Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket - A. F. Morland страница 86

СКАЧАТЬ lange gesagt, was ich sagen will. — Die vier Silos sind durch brückenartige Gebilde miteinander verbunden.“

      Jetzt musste ich wieder einen Rückzieher loslassen. „Gute Idee, Mädchen“, sagte ich begeistert.

      „Während du hochturnst, halte ich den Kerl hier in Schach und gebe dir nötigenfalls Feuerschutz.“

      „Du bist ein Engel, Susan. Da schießt mir doch gleich das Wasser in die Augen.“

      „Mach schnell, Biff.“

      „Mach’ ich. Und halte die Lesemänner offen.“

      „Okay. Und... Biff...“

      „Ja?“

      „Pass auf dich auf.“

      Ich küsste sie auf den kirschroten Mund. Er war warm und trocken.

      „Okay, Mädchen. Und wenn’s Höschen kneifen sollte, dann schreist du, ja?“

      Ich gab ihr noch einen leichten Klaps auf die Wange, wandte mich dann um und lief die Front der riesigen Silos entlang.

      Wenige Augenblicke später hatte ich die Holztreppe, von der Susan gesprochen hatte, erreicht.

      Ich zuckte erschrocken zusammen, als ein Schuss peitschte. Den konnte nur Susan Tucker abgegeben haben. Die Detonationen ihres kleinen Knallers waren mir bestens bekannt.

      Die Ungewissheit darüber, was passiert war, trieb mich zu allergrößter Eile an.

      Ich hastete die steile Treppe hinauf. Mir kam vor, als würde sie geradewegs in den Himmel führen, so lang war sie.

      Als ich endlich ihr Ende erreicht hatte, musste ich eine Verschnaufpause einlegen. Hatte der Chinese so lange gewartet, konnte er auch noch die eine Minute zugeben.

      Ich überschritt den ersten Silo.

      Vom Chinesen war kein Zipfel zu sehen.

      Nun hatte ich den Rand des ersten Silos erreicht. Susan hatte recht, hier führte ein brückenartiges Gebilde zu Silo Nummer 2 hinüber. Es war ein schmaler Eisensteg. Die Männer, die ihn montiert hatten, hatten wohl nicht mehr genügend Zeit gefunden, auch ein Geländer zu befestigen.

      Wie ein Seiltänzer im Zirkus tänzelte ich über den schmalen Steg. Unter mir gähnte eine gefräßige Tiefe, die mich gern mit Haut und Haaren verschlungen hätte.

      Mit ein wenig Herzklopfen erreichte ich den zweiten Silo. Dann kam Nummer 3 — und dann war ich auf Nummer 4. Auf „unserem“ Silo. Auf dem, den ich mir mit dem Chinesen teilte.

      Jetzt wurde die Sache heikel!

      Wie Silo Nummer 1 trug auch Silo Nummer 4 einen kleinen hölzernen Aufbau. Ich war ganz sicher, dass der Chinese hinter diesem Aufbau hockte und sich das schmerzende Bein hielt.

      Ich schlich auf Zehenspitzen vorwärts. Meine Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Gleich musste es zur Entscheidung kommen. Wer würde siegen? Er oder ich? Wenn ich ehrlich bin, hoffte ich, dass er Pech haben würde und nicht ich.

      Drei Meter trennten mich noch von dem hölzernen Aufbau. Es waren oberflächlich aneinandergenagelte Latten. Verwittert, leicht morsch. Zwischen den Latten waren dicke Ritzen. Je näher ich kam, desto besser konnte ich die geduckten Umrisse des Chinesen erkennen.

      Ob er mich auch schon entdeckt hatte?

      Ich beobachtete, wie er sich bewegte. Wie er vorsichtig zu Susan hinunterlugte. Jetzt kam sein Arm hinter dem Aufbau hervor. Er wollte wieder auf meine Partnerin feuern.

      Ich machte fünf schnelle Schritte zur Seite. Nun hatten wir ihn in der Zange. Susan hatte ihn von unten im Schussfeld, wenn er zurückwich, und ich stand direkt in seinem Rücken.

      „Waffe weg!“, schrie ich ihn an.

      Er zuckte wie vom Blitz gerührt herum. Ich sah, wie er den Revolver hochriss. Meine Mittel waren begrenzt. Ich konnte mich fallen lassen und ihn kampfunfähig schießen.

      Genau das machte ich.

      Ich spürte einen harten Schlag gegen meine Rippen. Schon spuckte mein Revolver das Projektil nach ihm. Er riss entsetzt die Arme hoch, taumelte zurück und strauchelte. Dann stürzte er die ganze steile Treppe, sich unentwegt überschlagend, polternd hinunter.

      Ich hetzte ihm nach.

      Susan kam hinter ihrem Versteck hervor. Der Chinese hatte seine Waffe verloren. Sie lag irgendwo im Staub, für ihn unerreichbar.

      Als ich keuchend unten angelangt war, fasste ich wütend nach seinem schwarzen Gewand. Ich riss ihn ächzend hoch und stellte ihn auf die Beine. Er war zäh wie Leder. Jeder andere hätte sich während des Gepolters auf der Treppe das Genick gebrochen. Er nicht. Er hielt sich bloß den rechten Arm, den ich mit einer Kugel lädiert hatte.

      Plötzlich machte ich eine Entdeckung, die mich verblüffte: Sein wächsernes Gesicht war unbeweglich; Nur die Augen hatten Leben. Er trug eine Chinesenmaske.

      Mir flimmerte es kurz vor den Augen. Ich gab der Aufregung die Schuld. Jetzt wollte ich wissen, wer sich hinter dieser Maske verbarg.

      Meine Hand schnellte vor. Die Finger fühlten warmen Gummi. Ich riss daran ... und starrte bestürzt in das weiche Gesicht einer Frau.

      Der „Chinese“ war eine Frau. Es war Mirja Stewart.

      Ich ließ erstaunt Dampf ab. „Das nennt man eine gelungene Überraschung“, sagte ich außer mir und wiegte verständnislos den Kopf.

      Mirja Stewart wankte. Sie schlug die Zähne hart aufeinander und bat, sich setzen zu dürfen.

      Wir gestatteten es ihr.

      „Ich denke, Sie haben uns jetzt eine Menge zu erzählen, Miss Stewart“, sagte ich fordernd.

      Mirja nickte stumm. Um ihre Augen lag ein dunkler Schatten. Sie wusste, dass sie verspielt hatte, und hatte sich selbst aufgegeben.

      Langsam hob sie den Kopf und blickte zuerst Susan und dann mir lange in die Augen. Mir war, als wollte sie mit diesem Blick um Verständnis bitten.

      Dann sagte sie leise, immer wieder von längeren Pausen unterbrochen, während sie das Gesicht schmerzlich verzog: „Pete und ich gehörten zur Ross-Gang. Pete war erst siebzehn. Sie nahmen ihn mit, als sie losfuhren, um den Tyrrell-Männern die Beute abzunehmen. Pete bekam einen Bauchschuss ab. Ich bin sicher, er wäre noch zu retten gewesen, aber Mei Chen hat ihn mit einem Kopfschuss getötet. Sie hätte ihn von seinen Leiden befreit, wollte sie mir weismachen. Als ob sie seine Leiden gekümmert hätten. Sie wollte sich bloß die Unannehmlichkeiten ersparen, deshalb hat sie ihn kaltblütig ermordet. Als Mei Chen mir davon erzählte, beschloss ich, Petes Tod zu rächen. Von da an beobachtete ich unsere Leute. Ich wusste noch nicht, wie ich es anpacken sollte. Ich hatte noch keinen Plan. Ich wusste nur, dass ich keine Gnade kennen würde. So, wie sie keine Gnade bei Pete gekannt hatten."

      Wieder ging ein Flimmerregen vor meinen Augen nieder. Ich wartete, bis es vorbei war. Dann fragte ich: „Sie haben mir das Leben gerettet, Mirja. Warum?“

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