Krimi Sammelband 12001: Riesen Mords-Paket November 2019 - 1000 kriminelle Seiten. A. F. Morland
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      „Sie haben sich innerhalb von vierundzwanzig Stunden um hundertachtzig Grad gedreht.“

      „Na und? Niemand kann mir verbieten, über Nacht klüger zu werden.“

      „Was für einen Grund haben Sie für diesen gewaltigen Kurswechsel, Pepper?“, fragte Bount eindringlich. „Hat man Sie inzwischen unter Druck gesetzt?“

      „Nein. Nein, wie kommen Sie denn darauf?“

      „So etwas soll schon vorgekommen sein.“

      „Ich schwöre Ihnen, es ist alles in Ordnung. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.“

      „Was hat Sie veranlasst, Ihren Auftrag zurückzuziehen, Mister Pepper?“, versuchte Bount weiter in den angsterfüllten Mann zu dringen. „Befürchten Sie, man könnte ein Exempel statuieren?“

      „Also ich kann mich doch noch frei entscheiden, oder?“, begehrte Jay Pepper auf. „Ich kann einen Privatdetektiv engagieren, kann ihm den Auftrag aber auch wieder entziehen, und das tue ich hiermit. Tut mir leid, wenn Ihnen das nicht passt, aber Sie müssen sich damit abfinden.“

      „Oh, so einfach geht das nicht“, widersprach Bount Reiniger. „Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Pepper. Ich setze mich jetzt in meinen Wagen, komme zu Ihnen, und dann sprechen wir das Problem in aller Ruhe durch.“

      „Bleiben Sie, wo Sie sind, Reiniger!“, schrie Pepper mit schriller Stimme. Klar hatte der Mann Angst, und Bount hoffte, sie ihm bei einem ausführlichen Gespräch nehmen zu können.

      Er legte auf und erhob sich, um sein Office zu verlassen.

      2

      Der dunkelblaue Dodge rollte in einer dämmerigen Seitenstraße aus. Zwei Männer verließen das Fahrzeug.

      Die Männer waren Killer, und sie befanden sich auf dem Weg zu Jay Pepper, denn es war richtig, was Bount Reiniger vermutete: Es sollte ein Exempel statuiert werden, damit nicht noch jemand auf die hirnrissige Idee kam., sich an einen Schnüffler zu wenden.

      Die Kaltmacher vom Dienst waren kein bisschen nervös. Für sie war das, was sie vorhatten, ein Job wie jeder andere. Ihre Gewissenhaftigkeit war beängstigend.

      Wo immer sie auftauchten, blieb eine Leiche zurück, und die Polizei hatte einen Fall mehr, den sie unerledigt zu den Akten legen musste.

      Die beiden Profis schritten gelassen den Bürgersteig entlang.

      Sie erreichten den Notausgang eines Apartmenthauses. Die Tür zur Feuertreppe ließ sich normalerweise nur von innen öffnen, doch die Killer überlisteten die Sperre mit einem kleinen Trick und betraten unbemerkt das Gebäude, in dem Jay Pepper wohnte.

      Mit grüner Ölfarbe gestrichene Wände umgaben die Mörder. Einer der beiden holte seine Pistole aus der Jacke und schraubte einen klobigen Schalldämpfer auf den Lauf.

      Sein Komplize hatte das bereits im Wagen erledigt. Er zog die Waffe nun ebenfalls, und dann stiegen sie die Treppe hoch. Auf weißen Feldern prangten große schwarze Ziffern, die verrieten, in welchem Stock man sich befand.

      Die Profis ließen 1, 2 und 3 hinter sich und erreichten die vierte Etage. Peppers Etage. Er wohnte in Apartment 4 G. Die Killer öffneten die Tür, die in den Gang führte.

      Stimmen. Schritte. Ein Mann und eine Frau begaben sich zum Fahrstuhl. Sie mit Schmuck überladen und grell geschminkt. Er übergewichtig, kurzatmig und schwitzend. Der dunkle Anzug hätte ihm gepasst, wenn er zehn Pfund weniger gewogen hätte.

      Die Frau war nervös und machte ihm Vorhaltungen, zu lange telefoniert zu haben. Seinen Einwand, es wäre ein geschäftlich sehr wichtiges Telefonat gewesen, ließ sie nicht gelten.

      Sie schimpfte über den Lift, der nicht schnell genug zur Stelle war, meckerte über das scheußliche Muster der Krawatte ihres Mannes und ließ an seinem Anzug kein gutes Haar.

      Der Mann bewies, dass er eine Eselsgeduld hatte. Er ließ die Nörgelei seiner Frau gottergeben über sich ergehen. Sie schimpfte noch weiter, als sie in den Fahrstuhl stiegen, und als sich der Lift in Bewegung setzte, drang die keifende Frauenstimme immer noch durch die geschlossene Aufzugtür.

      „Die sollte zu mir gehören“, sagte einer der beiden Gangster und grinste. „Ich würde ihr mit Vergnügen den Hals umdrehen.“

      „Oder ins Backrohr schieben und braten, wie man’s mit ’ner Hexe tut“, sagte der andere.

      Sie setzten ihren Weg zu Jay Pepper fort. Vor 4 G blieben sie stehen, und einer der beiden nahm sich des Türschlosses an.

      3

      Jay Pepper goss reichlich Bourbon in ein Glas. Er war ein schlanker Mann von etwa vierzig Jahren, hatte glattes, kurz geschnittenes Haar und sah gut aus.

      In seinem Schrank hingen jede Menge Anzüge, er besaß einen teuren Wagen, hatte Geld auf der Bank und keine Schulden. Eigentlich hätte er zufrieden sein können, und das war er auch bis vor Kurzem gewesen, doch nun hatte sich einiges geändert, und Pepper hatte Angst und Sorgen.

      Ihm gehörte eine Bar auf dem Broadway, in der er gute Umsätze erzielte. Das Lokal lag sehr günstig – in unmittelbarer Nähe zweier Theater, einer Diskothek und einem Kinocenter.

      Vor und nach den Vorstellungen herrschte Hochbetrieb in seiner Bar, und wenn jemand den Lärm der Disco nicht mehr ertragen konnte, wechselte er auch zu Jay Pepper über.

      Er verdiente auf seriöse Art gutes Geld und hatte eigentlich nie daran gedacht, dass über ihm düstere Wolken auftauchen könnten. Doch genau dazu war es gekommen.

      Mit dem Glas in der Hand wandte sich Pepper um. Sein Blick heftete sich auf das Telefon, und er hoffte, Bount Reiniger abgewimmelt zu haben. Wie hatte er bloß so verrückt sein können, dieses hohe Risiko einzugehen?

      Hatte er im Ernst geglaubt, Bount Reiniger könnte ihm so umfassend helfen, dass ihm keine Gefahr mehr drohte? Dieses Kunststück brachte nicht einmal New Yorks bester Privatdetektiv zustande.

      Okay, Reiniger konnte versuchen, an die Wurzel des Übels zu gelangen. Doch bis er sie erreichte, würde viel Zeit vergehen, in der jene Leute, die Pepper im Moment Kummer bereiteten, nicht untätig sein würden.

      Und sie würden mit Sicherheit nicht Bount Reiniger aufs Korn nehmen, sondern denjenigen, der den Privatdetektiv engagiert hatte. Der war ja schuld daran, dass Bount Reiniger ihnen Unannehmlichkeiten zu machen versuchte.

      „Bleib, wo du bist, Reiniger“, brummte Pepper. „Ich will mit dir nichts mehr zu tun haben. Das ist mir zu gefährlich. Ich habe nur ein Leben, und das möchte ich behalten.“

      Er setzte sein Glas an die Lippen und trank. Langsam schlenderte er durch das Wohnzimmer, das von einer fliederfarbenen Sitzgruppe beherrscht wurde. An der Wand zwischen den Fenstern hingen alte Bilder, die Pepper in einem Trödelladen entdeckt hatte. Sie zeigten Ansichten europäischer Städte: Wien, Rom, Paris, Lissabon.

      Pepper trat an eines der beiden Fenster und blickte auf die Straße hinunter. Obwohl der Betrieb seiner Bar um diese Zeit СКАЧАТЬ