Название: Ich spüre was, was du nicht spürst
Автор: Anne Heintze
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Личностный рост
isbn: 9783833849558
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Hochsensible sind keinesfalls immer besonders anfällig für Krankheiten, empfinden Schmerzen intensiver oder neigen dazu, intensivere Symptome zu entwickeln, wenn sie krank sind. All das kann sein, muss aber nicht. Ich kenne auch hochsensible Menschen, die nicht mehr oder intensiver krank werden als andere. Zu genau denen kannst du gehören, wenn du lernst, frühzeitig auf die Warnsignale deines Körpers zu hören.
Weniger ist mehr!
Ein Vorteil der hohen körperlichen Empfänglichkeit ist es, dass viele hochsensible Menschen stärker und intensiver auf Medikamente und ihre Wirkstoffe reagieren. Sie benötigen daher oft nur geringe Dosierungen und sprechen gut auf sanftere Methoden an. Beispielsweise können Hochsensible oft sehr gut mit Homöopathie, Pflanzenheilkunde oder Akupunktur behandelt werden. Alle manuellen Therapien sind ebenfalls Alternativen, die sie bei Bedarf ausprobieren sollten.
TOO! MUCH! INFORMATION!
Normalerweise erreicht nur ein kleiner Teil der durch unsere Sinne aufgenommenen Informationen unser waches Bewusstsein. Der Rest wird entweder für interne physiologische Prozesse ausgewertet (zum Beispiel stärkere Durchblutung der Haut bei Wärmereizen), in automatische Handlungen umgesetzt (zum Beispiel Nasejucken) oder schlicht als unwichtig ausgefiltert. Diese Prozesse machen unser Leben deutlich unkomplizierter, weil wir uns nicht bewusst um alles kümmern müssen, was um uns herum geschieht.
Nun sind bei Hochsensibilität diese Filter durchlässiger, weitaus mehr Informationen dringen ins Bewusstsein, die Aufmerksamkeit fängt an, zwischen den unterschiedlichen Reizen hin und her zu springen – Überreizung und Verwirrung sind die Folge. Schon die tägliche Busfahrt zur Arbeit kann sich zum Spießrutenlaufen zwischen Autolärm, dudelnden Handys, Stimmengewirr und Kindergeschrei entwickeln und du sinkst genervt und erschöpft in den Stuhl, noch bevor du überhaupt zu arbeiten begonnen hast. Wenn dann noch das Telefon klingelt und ein Kollege gleichzeitig eine dringende Frage stellt, ist der Tag eigentlich schon gelaufen. Wiederholen sich solche Szenarios ständig, entsteht schnell Dauerstress mit ernsten Folgen für die Gesundheit.
DER KÖRPER REAGIERT
Bei akutem Stress schüttet das Hormonsystem die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin aus, die den Körper auf die Bewältigung einer aktuellen Krise vorbereiten sollen. Das Adrenalin setzt den Flucht- oder Kampfmechanismus des Körpers in Gang und das Noradrenalin aktiviert die entsprechenden Hirnareale. Verebben die Auslöser, werden die Hormone rasch abgebaut und der Körper kehrt in sein ursprüngliches Gleichgewicht zurück. Erfolgen jedoch wiederholte Stressschübe, beginnt die Ausschüttung des Hormons Cortisol, das nur langsam, manchmal erst nach einigen Tagen abgebaut wird. Gibt es innerhalb dieses Zeitraums weitere Überstimulation und zu viele Reize, bleibt das Cortisolsystem aktiviert und der Stress wird chronisch.
Neben zunehmender Gereiztheit, Konzentrationsstörungen und psychischen Störungen bis hin zum Burnout kann Dauerstress auch weitreichende körperliche Folgen nach sich ziehen. Von einer allgemein erhöhten Infektanfälligkeit, Bluthochdruck und Gelenkproblemen bis zu Krebserkrankungen und Diabetes wird nach neuesten Erkenntnissen eine Vielzahl körperlicher Probleme mit einem dauerhaft erhöhten Cortisolspiegel in Verbindung gebracht.
Klarheit – und dann Veränderung
Du bist bereits mittendrin in den positiven Veränderungen für noch mehr Lebensqualität mit deiner Hochsensibilität. Wieso? Weil du dir beim Lesen dieses Kapitels viel bewusst machst. Das ist der erste Schritt, um bestimmte Dinge künftig noch besser zu handhaben.
ÜBUNG
NOTIZEN
Nimm dir am besten gleich dein Tagebuch und schreib dir beim Lesen der folgenden Seiten auf, wie dein Körper auf zu viel Belastung und ein Übermaß an Reizen meist reagiert. Kannst du spüren, wie viel Mühe er sich gibt, mit all den Anforderungen klarzukommen?
Psychosomatische Reaktionen
Krankheiten äußern sich sowohl auf körperlicher als auch seelischer Ebene. Ebenso beeinflussen sich psychisches und körperliches Befinden wechselseitig. Die Psychosomatik ist das medizinische Fachgebiet, das sich mit Krankheiten befasst, bei denen psychische Faktoren besonders im Vordergrund stehen. Der Begriff Psychosomatik leitet sich von den beiden griechischen Wörtern Psyche (Seele) und Soma (Körper) ab. Eine psychosomatische Therapie muss immer seelische, soziale und körperliche Aspekte der Erkrankung berücksichtigen.
Allergien und Co.
Hochsensible Menschen sind oft (aber nicht immer) anfällig für Allergien. Bei Allergien reagiert das Immunsystem überempfindlich auf eigentlich harmlose Stoffe und handelt so, als seien sie gefährlich: Speziell in den Industrieländern muss der menschliche Organismus zunehmend mit chemischen und unnatürlichen Stoffen umgehen. Wird es ihm zu viel, beginnt er, auf bestimmte Dinge wie auf Krankheitserreger zu reagieren. Das Immunsystem ist dadurch ständig aktiv und in Gefahr, mit der Zeit geschwächt zu werden. Sehr sensible Menschen reagieren oft auch empfindlich auf Elektrosmog.
Magen-Darm-Probleme
Sensible Menschen neigen dazu, zu viel »herunterzuschlucken« und sich mehr zuzumuten, als sie verdauen können. Dies muss mit der Zeit den Magen-Darm-Trakt provozieren, auf sich aufmerksam zu machen und Stopp zu rufen. Einem harmoniebedürftigen Menschen fällt es meist schwer, Nein zu sagen oder sich mit einer unangenehmen Situation zu konfrontieren. So etwas schlägt ihm dann leicht auf den Magen oder er hat »Schiss« vor einer Auseinandersetzung. Hinzu kommt eine erhöhte Reaktionsbereitschaft auf chemische oder künstliche Stoffe in der Nahrung, was die Verdauung ebenfalls beeinträchtigen kann.
Die Sprache drückt es sehr direkt aus: Uns geht etwas »an die Nieren« oder »zu Herzen«.
Kopfschmerz und Migräne
Hochsensible Menschen »zerbrechen sich oft den Kopf«, indem sie Situationen oder Gespräche intensiv analysieren. Häufig übernehmen diese Menschen viel Verantwortung, kümmern sich um ihre Mitmenschen und machen sich Sorgen. Aufgrund ihrer »Grübeleien« neigen sie zu Kopfschmerzen in allen Variationen.
Die Haut als Abgrenzungsorgan
Jeder Mensch kennt sicherlich das Wort »dünnhäutig«. Es ist eine wunderbare Metapher für das Schutzkleid des Hochsensiblen: seine Haut. Der Zusammenhang zwischen Überreizung und Sensibilität zeigt sich sehr offensichtlich an den Reaktionen der Haut. Sie kann leicht gereizt reagieren bei rauen, kratzigen Stoffen und »Plastik«-Textilien oder auf Waschmittel und Cremes oder andere Kosmetika.
Auch psychisch weist die Haut als Grenze zur Umwelt zuverlässig auf Überlastungen hin. Je weniger ein hochsensibler Mensch in der Lage ist, schädlichen Einflüssen (seelisch ebenso wie körperlich) Einhalt zu gebieten, umso leichter reagiert die Haut.
DIE BOTSCHAFT DER MIGRÄNE
Migräne ist ein Krampfzustand und der Gegenpol zum Loslassen, was hochsensiblen Menschen manchmal schwerfällt. Vor allem wenn sie einen hohen Anspruch an sich selbst haben und zu Perfektionismus neigen.
Bei vielen ist es so: Wenn sie ihre Grenzen deutlich überschreiten, brauchen sie eine Begründung, die ihnen erlaubt, sich sofort zurückzuziehen – allein in einen abgedunkelten Raum. Die Migräne gibt ihnen diesen Freiraum für sich selbst und Abstand zur Umwelt. Für hochsensible Migränepatienten ist der Kopfschmerz oft ein wichtiger Schutzmechanismus, der sie vor massiver Überlastung bewahrt, davor, dass die Sicherungen durchbrennen.
DIE TOLERANZ СКАЧАТЬ