Название: Der verschollene Herondale
Автор: Robin Wasserman
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Учебная литература
Серия: Legenden der Schattenjäger-Akademie
isbn: 9783401805016
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Simon – der tatsächlich bösartige Schattenweltler im Schlaf getötet hatte und daneben grauenerregende, tentakelbewehrte Dämonen, Erdunkelte und andere blutrünstige Monster, die seine Albträume bevölkerten – war nicht nach gähnen zumute. Er hatte eher das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen.
George hob eine Hand. »Äh, Sir, einige von uns sind noch immer …« Er schluckte. Und Simon fragte sich nicht zum ersten Mal, ob George es wohl bereute, dass er mit der Wahrheit bezüglich seiner Herkunft herausgerückt war. Schließlich war die Akademie ein wesentlich angenehmerer Ort, wenn man der Leistungsgruppe der Schattenjäger angehörte – nicht zuletzt deshalb, weil diese Elitemitglieder nicht im Verlies schlafen mussten. »… noch immer Irdische«, beendete George seinen Satz.
»Das ist mir auch schon aufgefallen, Lovelace«, erwiderte Scarsbury trocken. »Stell dir mal meine Überraschung vor, als ich feststellen musste, dass einige von euch Plebs doch etwas wert sind.«
»Nein, ich meinte …« George zögerte. Er war deutlich leichter einzuschüchtern, als es sich für einen eins fünfundneunzig großen schottischen Sexgott (Beatriz Velez Mendozas Worte, wenn man ihrer klatschsüchtigen Freundin glauben wollte) eigentlich gehört hätte. Entschlossen straffte er die Schultern und fuhr fort: »Ich meine, wir sind Irdische. Wir können weder Runen tragen noch Seraphklingen oder Elbenlichter oder dergleichen nutzen. Und wir besitzen weder übernatürliche Geschwindigkeit noch Engelsreflexe. Wenn wir einen Schattenweltler jagen, obwohl wir nur wenige Monate Training erhalten haben … ist das dann nicht gefährlich?«
Eine Ader an Scarsburys Hals begann, bedrohlich zu pulsieren, und sein gesundes Auge trat so weit aus der Höhle, dass Simon fürchtete, es könnte jeden Moment platzen. (Vielleicht erklärte das ja die mysteriöse Augenklappe, überlegte er.) »Gefährlich? Gefährlich?«, donnerte Scarsbury. »Ist hier sonst noch jemand, der Angst vor ein bisschen Gefahr hat?«
Falls es jemanden gab, dann hatte der- oder diejenige jedenfalls noch größere Angst vor Scarsbury und hielt dementsprechend den Mund. Der Ausbilder ließ die eingetretene Stille eine qualvolle Minute lang im Raum stehen, wo sie drückend und wuterfüllt über ihren Köpfen hing. Dann warf er George einen finsteren Blick zu. »Wenn du dich vor gefährlichen Situationen fürchtest, Junge, dann bist du hier völlig falsch. Und was den Rest von euch Plebs angeht: Ihr findet besser heute als morgen heraus, ob ihr überhaupt das Zeug zum Schattenjäger habt. Denn falls nicht, würde das Trinken aus dem Engelskelch euch umbringen. Und glaubt mir: Von einem Blutsauger ausgelutscht zu werden, wäre ein sehr viel angenehmerer Tod.« Er heftete seinen Blick auf Simon – vermutlich, weil Simon früher ein Blutsauger gewesen war, vielleicht aber auch nur, weil er ihn für das wahrscheinlichste Opfer eines Vampirs hielt.
Simon kam der Verdacht, dass Scarsbury möglicherweise auf einen derartigen Ausgang des Unterfangens setzte und dass er Simon für diese Mission ausgewählt hatte, in der Hoffnung, seinen größten Problemschüler auf diese Weise elegant loszuwerden. Aber so tief würde doch kein Schattenjäger sinken, nicht einmal ein Schattenjägerausbilder, oder?
Doch irgendeine Stimme tief in seinem Inneren – vielleicht der Geist einer Erinnerung – warnte ihn, sich da lieber nicht zu sicher zu sein.
»Habt ihr das kapiert?«, fragte Scarsbury. »Oder gibt es hier irgendjemanden, der wimmernd zu seiner Mami laufen will: ›Bitte, bitte rette mich vor dem großen, bösen Vampir!‹?«
Totenstille.
»Ausgezeichnet«, sagte Scarsbury. »Ihr habt zwei Tage, um euch vorzubereiten. Und dann denkt einfach immer daran, wie beeindruckt all eure kleinen Freunde sein werden, wenn ihr zurückkommt.« Er lachte leise. »Falls ihr zurückkommt.«
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