativen gefällig?
In diesem Buch geht es nicht nur darum, neue Weine zu entdecken; manchmal müssen auch alte, fast vergessene Weine wiederentdeckt werden. Dann bereitet es besonderes Vergnügen, neue Verbindungen zu finden, neue Ähnlichkeiten, die die Weine in andere Zusammenhänge stellen. Mit der Perspektive ändert sich alles.
Sie mögen weißen Burgunder – probieren Sie Pinot blanc
Die beiden Sorten sind natürlich miteinander verwandt: Pinot (in allen Farben, denn genetisch ist es ohnehin die gleiche Traube) ist ein Elternteil von Chardonnay. Und während Chardonnay an der Côte d’Or und einigen anderen bevorzugten Orten einige der großartigsten Weißweine der Welt liefern kann, gibt es Gebiete, wo (psst, psst …) Pinot blanc besser sein kann: lebhafter, geschmackvoller, aufregender. Norditalienischer Pinot blanc kann dazugehören, und auch deutsche Exemplare aus Baden oder der Pfalz haben nicht selten Gewicht. Auch in Österreich kann man fündig werden, insbesondere in Niederösterreich und in der Steiermark, und sogar aus dem kanadischen Okanagan Valley sind einige gute Weine verbürgt. Im Elsass wird eine Menge Pinot blanc erzeugt, aber die würzige Elsässer Note ist schon wieder einen Schritt weg von der Côte d’Or.
Und wenn Sie Elsässer Weine mögen – probieren Sie Gemischten Satz
Ein anderes typisches Attribut des Elsass ist seine Weinigkeit. Ich gebe zu, dass dies für einen Wein kein besonders hilfreiches Attribut ist, aber es geht um die Vorstellung davon, wie Wein sein sollte – sozusagen das platonische Ideal von Wein. Ein weiniges Aroma kann auch das Resultat einer gemeinsamen Gärung unterschiedlicher Traubensorten sein, und genau das ist es, was beim Gemischten Satz geschieht. Da wachsen fünf, zehn oder 15 Sorten zusammen im selben Weinberg und werden alle am selben Tag gelesen und miteinander vergoren. Was dabei herauskommt, ist mehr als nur die Summe ihrer Teile. Am besten probiert man das Ergebnis in Wien, wo der Gemischte Satz eine Spezialität ist. Er wird nur in kleinem Umfang erzeugt und kaum exportiert. Doch wenn Sie dort sind, sollten Sie ihn unbedingt probieren.
Sie mögen Soave – probieren Sie Godello
СКАЧАТЬ