5 glorreiche Western 3/2020 - Helden, Halunken, Halsabschneider: Sammelband mit 5 Wildwestromanen. John F. Beck
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Читать онлайн книгу 5 glorreiche Western 3/2020 - Helden, Halunken, Halsabschneider: Sammelband mit 5 Wildwestromanen - John F. Beck страница 20

СКАЧАТЬ mexikanischen Seite. Die Geschäfte hatten geöffnet, und aufdringliche Bettler säumten ihren Weg.

      Tortilla-Buck vertrieb sie mit ein paar »handverlesenen« Flüchen, die selbst eine erntefrische Tomate noch zum Erröten gebracht hätten.

      Das Zentrum von El Paso befand sich auf halber Höhe eines Hangs, der in sanftem Schwung zum Rio Bravo abfiel. Hier standen auch die Kathedrale, die besten Hotels, die Restaurants und Tanzhallen. Auch die zweigeschossige City Hall mit dem Bürgermeisteramt und dem Gerichtssitz befanden sich hier.

      Gleich gegenüber, von der weiträumigen Plaza mit Blumenrabatten getrennt, erkannte Saltillo das Sheriff-Office. Zwei Pferde waren davor angeleint. Daneben und dahinter erhob sich der gemauerte Zellentrakt aus rostroten Ziegeln, die seltsam mit der Bemalung der übrigen Häuser kontrastierten. Sie waren ebenso wie die Sandsteinfassade der Kathedrale weiß gestrichen.

      An den knorrigen bleichen Ästen der Steineiche, die mitten zwischen den Blumen auf dem verbrannten Rasen wuchs, hatte Saltillo noch vor drei Wochen durch eine von Gomez aufgestachelte Meute gelyncht werden sollen.

      Leif Thunder trat vor die Tür, als die Reitergruppe vor dem Office mit dem überdachten Verandavorbau anhielt. Mit steifen Gliedern rutschte Saltillo aus dem Sattel, warf einem seiner Vaqueros lässig die Zügel zu, ehe er auf den Sheriff zuging.

      Saltillo setzte ein leicht gequältes Lächeln auf. Trotzdem streckte er die Hand aus. Er trug dem Sheriff nicht nach, dass er ihn damals hatte festnehmen müssen. Die Beweislast gegen ihn war zu erdrückend gewesen.

      Leif Thunder hatte nicht anders handeln können. Er war ein guter Mann.

      Jetzt ergriff er Saltillos Hand und schüttelte sie kräftig nach der Art der Leute, die aus Europa eingewandert waren und die Unsitte einfach nicht ablegen konnten.

      »Es freut mich, Sie gesund wieder zu sehen, Mister O'Hara.«

      »Die Freude ist ganz auf meiner Seite«, erwiderte Saltillo grinsend. »Ich vermisse meinen Steckbrief.«

      »Die hab ich alle einsammeln lassen«, erklärte Leif Thunder. Er war ein stämmiger Mann mit vielen Sommersprossen im gutmütigen Gesicht, das einen Gegner leicht täuschen konnte. Wie immer standen die Haare über den Ohren widerborstig ab. Über den Rest hatte er einen schmal krempigen grauen Hut gestülpt.

      »Wie das?«, fragte Saltillo, faltete die Hände und ließ die Gelenke knacken. Er wollte wieder geschmeidig werden. Schließlich bewegte er sich auf nicht sondiertem Terrain. Doch seine Männer hatten wie selbstverständlich einen dichten Kordon um ihn gebildet und schirmten ihn ab – keine Chance für einen Heckenschützen. »Werde ich nicht mehr gesucht?«

      »Offiziell schon«, gab Leif Thunder nach einigem Zögern zu. »Aber es gibt niemanden mehr in El Paso, der ernsthaft an Ihre Schuld glaubt, Mister O'Hara. Die verhinderte Hangin‘ Party hat auch die schlimmsten Zweifler verstummen lassen.«

      »Was ist mit Gomez?«

      »Er lebt auf Ihrer Hazienda wie die Made im Speck, behandelt die Peons und alle anderen, die in seinem Sold stehen, wie ein europäischer Feudalherrscher. Von seinen übrigen Geschäften hat er sich völlig zurückgezogen. Seine Anwaltskanzlei jedenfalls ist aufgelöst. Er hat sich aus der Liste der zugelassenen Advokaten streichen lassen. – Doch kann ich Sie nicht hereinbitten? Ich hab noch etwas Kaffee da.«

      Saltillo nahm das Angebot an und folgte dem Sheriff ins Office, während seine Begleiter draußen die Plaza im Auge behielten.

      Sie tranken den Kaffee aus Blechtassen.

      Dann schaute Leif Thunder Saltillo fragend an.

      »Sie sind doch sicher nicht mit leeren Händen gekommen, nehm‘ ich an«, meinte er unverblümt und fügte erklärend hinzu: »Es hat sich natürlich ‘rumgesprochen, dass Sie gern das Recht in die eigene Faust nehmen, wenn die Behörden einmal – ähem – versagen.«

      Saltillo zeigte seine weißen Zähne, griff unter das Hemd und zog den Umschlag heraus, den Esteban Moreno ihm in Sueco überreicht hatte.

      »Lesen Sie das alles durch, Sheriff. Morgen Vormittag möchte ich die Gerichtsverhandlung haben. Sie entschuldigen mich jetzt wohl. Wir sind alle hundemüde. Sie können mich aber jederzeit drüben im El Paso Palace erreichen.«

      Das »Palace« war das beste Hotel am Platz.

      Nur Paco hatte etwas daran auszusetzen. Er meinte, die Küche tauge nichts.

      20

      Die Gerichtsverhandlung am nächsten Vormittag erwies sich als eine reine Formsache. Dank des aus Mexiko mitgebrachten Beweismaterials wurden alle Anklagepunkte, die gegen Saltillo erhoben worden waren, fallen gelassen.

      Gleichzeitig wurde ein Haftbefehl gegen Dr. Miguel Gomez erwirkt.

      Sheriff Leif Thunder war nicht sehr glücklich darüber, denn ihm fiel die undankbare Aufgabe zu, Gomez festzunehmen.

      Ein Depeschenreiter hetzte los, weil die erst kürzlich installierte Telegraphenleitung wieder einmal ausgefallen war. Die Indianer waren dazu übergegangen, die Drähte als widerstandsfähige Bogensehnen zu verwenden. Der Depeschenreiter führte alle erforderlichen Unterlagen mit, den Ankauf der Hazienda des Saltillo durch Gomez wieder rückgängig zu machen.

      Auf dem Papier war somit wieder alles in Ordnung gebracht.

      Aber eben nur auf dem Papier!

      Saltillo trat neben dem blondschöpfigen Sheriff hinaus auf die sonnenüberglänzte Plaza. Die Verhandlung hatte nicht einmal eine Stunde gedauert.

      Leif Thunder kannte inzwischen die Bedenken Saltillos.

      »Wird wohl so sein«, bekannte er missmutig. »Wenn Gomez das erfährt, fürchte ich auch, dass er durchdreht. Dieser Mann ist an Niederlagen nicht gewöhnt.«

      »Ich weiß. Kein leichter Job für Sie, ihm die Hiobsbotschaft zu überbringen und ihn gleichzeitig mit ins Jail zu schleppen.«

      »Bin ich lebensmüde?«, knurrte Leif Thunder. »Keine zehn Pferde bringen mich auf Ihr Land, Mister. Es heißt, dass Gomez die Hazienda in den vergangenen drei Wochen zu einer Festung ausgebaut hat.«

      »Das war sie auch schon vorher.«

      »Aber jetzt hat er sogar ‘ne Kanone aufgestellt. Gomez wird sehr bald wissen, was sich eben in der City Hall abgespielt hat. Sein Spitzelsystem funktioniert.«

      Die beiden Männer hatten den Platz überquert und steuerten das Office Leif Thunders an.

      »Und was gedenken Sie zu unternehmen, Sheriff?«

      Der Blonde zuckte mit den Achseln.

      »Warten, bis die Ranger da sind. Mit der Post des Depeschenreiters hab ich auch ‘nen Trupp von ihnen angefordert. Aber die werden kaum vor ‘ner Woche hier sein. Sollen sie die Kohlen aus dem Feuer holen. Dafür sind sie da. Einen Brandy, Mister O'Hara?«

      »Ich sag nicht nein.«

      Saltillo nahm vor dem Schreibtisch Platz. Gläser gab es nicht. Sie tranken aus der Flasche.

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