Название: Hinter jeder Tür wartet neues Glück: Liebesgeschichten
Автор: Eva Joachimsen
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Короткие любовные романы
isbn: 9783745212563
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Am Morgen entdeckte sie an seiner Tür ein Namensschild: Simon Geber.
Nach der Arbeit klingelte sie bei Simon, wie sie ihn in Gedanken längst nannte. Doch niemand öffnete. Wieder sah sie bis zu den Spätnachrichten fern, sie ließ sogar ihr Steppaerobic sausen, um ihn nicht zu verpassen. Aber er kam nicht vorbei.
Am Morgen hörte sie Musik aus Simons Wohnung, kurz überlegte sie, sofort runterzugehen und sich zu beschweren, aber dazu reichte die Zeit dann doch nicht.
Am Abend klingelte sie wieder bei ihm. Diesmal öffnete Simon. „Ach der Dosenöffner. Den hatte ich schon ganz vergessen, dabei habe ich inzwischen meinen eigenen ausgepackt.“
Er bat sie herein. Im Wohnzimmer stand das rote Sofa mit zwei passenden Sesseln, an der langen Wand war ein kleiner Schrank und ein großes Fernsehgerät.
Er brachte den Dosenöffner aus der Küche und zwei Gläser. „Ein Glas Wein als Entschädigung?“, fragte er.
Sie schaute auf die Uhr. „Eigentlich wollte ich noch zum Schwimmen.“
„Mit einem Glas Riesling geht es bestimmt viel besser.“
„Nein, damit gehe ich unter wie ein Sandsack.“ Sie lachte und setzte sich auf das Sofa. Er schenkte die Gläser ein und ließ sich auf dem Sessel nieder.
„Auf gute Nachbarschaft.“
„Auf gute Nachbarschaft! Sind Sie neu in der Stadt?“, fragte Inken.
„Nein, ich habe hier studiert. Bin aber jetzt von München hergezogen. Ich habe mich hier immer wohlgefühlt.“ Er streckte seine Beine aus.
„Wo arbeiten Sie denn?“
Offen erzählte er von seinem Job als Journalist.
„Oh, das ist sicher spannend. Ich arbeite nur für eine Versicherung.“ Inken ließ ihr Schwimmen ausfallen. Ihre beiden Freundinnen würden es ihr verzeihen. Aber der Typ war zu süß, die Gelegenheit wollte sie nicht verpassen.
Leider blieb es bei diesem einen Gespräch. In den nächsten Wochen sah sie ihn nicht. So konnte sie ihn auch nicht bitten, über Weihnachten ihre Blumen zu gießen.
Anfang Februar schneite es wieder. Sie brauchte täglich lange, um zur Arbeit zu kommen. Die Busse fuhren verspätet. Selbst der Fußweg durch den hohen Schnee zur Haltestelle war anstrengend und dauerte. Sie war froh, überhaupt in die Firma zu kommen.
Hin und wieder sah sie in Simons Wohnung Licht brennen. Leider fiel Inken nichts ein, um zu klingeln, ohne aufdringlich zu wirken. Sie musste sich eben in Geduld fassen.
„Kommst du mit zum Fasching?“, fragte ihre Freundin eines Tages bei einem Treffen.
Inken zögerte. Ohne Partner machte so ein Fest keinen Spaß. Dann fiel ihr Simon ein. Ob er als Journalist zur Feier ging, um darüber zu berichten? Sie würde ihn fragen oder besser noch ihn einladen, damit er davon schreiben konnte.
Sie hatte Glück und traf ihn am Wochenende beim Bäcker. „Kommen Sie auch zum Fasching des Sportvereins? Das ist in unserem Stadtteil die größte Feier.“
Er schüttelte den Kopf.
„Ich dachte, Sie schreiben einen Artikel darüber“, sagte sie enttäuscht.
Er lächelte. „Für die Vereine bin ich nicht mehr zuständig. Ich arbeite im Politikressort.“ Nach einer kleinen Pause ergänzte er: „In einer überregionalen Zeitung.“
Sie biss sich auf die Lippen. Dann zwang sie sich zu einem Lächeln. „Sind Sie viel unterwegs?“
„Ja, ich bin häufig in Berlin.“
Noch immer wusste sie nicht, ob er eine feste Partnerin hatte. Doch sie wagte nicht, direkt zu fragen, schließlich kannte sie ihn kaum.
Eine Woche später traf sie ihn wieder. Diesmal im Treppenhaus. Es hatte getaut, draußen sangen die Vögel, die Haselnüsse blühten und selbst die Krokusse streckten ihre Blätter aus dem Boden.
„Wir planen schon unser Nachbarschaftsfest. Helfen Sie auch dabei?“, fragte sie und als er überrascht aufsah: „Eigentlich feiern wir erst am letzten Wochenende vor den Sommerferien. Aber Frau Braun ist die Einzige im Organisationskomitee, deshalb fängt sie jetzt schon an, alle Nachbarn einzuspannen.“
„Und warum fragt sie mich nicht direkt?“ Es klang nicht sehr ermutigend, doch Inken ließ sich nicht aus der Fassung bringen. „Weil Sie nie daheim sind. Sie hat schon mehrmals bei Ihnen geklingelt.“
Er lachte. „Richten Sie ihr aus, dass ich keine Zeit habe und nicht komme.“
Sehr gesellig schien er nicht zu sein. „Das wissen Sie schon jetzt?“ Sie zweifelte an seiner Ehrlichkeit.
„Im Sommer bin ich unterwegs“, erwiderte er kühl.
Drei Tage später war der Winter zurückgekommen und die Straße spiegelglatt. Niedergeschlagen fuhr Inken mit dem Bus zur Arbeit. Jetzt wohnte dieser gutaussehende Mann schon seit zehn Wochen unter ihr, aber sie hatte ihn erst fünfmal getroffen und nur wenige Worte mit ihm gewechselt.
Kurz vor der Firma drehte sich der Bus um sich selbst bei dem Versuch, vor der roten Ampel zu bremsen.
Inken stieg besonders vorsichtig aus. Der Tag verlief genauso mies, wie er angefangen hatte. Sie hatte zwei fürchterliche Kundengespräche. Ihre Kollegin war gestürzt und lag im Krankenhaus. Inken würde die nächsten Wochen ihre Arbeit übernehmen müssen. Und ihre Chefin erlitt einen Wutanfall, weil der neue Azubi vergessen hatte, die Anzeige rechtzeitig abzuschicken.
Erleichtert stieg Inken abends in den Bus, schloss die Augen und nickte doch tatsächlich ein. Erst als sie ein Martinshorn hörte, schaute sie hoch. Himmel, ihre Station. Die nächste war besonders weit entfernt. Sie sprang hoch und durch die sich gerade schließenden Türen hinaus. Dabei rutschte sie aus, fiel erst auf ihr Bein, dann auf ihren Steiß und schließlich auf ihren Arm. Ein stechender Schmerz durchzuckte sie. Sie schrie auf. Der Fußweg war so glatt, dass sie noch ein Stück weiterrutschte. Direkt in einen Mann, der am Kiosk neben ihrem Hauseingang stand. Selbst das bremste sie nicht völlig ab, sondern riss ihn nur von den Beinen. Er stürzte auf sie und sie schlug jetzt auch noch mit ihrem Kopf auf. Sie stöhnte auf. Tränen schossen in ihre Augen.
„Hallo, Sie sind aber stürmisch.“ Der Mann richtete sich auf, indem er sich an der Regenrinne festhielt. „Frau Rattke? Ist alles in Ordnung?“ Simon blickte auf sie herab und reichte ihr die Hand.
Inken biss die Zähne zusammen, griff mit der schmerzfreien Linken zu und ließ sich hochziehen. Doch sie konnte kaum auf ihrem rechten Bein stehen.
„Wirklich alles in Ordnung?“ Besorgt musterte er sie.
„Nein, mein Bein. Ich kann nicht stehen.“ Sie biss ihre Zähne zusammen.
„Am besten bringen wir Sie ins Krankenhaus.“ Er zog sein Handy aus der Tasche und rief den Notdienst, der meinte, es könne dauern, sie hätten so viele Notfälle, deshalb rief er ein Taxi. Dann bugsierte er Inken in den Kiosk und setzte sie dort auf einen Stuhl, den der СКАЧАТЬ