5 glorreiche Western 3/2020 - Helden, Halunken, Halsabschneider: Sammelband mit 5 Wildwestromanen. John F. Beck
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Читать онлайн книгу 5 glorreiche Western 3/2020 - Helden, Halunken, Halsabschneider: Sammelband mit 5 Wildwestromanen - John F. Beck страница 11

СКАЧАТЬ schaute auf den Stapel Waffen, den die Vaqueros aufgeschichtet hatten.

      Ein blutiges Messer befand sich nicht darunter, aber das war noch kein Grund zum Aufatmen.

      Ich muss sofort jemand losschicken, dachte Saltillo.

      Er betraute eine halbe Minute später Modesto mit dieser Aufgabe. Der Vaquero ritt los. Er hatte den Auftrag, das Pferd nicht zu schonen.

      Saltillo blickte ihm lange nach.

      Der mexikanische Colonel riss ihn aus seinen Gedanken.

      »Ich hab mit den Mädchen gesprochen«, sagte er.

      Esteban hatte ein Bündel Verträge aufgefächert und eine Ledermappe unter den Arm geklemmt.

      »Das hier wird Sie interessieren, Señor Saltillo. Alles Kontrakte. Mehr als die Hälfte davon ist unter Anwendung von Gewalt zustande gekommen. Ich hab nicht den geringsten Anlass, an den Aussagen der Mädchen zu zweifeln. Und dann wird mir ja auch Miss Sheen noch einiges berichten, nehme ich an. Jedenfalls reicht das Beweismaterial aus, diese Leute vor ein Erschießungskommando zu stellen. Ganz Sonora unterliegt der Militärgerichtsbarkeit. In diesem Bezirk fällt sie in die Zuständigkeit der Rurales.«

      Saltillo zog die Brauen hoch.

      »Haben wir nicht vereinbart, dass diese Banditen mir zur Verfügung stehen?«

      »Vereinbart haben wir das? Ich kann mich nicht daran erinnern. Ich sagte lediglich, dass ich Ihnen helfen würde – und das will ich auch. Auf meine Art. Warum wollen Sie sich mit den Bandidos abplagen?«

      »Ich brauch ihre Geständnisse.«

      Colonel Esteban Moreno lächelte dünnlippig.

      »Die werden Sie auf jeden Fall bekommen. Mit Dienstsiegel, Stempeln und allem, was dazugehört. Unsere Verhörmethoden mögen vielleicht nicht die feinsten sein, immerhin sind sie recht wirksam. Diese Vögel werden singen, verlassen Sie sich drauf. Die entführten Mädchen sind nun mal Mexikanerinnen. Und die Verbrechen wurden in diesem Land begangen. Also müssen sie auch hier verhandelt, die Schuldigen auf mexikanischer Erde abgeurteilt werden. So viele Augen habe ich gar nicht, die ich zudrücken müsste, Ihnen die Burschen mit nach Texas zu geben. Das sehen Sie doch ein? Aber die ganze Angelegenheit wird bestimmt in Ihrem Sinn geregelt, Señor Saltillo. Das ist ein Versprechen.«

      »Wie weit ist es zu Ihrer Garnison?«

      »Keine fünfzehn Meilen. Wir schaffen die Strecke heute noch spielend. Ich werde die Gefangenen in den Wagen verfrachten. Und aufbrechen möchte ich auch so bald wie möglich. Deshalb noch eine Bitte, Señor …«

      »Das auch noch? Zuerst holen wir Ihnen wieder mal die Kohlen aus dem Feuer, und dann melden Sie obendrein Wünsche an?«

      Saltillo hatte noch nicht verdaut, dass ihm praktisch die Zügel aus der Hand genommen werden sollten, auch wenn er die Notwendigkeit von Colonel Esteban Morenos Handlungsweise einsehen musste.

      »Seien Sie nicht böse, Señor. Eine Hand wäscht die andere.« Der schneidige Mexikaner mit dem schwarzen Oberlippenbärtchen grinste jungenhaft. »Sie geben mir doch bestimmt ein paar Ihrer Leute mit?«

      Saltillo zögerte ein paar Sekunden, bevor er Zustimmung nickte.

      »Schön, Colonel, wir werden alle mitkommen. Ich warte nur auf eine Nachricht.«

      »Aber nicht doch, Señor O'Hara. Wozu die Mühe? Drei oder vier Vaqueros reichen mir vollkommen. Offengestanden, mir wäre es lieber, wenn Sie und Miss Sheen sich inzwischen um die Mädchen kümmerten.«

      »Die nehmen Sie nicht mit?«

      »Wozu? Ich habe ihre Personalien und Aussagen, was brauche ich mehr? Die Bandoleros kommen vor ein Rurales-Gericht. Ich werde den Termin noch für heute Nacht anberaumen und selbst den Vorsitz führen. Morgen Mittag bin ich wieder bei Ihnen in Sueco. Mit allen Unterlagen, die Sie für Ihre Behörden in Texas brauchen. Ist das ein Angebot?«

      »Kann ich‘s denn ausschlagen?«

      »Nein.«

      »Sie bekommen ein paar meiner Leute.«

      Colonel Esteban Moreno grinste entwaffnend nach der Art von Leuten, die schöne Zähne haben und sie gerne zeigen.

      12

      Buck Mercer, Mateo, El Toro und Joaquin hatten den Gefangenentransport begleitet; Saltillo, Layla und der Rest der Mannschaft waren zusammen mit den Mädchen nach Sueco aufgebrochen und schon nach kurzer Zeit dem reichlich ramponierten Antonio und Modesto begegnet.

      Antonio trug seinen Kopfverband auch noch am nächsten, dem heutigen Tag. Er war mit einer Kopfplatzwunde davongekommen und klimperte schon wieder auf seiner Gitarre. Er hatte einen warmen Tenor. Die jungen Mädchen erholten sich rasch und erkoren den achtzehnjährigen Vaquero zu ihrem Schwarm.

      Die Bewohner Suecos legten alle Scheu ab, als sich herausstellte, dass die Gringos ihnen nur Gutes wollten. Es gab sogar eine richtige Fiesta, bei der irgend jemand ein Schwein opferte, das am Spieß gebraten wurde.

      Juana, die Nichte des ermordeten Luis Ottero, betrachtete alle Texaner als ihre Gäste und tischte auf.

      Saltillo schaute immer wieder zum Himmel, verfolgte den Lauf der Sonne. Ein paar Wolken waren aufgezogen. Dunstschleier hingen vor der Silhouette der Sierra. Es war schwül wie in einer Backstube. Doch es würde keinen Regen geben.

      Der Haziendero ging unruhig auf der Plaza auf und ab, bemerkte die Kinder nicht, die ihm mit großen Augen nachstarrten und sich dann etwas zuflüsterten. Den bereits bestehenden Legenden über Saltillo würde sich bald eine neue hinzugesellen.

      Unruhig knetete er die Finger

      Immer, wenn er den Rückweg zur Bodega nahm, drehte er sich um und schaute zum Ortsausgang vor der nördlichen Mesa.

      Aber Colonel Esteban Moreno kam aus einer ganz anderen Richtung. Saltillos Leute hatte er bei sich.

      Sie durchquerten den Bachlauf, und das Wasser spritzte hoch auf.

      Sie mussten den direkten Weg von der Garnison genommen haben.

      »Essenszeit!«, krähte Paco. Sein Ruf war schrill und weittragend.

      Buck Mercer fing ihn auf und trieb sein Pferd zu einer letzten Kraftanstrengung an.

      »Wir sehen uns später«, sagte er im Vorbeireiten zu Saltillo. »Du hast‘s gehört – die Pflicht ruft.«

      »Schon gut«, sagte Saltillo, da saß Tortilla-Buck schon ab und schnallte den Leibriemen drei Löcher weiter.

      Der Colonel verhielt sein Pferd neben dem Haziendero und lächelte säuerlich.

      »Das nächste Mal, wenn ich Sie um ein paar Männer bitte«, sagte er, »geben Sie mir doch bitte nicht wieder jemanden mit, der über unsere Vorräte herfällt wie ein Wolf. Ich werde meine Rurales eine Woche lang auf halbe Ration setzen müssen. Der Nachschub klappt leider nicht, wie das sein sollte.«

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