Название: Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten
Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745205695
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Roberto zuckte die Achseln. „Es ist deine Beerdigung“, sagte er scheinbar ungerührt.
„He! Warte!“
Roberto blieb stehen, wandte sich um. „Was ist denn noch?“
„Wenn ich ... dir etwas sage, bringst du mich dann zu einem Doc?“
„Sicher“, antwortete der Mafia Jäger.
„Schwör’s!“
„Ich verspreche es dir.“
Adam Petrie richtete sich etwas auf. „Gib mir was zu trinken“, forderte er heiser. „Meine Kehle brennt.“
Roberto rührte sich nicht. „Hier gibt’s nichts zu trinken. Erzähl mir deine Lebensgeschichte, dann fahre ich dich in die nächste Stadt.“
Der Gangster beugte sich vor. Sein Gesicht überzog sich mit jäher Blässe. Roberto bewegte sich auf den Mann zu. Bevor der Strolch von der Pritsche kippen konnte, fing er ihn auf und legte ihn zurück.
Roberto biss sich auf die Lippe. Lange konnte er die Show nicht mehr durchziehen.
„Große Sache, Tardelli“, flüsterte der Gangster. „Sie kriegen dich, bestimmt. Bestimmt ... dich ... und einen G-man ... du hast keine Chance ... Don Alfredo räumt auf.“
Don Alfredo. Da war der Name. Alfredo Plancata war sein Todfeind, das zu erfahren bedeutete keine sensationelle Enthüllung für Roberto. Aber was faselte der Killer da von einem G-man? Don Alfredo wollte sich auch einen FBI-Agenten vom Hals schaffen? Das hörte sich böse an. Roberto schüttelte den Verbrecher. Die glasigen Augen belebten sich.
„Was weißt du von einem G-man?“, schrie Roberto. „Los, raus mit der Sprache!“
Die blassen Lippen verzerrten sich zu einem Grinsen. „Sei doch froh, Mann! Der G-man ...“ Petrie keuchte, schnappte nach Luft. „Er ist doch dein Feind! Er hat dich gejagt!“
Mich haben viele G-men gejagt, dachte Roberto bitter. Seit er jenen Police Lieutenant erschießen musste, hatte er sie auf den Fersen. Aber da war einer, der ihn mit besonderer Zähigkeit gejagt hatte, der ihm gefolgt war wie ein Schatten, ein Mann, der seine Schritte vorauszuahnen schien.
France rannte nach draußen. Er durchsuchte den Wagen und fand schließlich eine angebrochene Flasche mit Mineralwasser. Das Zeug war lauwarm. Er flößte dem Gangster etwas von dem Wasser ein. Petrie hustete, schluckte aber gierig.
„Wie heißt der G-man?“, fragte Roberto. Er kannte den Namen.
„Er hat keine Chance, der G-man.“ Petrie kicherte, während er mit der unverletzten Hand die Flasche festhielt. „Das sind ein paar Jungs aus Chicago unterwegs ... Don Alfredo hat sich die besten Kanonen bei den anderen Dons ausgeborgt... die besten ...“
Eine Kanone hatte er sich in Dallas ausgeliehen. Pech, dass dieser Schurke auf den Falschen geschossen hatte. Doch ein Mann wie Don Alfredo lernte aus seinen Fehlern. Bisher hatte er Roberto Tardelli nicht in direktem Angriff erwischen können. Deshalb hatte er dieses Mal eine zweite Feuerlinie aufgebaut.
„Ich will den Namen wissen, zum Teufel!“, knirschte Roberto.
„Er heißt Freed, glaube ich.“
9
G-man Arthur Freed fuhr wie ein Roboter. Er bog vom Wilshire Boulevard in die stille Hicksville Road ein, an deren rechter Seite sein Haus lag. Er wich dem großen gelben Möbelwagen aus, der ihm entgegenkam, ohne ihn wirklich zu sehen. Es war bereits dunkel. Er kam später, viel später, als er seiner Frau versprochen hatte. Er konnte sich ausmalen, wie die Ungewissheit ihr zusetzte. Aber er hatte an einer Sitzung teilnehmen müssen; und dann hatte er auf den Anruf aus Washington warten müssen, der über sein weiteres Schicksal befand. Über seins und Ronnys.
Von der Dienststelle aus hatte er zweimal mit Doris telefoniert, ohne mehr tun zu können, als ihr mit hohlen Worten Trost zuzusprechen. Doris schien die Ungewissheit jedoch stumm und tapfer zu ertragen.
Bis er die Diele seines Hauses betrat. Sie fiel ihm um den Hals, und er fühlte ihre warmen Tränen an seinem Gesicht, spürte das heftige Zittern des schmalen Körpers.
Er schloss die Haustür, und minutenlang blieb er in der dunklen Diele stehen, ohne ein Wort zu sagen.
Bis Doris Freed das Schweigen brach. Ihre Stimme klang brüchig und schwach.
„Warum?“, fragte sie. Nur dieses eine Wort.
Mechanisch streichelte er ihren Rücken. „Sie wollen mich treffen. Sie wollen mich zu etwas zwingen.“
„Wozu? Und wer?“
Freed sprach selten über seine Arbeit, wenn er zu Hause war. Doch es blieb nicht aus, dass Doris ziemlich gut über alles informiert war. Freed war ein bekannter G-man. Sein Name erschien oft in den Zeitungen, und manchmal wurde er sogar in den Fernsehnachrichten erwähnt. Und natürlich wusste Doris, weshalb sie mit Ronny und ihrem Mann nach Washington ziehen sollte – weil Art ein Experte in allem war, was die Mafia betraf.
„Ich soll zurücktreten. Ich soll kündigen, meinen Job hinschmeißen ...“
„Oh Gott!“ Doris hob den Kopf und sah in seine Augen, die dunkel wie Ölpfützen im blassen Gesicht zu schwimmen schienen. Von der Straße drang etwas Licht herein. „Und was wirst du tun?“, fragte sie unsicher. Ihr Gesicht war starr wie eine Lehmmaske.
„Man hat mich vom Dienst suspendiert ...“
„Suspendiert? Oder bist du zurückgetreten?“
„Ich wäre nicht zurückgetreten, dass weiß dieser Verbrecher auch ganz genau. Er weiß, dass er mich nicht dazu zwingen kann ... Deshalb hat Gotthart mich vom Dienst suspendiert.“ Robert J. Gotthart war der Chef des FBI Los Angeles. „Der Justizminister lässt mir sein Vertrauen aussprechen. Scheiß drauf“, knirschte Freed bitter.
„Werden sie Ronny freilassen?“
Doris sah ihn an, Tränen quollen aus ihren dunklen Augen, und die Furcht schüttelte erneut ihren Körper.
Nein, dachte Arthur Freed, sie werden ihn jetzt nicht freilassen. Plancata musste etwas anderes Vorhaben, wenn er den Sohn eines G man entführen ließ. Er musste wissen, dass er einen FBI-Agenten nicht zwingen konnte, zurückzutreten oder Ermittlungen einzustellen. Es sei denn, er tötete diesen G-man. Freed fröstelte plötzlich.
Doris klammerte sich an ihn. „Warum sagst du nichts?“, schrie sie plötzlich unbeherrscht. „Du verschweigst mir etwas! Ich spüre es! Sie werden Ronny nicht freilassen? Was werden sie mit ihm machen? Werden sie ihn ...“
„Sie werden ihn nicht töten“, sagte er schwer. „Sie werden ihn freilassen, wenn sie erreicht haben, was sie wollen.“
„Was wollen sie denn? Art! Was wollen sie, um Gottes willen?“
„Ich weiß es nicht, Doris“, antwortete er ausweichend. Er schob seine Frau in die Küche. Auch hier war es dunkel, die Schatten füllten die Ecken. Er trat ans Fenster.
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