Bloody Marys - das Leben birgt ein tödliches Risiko. Sabine Ludwigs
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Название: Bloody Marys - das Leben birgt ein tödliches Risiko

Автор: Sabine Ludwigs

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783942672436

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СКАЧАТЬ lassen.“ Friedrich sah das natürlich voll und ganz ein und erkundigte sich lediglich, was es denn zur Feier des Tages zu essen gäbe. „Überraschung“, lachte Rebecca, warf ihm eine Kusshand zu und entschwand in die Küche. Hier waltete dann die züchtige Hausfrau, während Friedrich, der den Eindruck, eventuell helfen zu wollen, gar nicht erst aufkommen ließ, in froher Erwartung zu einem Spaziergang aufbrach.

      Als er zurückkehrte, war die Überraschung wirklich perfekt. Rebecca empfing ihn in heller Aufregung. „Es tut mir so unendlich leid für Ellen, aber ich muss sofort zu Astrid fahren. Sie ist kreuzunglücklich und glaubt, Frank betrüge sie. Dabei haben wir ihn immer für einen Mustergatten gehalten. Vor allem du. Vielleicht ist ja auch nichts dran, aber ich muss auf jeden Fall hinfahren. In solchen Situationen brauchen Töchter ihre Mütter. Das verstehst du doch, Schatz.“

      „Und das Essen?“ Klar, dass die Interessen ihres holden Gatten eher auf leibliche, als auf seelische Bedürfnisse ausgerichtet waren. „Kein Problem“, strahlte Rebecca, „ich hab bereits mit Ellen telefoniert. Sie kommt vorbei und wird alles richten. Bitte, kümmere dich um sie. Du weißt ja, sie hat Geburtstag und ich werde frühestens morgen zurück sein.“ Insgeheim stellte sie resignierend fest, dass Friedrich wenigstens zum Schein ein bisschen traurig hätte aussehen können. Vor Gericht ein Meister des Mimikry, aber zu Hause – nicht einmal das war sie ihm noch wert.

      Beim Hinausgehen traf sie auf Ellen. Sie umarmte die Freundin und sagte sibyllinisch: „Schön, dass du mich nicht im Stich lässt und dich um Friedrich kümmerst. Das werde ich dir nicht vergessen. Macht euch einen richtig schönen Abend.“ Und weg war sie. So, nun brauchte sie nur noch ein wenig Glück. Aber warum sollte ausgerechnet bei Friedrich nicht klappen, was bis 1998 schon 16 Amerikanern den Tod brachte? Rebecca hatte sich im Internet ausführlich über die Gefahren von Viagra informiert. Die Potenz-Pille war unbedenklich – falls man gesund war. Wer aber, wie Friedrich Herzprobleme hatte und ständig Nitroglyzerin einnehmen musste, ging ein tödliches Risiko mit dem blauen Wunder ein. Würde ihr werter Gatte das in Kauf nehmen? Sie konnte es nur hoffen und auf Ellens Verführungskünste bauen. Und die war dank Rebeccas Überredungsgabe wild entschlossen, ihm die Nacht der Nächte zu bereiten. Vor ihr würde er sicherlich nicht den Kranken spielen wollen. Dann schon lieber den jugendlichen Helden. Es musste einfach klappen. Im Augenblick konnte Rebecca allerdings nichts weiter tun, als ziellos durch die Gegend zu fahren.

      Als fast zwei Stunden später ihr Handy klingelte, war ihr sofort klar, dass ihre Rechnung aufgegangen war. Schließlich wussten nur Ellen und Friedrich, dass sie mit dem Auto unterwegs war. Und Friedrich – da war sie sich sicher – würde sie kaum zu erreichen versuchen. Sekunden später schrillte denn auch Ellens hysterische Stimme durch die Freisprechanlage: „Du musst sofort kommen, es ist etwas Furcht­bares passiert.“ Rebecca wendete auf der Stelle und brauste zurück. Den Versuch, aus Ellen etwas heraus zu kriegen, ersparte sie sich. Zum einen, weil es bei dem Zustand ihrer Freundin zwecklos schien. Zum anderen, weil sie ohnedies Bescheid wusste.

      Und so fand sie ihn denn auch im zerwühlten Ehebett. Nackt und mausetot. Paradoxerweise ragte genau jener Körperteil in die Höhe, der zu Lebzeiten stets nur wenig Standfestigkeit bewiesen hatte – jedenfalls bei ihr. Eine obszöne Demonstration postmortaler Manneskraft, die die Witwe diskret mit einem Laken bedeckte, bevor sie die völlig kopflose Ellen anwies, das Haus schnellstens zu verlassen und den Notarzt alarmierte.

      Der fand eine nur notdürftig bekleidete Ehefrau bei der Leiche ihres Gatten vor und schrieb diese gänzlich undamenhafte Aufmachung deren offensichtlicher Verzweiflung zu. Verständlich, wenn man so brutal mitten aus dem Liebesakt gerissen wird. „Viagra, sind sie da sicher? Wie konnte er nur so etwas tun bei seinem Gesundheitszustand?“ schluchzte Rebecca in ihr Taschentuch. „Wenn ich nur etwas geahnt hätte. Niemals hätte ich geduldet, dass er sein Leben so aufs Spiel setzt.“ Der Doktor unterzeichnete den Totenschein: Herzversagen. „Manchmal“, sagte er mit merkbarer Versonnenheit in der männlich sonoren Stimme, „werfen wir eben alle Bedenken über Bord und wollen’s noch einmal wissen – vor allem in der Midlife-Crisis. Übrigens ein schöner Tod – falls sie das zu trösten vermag.“ Dann packte er zusammen und versprach der ohnedies schwer geprüften Witwe äußerste Diskretion.

      Und so standen sie denn drei Tage später gemeinsam an Friedrichs Grab. Rebecca und Ellen, zwei Frauen, die ein Geheimnis zusammenschweißte. „Ich bin ja so froh, dass du dich um Mama kümmerst und ihr auch in der Praxis beistehen willst“, sagte Astrid zur gramgebeugten Freundin ihrer Mutter. Kinder schieben eben auch gern mal Verantwortung ab. „Lass gut sein“, beruhigte Rebecca ihre Tochter, „Ellen und ich kommen schon klar. Das alles braucht nur ein wenig Zeit.“

      Und die hatten sie ja nun, die beiden Witwen, die es sich gemeinsam im Grünen wohl sein ließen. Die Praxis warf genug für beide ab und Friedrichs Haus erwies sich als ideales Domizil für zwei, sofern nicht einer nur die Füße hoch legte und sich von dem anderen bedienen ließ. Aber das war ja wohl endgültig vorbei, was offensichtlich keine der beiden Frauen bedauerte.

      Tür an Tür

      Sabine Deitmer

      Wissen Sie, im Nachhinein mache ich mir richtig Vorwürfe. Da lebt man jahrelang Tür an Tür auf dem gleichen Treppenabsatz. Grüßt sich jedes Mal, wenn man sich sieht, auf der Treppe. Und ahnt nichts von dem, was sich hinter der Tür abspielt, gleich nebenan. Man fragt sich, ob man nicht doch hätte helfen können, das Schlimmste verhindern. Aber jetzt ist es eh zu spät … Die Kleine hat ja oft geschellt, wenn sie aus der Schule kam und den Schlüssel vergessen hatte. Dann hab ich ihr einen Kakao gekocht, und sie hat hier bei mir am Tisch gesessen und ihre Schulaufgaben gemacht und mit dem Hansi gespielt, bis ihre Mutter von der Arbeit kam. Eine süße Kleine, die schon viel zu früh erwachsen werden musste. Mir hat sie immer leid getan, wie sie mit dem Schlüssel um den Hals und dem viel zu großen Tornister morgens los gezogen ist. Höchstens sieben oder acht war sie da. Und schon so vernünftig, viel zu vernünftig für das Alter. Dass die Mutter und der Stiefvater sich nicht verstanden haben, war ja kein Geheimnis. Das wusste jeder im Haus. Aber, dass das mal so enden würde … Mir hat immer nur die Kleine leidgetan.

      Mich hat das eigentlich nicht überrascht. Hab selber fünf Kinder und fahre nachts Taxi. Da sieht man so allerhand. Und wundert sich selten. Und die Kleine, das war ’ne ganz pfiffige, rotzfrech. Meine fünf, die hatte sie voll unter Kontrolle. Die hat sie um den Finger gewickelt. Auch die Großen. Und immer hatte sie die Knie aufgeschlagen, war ’ne große Rollschuhfahrerin. Na ja, bei dem Zirkus, der da bei ihr zu Hause war, tat sie gut dran, schnell abzuhaun. Der Stiefvater war so ein aalglatter Vertretertyp, immer ’ne Spur zu freundlich, und die Mutter hatte mehr als einmal ’ne Fahne, wenn ich ihr auf der Treppe begegnet bin. Kann man ja verstehn, bei dem Mann. War sonst eigentlich ’ne nette Frau und arbeitete hart, das sah man ihr an. Aber die Kleine hat da mehr mitgekriegt, als gut war für ihr Alter. Vor mir hatte sie Angst. Wieso, weiß ich nicht. Als ich ihr einmal mit der Hand über die Haare gestrichen habe, ist sie richtig zusammengezuckt. Ich hab sie dann nie mehr angefasst.

      Die Biene war meine Freundin in der Grundschule. Wir waren viel zusammen. Sie ist oft gleich von der Schule mit zu mir nach Hause gekommen, weil ihre Mutter ja arbeiten ging, und meine war immer da. Manchmal hat sie auch bei mir geschlafen. Ich hab nie bei der Biene geschlafen. Die Biene war in Ordnung. Sie hat mir viel geholfen mit den Schulaufgaben und mir die Sachen erklärt, die ich nicht verstanden habe. Die Biene hat schnell kapiert. Von sich zu Hause hat sie nur ganz selten was erzählt. Das wusste ich gar nicht, dass das ihr Stiefvater war. Das habe ich alles erst später erfahren. Die Biene hat mir das nicht gesagt. Aber ich hab ihn gesehen. Ein paar Mal, wenn er die Biene im Auto von der Schule abgeholt hat. Dann hat er so komisch gepfiffen, wie für einen Hund, und die Biene musste springen. Wenn er wütend war, hat er mit den Backenzähnen geknirscht. Das haben wir vor dem Spiegel geübt, die Biene und ich. Wenn er das machte, hatte sie Angst. Das ist das Einzige, was sie mir erzählt hat. Ob sie ihn gemocht СКАЧАТЬ