Автор: Carl-Maria von Görlitz
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Секс и семейная психология
isbn: 9783347077997
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Ein Märchen hatten wir ja schon. Die Einlagen. Das zweite Märchen folgte bereits: die MBT – Schuhe. Beides hat über die Jahre dazu geführt, dass meine Fußmuskulatur diesen Namen nicht mehr verdient hat. Totenstille da ganz unten. Dumm nur, dass wohl nahezu jeder Muskel des Körpers – vor allem die Bauchmuskulatur - irgendwie über so genannte Muskelketten verbunden im Fuß anfängt oder endet – je nachdem, aus welcher Perspektive du das betrachtest. Dass dann eine Stilllegung nicht ohne Folgen für den Rest des Körpers bleiben kann, versteht sich ja von selbst. Zumindest aus heutiger Sicht. Diese Erkenntnis habe ich gewonnen. Nein. Nicht, weil ich so besonders schlau bin. Wäre das der Fall, hätte ich mich auf Einlagen, MBT & Co. ja gar nicht erst eingelassen. Das hat mir Anke erklärt. „Wie beim Schälen einer Zwiebel gleich können jetzt Ihre Schmerzen wiederkommen, die Sie mit irgendetwas erst einmal verdeckt hatten. Das ist aber ganz normal!“
Und dann ging´s los, auf ihre eben ganz spezielle Art und Weise. Wie wohl? Natürlich sehr einprägsam mit schmerzhaften Ansetzen ihrer kleinen Finger am Fuß. Mit gekonntem Drücken, Biegen und Ziehen hauchte sie am ersten Behandlungstag wieder erstes Leben in den untersten Teil meines schmerzenden Körpers ein: vor allem die Füße. Und was richtig gut kam: sie zeigte mir Übungen, die ich selber machen konnte, um meine Muskulatur an den Stellen, wo es bitter nötig war, in Form zu bringen.
Muskeln trainieren war ja schon immer mein Fall. Auch früher, als ich noch zur Schule ging. „Du bist so lang. Du musst ´was machen!“ Klar. Ich musste „´was machen“. Aber was? „Rennen gehen und Liegestütze!“ Schön, machen wir mal Liegestütze. Im vorpubertierenden Alter habe ich dazu sogar Buch geführt. Die ersten Tage waren ernüchternd: an guten Tagen stand da eine 5. Ja, jetzt könntest du sagen: „Setzen!“. Ich denke, diese „5“ hätte auch der identischen Benotung im Sportunterricht zu dieser Leistung entsprochen. Jeden Abend von neuem. Immer wieder gequält. Irgendwann, nach einem überschaubaren Zeitraum, wies mein Heftchen so seltsam anmutende Zahlen wie „100“ auf. Ja, und ich habe mich wohl gefühlt. Damals taten mir dabei auch nur ein bisschen die Handgelenke weh… Du merkst gerade am wehleidigen Formulieren: ich bin gerade wieder einmal männlich. Trotz aller kurzzeitigen, positiven Effekte – es war nicht das Gescheiteste, was ich meinem Körper mit dieser Art der Kräftigung angetan habe. Ich schwöre: Heute würde ich das anders machen!
Nächstes Beispiel: Wenn ich neben Geräteturnen etwas im Sportunterricht überhaupt nicht mochte, dann war das das Laufen. Im Halbmarathon bin ich regelmäßig an meine Grenzen gestoßen. Also ich meine jetzt die Strecken, die unendliche 100 m lang waren. Wieder meiner Gesundheit geschuldet hat sich meine Lunge regelmäßig nach ersten, schnellen Beinbewegungen verabschiedet. Pfeifen anstelle normaler Atmung, Schweißausbruch anstelle einiger Wassertröpfchen auf der Stirn. Mehrere Asthmaanfälle gerade nach körperlicher Anstrengung haben mir schnell die Grenzen meiner Leistungsfähigkeit bei dieser Sportart aufgezeigt. So schlimm, dass ich als Kind auf halber Treppe im Hausflur nach einem Fußballspiel öfter nach meiner Mutter rufen musste. So laut rufen, dass der Arzt meinte, ich simuliere nur. Erst als eines Tages der Notarzt festgestellt hatte, dass ich von Asthmaanfällen geplagt werde, wurde mir „geholfen“.
Aber auch hier wollte ich etwas ändern. Abgelegen, hinter einer Gartenkolonie gab es einen schmalen Pfad, der oft durchweicht von Regenwasser war und kaum einsehbar aus dem Dorf führte. So geheim, dass ich gute Chancen hatte, bei meinen mitleiderregenden Laufanstrengungen nicht gesehen zu werden. Die perfekte Strecke also, um niemanden zu begegnen. Knapp 1.500 Meter lang. Ideal, um zu üben. Was denn nun aber eigentlich: Laufen oder Gehen? Naja, genau das schien am Anfang nicht ganz so klar rüber zu kommen. Mehr als 15 Minuten für einen Teil einer Strecke, die eigentlich im Ganzen auch in sagen wir mal so etwa 4-5 Minuten hätte geschafft werden können. Wieder einmal half mir mein Heft, in dem ich jeden Fortschritt und Rückschritt dokumentierte. Letztendlich standen nach einer gewissen (Aus-)Dauer etwas mehr als 6 Minuten auf der Habenseite. Ganz sicher immer noch keine Zeit, mit der ich mich für Olympia hätte qualifizieren können. Ganz sicher hätte im selben Trainingszeitraum ein anderer Läufer in meinem Alter wesentlich bessere Werte abgeliefert. Aber ich war zurecht stolz auf mich und mein Durchhaltevermögen. Hatte ich doch wieder einmal etwas geschafft: ich habe erneut mit eisernem Willen ein körperliches Handicap überwunden. Ich fühlte mich besser. Besser, als je zuvor. Mein Asthma schien sich ebenfalls zumindest für den Moment in Wohlgefallen aufgelöst zu haben. Trotz aller kurzzeitigen, positiven Effekte – es war nicht das Gescheiteste, was ich meinem Körper mit dieser Art der Kräftigung angetan habe. Ich schwöre: Heute würde ich das anders machen!
Und noch ein Beispiel: Wenigstens einmal im Jahr war ein großer Moment für mich. Dieser kam zur Leistungskontrolle Klimmzüge. Am liebsten wäre ich an diesen Tagen zum Schulschwänzer geworden. Ne, ne, keine Chance - damals waren selbst die Freitage noch in der Schule zu verbringen. Damals wusste man auch noch als normal gebildeter Schüler, dass in der Atmosphäre etwa 20 Prozent Sauerstoff und nicht CO2 waren. Wir konnten sogar logisch denken – also am Freitag: Wir wussten, dass die Mammuts, die man jetzt in Sibirien im Permafrost Gebiet in der Erde findet, bestimmt nicht dorthin geraten sind, weil der Boden schon damals steinhart gefroren war. Haben wir gelernt. Immer freitags. Wie also schwänzen?
Rate mal, wie ich Klimmzüge mochte. Keinen oder nur an wirklich guten Tagen einen einzigen auf die Reihe zu bekommen und dafür eine „5“ zu kassieren, wäre nicht so das Thema gewesen, wenn – ja wenn da nicht die ganze Klasse (eben auch die Mädels) zugesehen hätten. Wie ein „nasser Sack“ hing ich an der Stange, um letztendlich eben doch wieder mal nahezu nichts zu bewegen. Zumindest nicht soweit, dass es hätte mein Kinn über die Stange gebracht. So beschrieb mein momentanes äußeres Erscheinungsbild sehr treffend mein damaliger Sportlehrer Herr Niedrig und Vater meines langjährigen Freundes Jens. „Bohnenstange“ war auch noch eine weitere, von ihm gebrauchte, treffende Formulierung. Kraftlos genug, um begründet auch alle anderen Übungen zum Thema Geräteturnen inbrünstig hassen zu können. Wie willst du einen Hand- oder Kopfstand machen, wenn du dich nicht halten kannst? Wie willst du um die Reckstange wirbeln oder eine Kletterstange hochhasten, wenn du einfach nur Angst hast, im Eifer des Gefechts die Hände zu lösen. Weil du eben keine Kraft hast. Warum ich? Was habe ich wem getan, dass ich mit so einem kraftlosen Körper bestraft wurde? Was haben meine Mitschüler getan, um am gleichen Tag 8-10 Klimmzüge zu schaffen? Nichts! Nicht einmal trainiert haben sie. Und trotzdem: an dem Tag war ich der Looser! Nicht sie. Jens, nur ein Jahr älter, war das ganze Gegenteil von mir. Muskulös und Sportler durch und durch. Neidisch? Nein. Wir waren und sind bis heute gute Freunde. Wie glücklich bin ich doch heute, auch dieses Rätsel gelöst zu haben. Es zu verstehen, warum mein Körper anders war, wie der Gleichaltriger, ist wie ein warmer Regen der positiven Gefühle auf meine Seele… Dank Dr. Kuklinski und seinem Buch „Mitochondrien“ konnte ich viel über mich selbst erfahren…
Tja, und dann kam die Lehre. Eine Zeit, in der ich gefühlstechnisch und sportlich immer noch auf dem Trockenen saß. Genau in der Phase der Festlegung der Rangordnung – wie man das Pubertieren bei jungen Männern auch bezeichnen könnte - gab es natürlich auch wieder Leistungskontrollen. Selbstverständlich eben auch Leistungskontrollen zu Klimmzügen. Stell dir vor, wie hocherfreut ich war, auch hier meine volle Leistungs - un - fähigkeit offenbaren zu können… Mit Müh und СКАЧАТЬ