Название: Konsequenzen der Ethik
Автор: Stefan Kröpels
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Афоризмы и цитаты
isbn: 9783347063303
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Aber nehmen wir einmal an, dass Menschen diese Rätsel alle lösen könnten. Das Wesen der Zeit, der Unsterblichkeit der Seele, der Inkarnation, des Entstehens und der Ergründung allen Seins. Die letzte Ursache des Wirkens, das Endliche in der Unendlichkeit, der Sonnen, Monde, Sterne und Planeten sowie die Frage nach außerirdischer Lebensexistenz, des Alls, der Welt. Träumen wir einmal davon, dass jegliche metaphysischen Zweifel aus dem Weg geräumt wären, dass man Gott beweisen könnte oder auch begründen, warum keiner vorhanden ist…
Was würde uns das weiter helfen?
Würde das irgendeinen lobenswerten Zweck verfolgen? Würden wir dadurch bessere Menschen werden oder gelernt haben, im harmonischen Einklang mit uns und der Natur zu leben? Man kann in unserer heutigen Zeit ein digitales Foto eines verhungernden Kindes via Satellit über den gesamten Erdball ausstrahlen, aber man bleibt unfähig, dem Kleinen eine regelmäßige Mahlzeit zu gewähren. Was also hat das Wort Fortschritt zu bedeuten? Wo liegt die Verantwortung der Wissenschaft?
2.
Ich bin der Meinung, dass der Sinn des Lebens eines jeden Menschen darin liegen sollte, der „Idee des Guten“ zu dienen. Der Gottesbegriff scheint damit nicht sehr viel zu tun zu haben, denn was ist im Rückblick unserer bisherigen Zeitgeschichte für Gott nicht alles schon geraubt, gemordet und gefoltert worden?
Falls ein lebendiger Gott tatsächlich existieren sollte, so scheint er von den ewigen Bezugnahmen der Menschen endlich seine Ruhe haben zu wollen. Er möchte ganz einfach nur Gott sein dürfen. Und auch falls gar keine Gottheit existent sein sollte, so käme das nur auf dasselbe Resultat hinaus.
Der gesündeste Standpunkt bleibt deshalb in letzter Instanz wohl derjenige des Agnostikers. Ein Agnostiker ist ein Mensch, der annimmt, dass man über die gesamte Gottesproblematik nicht das Geringste wissen kann. Weder ob es einen Gott überhaupt gibt, noch ob es keinen gibt oder was er sich vorgenommen hat, sofern es ihn denn doch geben sollte oder sonst irgendwas Erdenkliches zu diesem Themenkreis. Es wird sich einfach damit abgefunden.
Es gibt jedoch einen Teil der – für uns als Menschen wahrnehmbaren - Existenz, an welchem man sich bedingungslos orientieren kann. Dieser Begriff wurde von dem Philosophen Platon geprägt und er lautet: „Die Idee des Guten“.
Greifen wir beispielsweise einmal eine biblische Geschichte auf: Gott hat gerade das Paradies erschaffen und ist nun im Begriff Eva zu erzählen, dass sie von allem essen darf, nur nicht von dem Baum der Erkenntnis. Eva aber fragt: „Warum?“ Sie argumentiert, dass wenn sie Fleisch essen würde, dafür ein schmerz- und angstempfindliches Lebewesen zu sterben hätte. „Die armen Viecher fangen an, Reißaus zu nehmen und zu kreischen, wenn ihnen die Gurgel durchgeschnitten werden soll“, erläutert sie. Sie verlangt nach näheren Begründungen, was am Essen eines Apfels denn so falsch sein soll?
Gott befiehlt ihr stillzuschweigen, verfällt in ein Wut entbranntes Donnergrollen und verjagt sie samt Adam aus dem Garten Eden. Eva aber tröstet sich mit dem Gedanken, dass das ohnehin kein Paradies gewesen wäre, in welchem Frauen nicht ihr legitimes Recht auf freie Meinungsäußerungen wahrnehmen dürfen.
Mit der Idee des Guten könnte jedes menschliche Individuum zu einem Abenteurer werden. Es gibt keine Autorität auf dieser Welt, welche dem menschlichen Bestreben an dem Guten langfristig etwas anhaben kann. Das Leben versteht sich aus diesem Blickwinkel betrachtet als ein Prüfstein, ob äußere Umstände jemanden von diesem Grundsatz abbringen könnten oder nicht.
Winston Churchill hat es einmal sehr treffend so formuliert: Erfolg ist die Fähigkeit, von einem Misserfolg zum nächsten zu gelangen, ohne dabei die Begeisterung zu verlieren. Auch der Existentialist Karl Jaspers erhob das Scheitern zu einer philosophischen Disziplin.
3.
Mahatma Gandhi setzte Gott mit der Idee des Guten gleich oder auch mit einem „moralischen Prinzip“, wie er es nannte. Es gäbe selbstredend unzählige Möglichkeiten, diese These zu widerlegen, aber ich möchte dieses an dieser Stelle mit dem Fall Jim Morrison versuchen, weil mir das Sujet interessant erscheint:
James Douglas Morrison – besser bekannt als Jim Morrison - war der Sänger der legendären Rockgruppe „The Doors“, einer Vereinigung kongenialer Musiker, die Poesie und Rock ´n Roll auf das Beeindruckendste zu verschmelzen verstand. Die Gruppe erreichte ihre künstlerischen Kontemplationen allerdings mit Hilfe von exzessivem Alkohol- und Drogenmissbrauch. Allen voran eben ihr Sänger und Dichter Jim Morrison, welcher mit Sicherheit zu den inspiriertesten Persönlichkeiten der jüngeren Musikgeschichte zu zählen ist.
Von der „Idee des Guten“ fühlte sich Morrison leider nur weniger angesprochen. Privat war er eher ein nahezu unberechenbarer Choleriker, der alles und jeden mit Aggressionen überschüttete, der ihn in seinem oftmals unverantwortlichen Freiheitsverständnis einzuschränken versprach. Frauen verstand und gebrauchte er als Sexualobjekte und seine ebenso provokanten, wie talentierten Verse handelten vom Tod, von Drogen und vom Sex bis hin zum Ödipus Komplex. In Anbetracht dieser Tatsachen mag es nicht mehr weiter verwundern, dass die Konzerte der Doors zuweilen in dunkelartige Messen auszuarten begannen.
Dennoch muss man zugeben, dass Morrison die Aufgaben, die ihm das Leben stellte, bravourös gemeistert hat und das ist schließlich das, worauf es letztendlich anzukommen hat. Seine Lebensaufgabe zufriedenstellend zu erfüllen. Morrison identifizierte sich zeitlebens mit einem „Schamanen“, denn nach seiner Interpretation waren Schamanen Menschen, welche immer tiefer und tiefer in ihr eigenes Bewusstsein vorzudringen verstehen, bis man auch andere damit befreit. Auf jeden Fall war er ein Suchender und somit jeglichen Päpsten dieser Welt wahrscheinlich vorzuziehen, die immer vorzugeben bemüht sind, bereits alles gefunden zu haben.
Beim Suchen seiner eigenen Lebensaufgabe hingegen bergen solche Beobachtungen selbstredend Gefahren. Man neigt als Mensch zum Beispiel leicht dazu, sich mit Ausnahmeerscheinungen wie Jim Morrison zu identifizieren. Es mag sicherlich lächerlich erscheinen, aber das Unterbewusstsein suggeriert unbemerkt beim Hören seiner Musik: Wenn ich jetzt exzessiv Alkohol und Drogen konsumiere, dann werde ich auch so genial inspiriert sein und Erfolg haben wie die Doors…
Und diese Rechnung geht nicht auf.
Jim Morrison übt auch deshalb Faszination aus, weil er im Alter von nur 28 Jahren - unter bis heute ungeklärten Umständen - verstorben ist. Gegen Ende seines Lebens - welches er in Paris verbrachte - hatte ihn die Realität jedoch schon sichtlich eingeholt. Unzählige Schwangerschaftsklagen machten ihm in seiner amerikanischen Heimat ebenso zu schaffen, wie ein Konflikt mit der Justiz, weil er einmal gewaltsam daran gehindert werden musste, bei einem Auftritt sein Geschlechtsteil zu entblößen. Sein Alkoholkonsum nahm derartig Besorgnis erregende Formen an, dass er sehr bald wahrscheinlich nur noch Mitleid erregt hätte, wenn er am Leben geblieben wäre. Auch die Doors hatten sich zu dieser Zeit bereits getrennt.
Der Tod jedoch, eines der zentralen Themen seiner Texte, ließ ihm nicht nur die Würde, sondern sollte seine Person sowie sein Werk alsbald zu einem regelrechten Mythos hoch stilisieren.
Wir wollen hier hingegen mehr von einem Freiheitsverständnis reden, welches auch langfristig von jedem Menschen umgesetzt werden könnte, ohne sich selbst und anderen dabei im Wege zu stehen.
Es soll an dieser Stelle mehr vom Regelfall die Rede sein und nicht von Ausnahmen desselben. Der Regelfall hat uns gelehrt, dass Alkohol und Drogen destruktive Wirkungen auf ihre Konsumenten auszuüben verstehen und Kettenreaktionen von Auslieferung und Negativerlebnissen in die Wege leiten.
Das mit СКАЧАТЬ