Название: ZEN und die großen Fragen der Philosophie
Автор: Heinrich Lethe
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Афоризмы и цитаты
isbn: 9783347073630
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Um den Kontext der Überlegungen etwas zu erweitern und zu vertiefen, möchte ich noch darauf hinweisen, dass jede empirische Wissenschaft nicht auf der reinen Beschreibung der Wirklichkeit, sondern in der Regel auf festgelegten Anweisungen beruht, etwas Bestimmtes zu tun und dadurch bestimmte Unterscheidungen zu treffen. Die jeweiligen Erkenntnisse, Überzeugungen und empirischen Wahrheiten ergeben sich erst dann, wenn die festgelegten Handlungsanweisungen nachvollzogen wurden. Somit besteht ein innerer Zusammenhang zwischen der jeweiligen Zugangsweise und dem Erkanntem – ein Zusammenhang zwischen dem Beobachter und dem Beobachtetem.
„Der englische Logiker G. Spencer-Brown weist darauf hin, daß jede Experimentalwissenschaft auf der Befolgung solcher Anweisungen beruht: Schaue in ein Mikroskop und du wirst dieses oder jenes erkennen! Doch auch Logik und Mathematik basieren auf dem Prinzip des Kochrezepts: Tue dieses und du wirst dieses und jenes Ergebnis erhalten. Wenn du drei und drei zusammenzählst, dann erhältst du sechs. Schlag ein Ei in die Pfanne und du erhältst (nach einigen Momenten des Wartens) ein Spiegelei. … Um zu einer bestimmten Beschreibung der Welt zu gelangen, müssen sie etwas Bestimmtes tun. Und da man sich nicht nicht verhalten kann (auch das sprichwörtliche süße Nichtstun ist ein Verhalten), wird man auf jeden Fall irgendeinen Geschmack daran finden. Wird etwas nicht getan – beißt man nicht in die Papaya -, dann gelangt man auch nicht zu der damit verbundenen Erkenntnis – dann weiß man nicht, wie sie schmeckt. So ist auch die Tatsache, daß mancher manches nicht erkennt, häufig nur als das mühsam erreichte Ergebnis strebenden Bemühens (d. h. Vermeidens) zu erklären. Die kirchlichen Gegner Galileis weigerten sich durch das Fernrohr zu schauen, weil sie sich nicht dadurch in Schwierigkeiten bringen wollten, daß sie etwas erkannten, was nicht sein konnte, weil es nicht sein durfte (die Jupiter Monde)…“ (Simon/Meine Psychose, mein Fahrrad und Ich/55).
Wenn in den folgenden Ausführungen auf die Übungsmethode im Zen Bezug genommen wird, so handelt es sich dabei um ein praktisches Vorgehen, zur empirischen Erforschung des eigenen Geistes. Der Buddhismus hat sich in den einzelnen Schulrichtungen seit nunmehr 2500 Jahren lang sehr intensiv mit der Erforschung des Geistes beschäftigt und dabei eine Vielzahl an Erkenntnissen gewonnen. Dabei wird großer Wert auf den Zugang über die eigene Erfahrung gelegt. Die dabei auftretenden empirischen Erfahrungen und Erkenntnisse werden in einem zweiten Schritt von erfahrenen Praktizierenden überprüft.
„Nimm das Beispiel von Mathematik oder theoretischer Physik. Zunächst mußt du dich auch hier auf die Behauptung der Wissenschaftler verlassen, sie hätten dies oder jenes Elementarteilchen gefunden oder eine bestimmte Gleichung gelöst, ohne diese Behauptung gleich selbst überprüfen zu können. Aber du könntest dich in Mathematik und Physik ausbilden lassen und die Behauptung dann selbst überprüfen. In den kontemplativen Wissenschaften ist es dasselbe. Du mußt erst dein geistiges Teleskop verfeinern und die Beobachtungstechniken über viele Jahre hinweg verbessern, um dann selbst bestätigen zu können, was die kontemplativen Forscher entdeckt und worauf sie sich geeinigt haben“ (Singer/Ricard/Hirnforschung und Meditation/25).
Im Fortgang der Übungspraxis soll zum Ausdruck kommen, dass Phänomene, die zunächst nicht unmittelbar einsichtig sind bzw. durch täuschende Vorstellungen, Annahmen und Überzeugungen verdeckt werden, zum Vorschein kommen. Der zen-buddhistische Weg zum Erkenntnisgewinn erfolgt in Form einer phänomenologischen Übungspraxis. Mittels dieser praktischen Übungsmethode wird es möglich, die Ebene des ursprünglich vorhandenen dualistischen Bewusstseins aufzubrechen und zu der Ebene der Einheit durchzubrechen. Durch die Übungspraxis wird es möglich, die grundlegendste Ebene der eigenen Erfahrung zugänglich zu machen, also die Weise, wie sie sich zeigt, wenn der Geist vom Ballast seiner Täuschungen befreit ist – der bewusste Geist im Hier und Jetzt.
6 Im Rahmen der phänomenologischen Methode wird in diesem Zusammenhang von „Selbstgegebenheit“ gesprochen. Dadurch wird ein bestimmter Sachverhalt unmittelbar einsichtig - „selbst gegeben“.
7 Der Versuch, die aufkommenden Gedanken, Gefühle, Bilder, und Assoziationen willentlich zu unterdrücken, kann nur in einer Verkrampfung enden. Dieser Sachverhalt ist auch leicht zu überprüfen, indem man versucht, die nächsten Sekunden nicht an einen Marienkäfer zu denken.
8 Die Grundlage des buddhistischen Übungswegs sind klare Anweisungen (so z. B. die Konzentration auf die Atmung): Sie dienen als Handlungsanleitung oder Übungsanweisung und ihre Nachvollziehbarkeit macht ihre Wahrheit oder Wirksamkeit aus. Die Instruktionen sind direkt und für gewöhnlich auch sehr einfach, aber man muss die zugehörigen Prozesse erst einüben und entwickeln.
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