Das Gewicht von Schnee. Christian Guay-Poliquin
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Название: Das Gewicht von Schnee

Автор: Christian Guay-Poliquin

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Контркультура

Серия:

isbn: 9783455009699

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СКАЧАТЬ verabschiedet sich und zieht die Tür hinter sich zu. Der Raum wirkt mit einem Mal leer. Auf dem Boden glitzern die feuchten Abdrücke von Josephs Stiefeln wie eine Seenplatte, die man in der Morgendämmerung vom Gipfel eines Bergs erblickt.

      Draußen senkt sich die Dämmerung über den Wald. Wind kommt auf. Er pfeift im Ofenrohr. Dichter Schnee fällt vom Himmel. Die Flocken sind so groß, dass man meinen könnte, jede einzelne bedecke die ganze Landschaft. Matthias entzündet die Öllampe und hält mit glänzenden Augen ein Paket Fleisch in die Höhe, wie eine Trophäe, einen wertvollen Schatz.

      Na, hast du Hunger?

      Einundsiebzig

      Böen rütteln an der Veranda, Wände ächzen, und die Stille bekommt Risse.

      Matthias schläft. Seine Atemzüge vermischen sich mit dem Fauchen der Flammen. Und mit den Windstößen, die unter die Traufe fahren. Ich finde keinen Schlaf. Ich denke an Maria, an die Art, wie sie mit mir spricht und über mein Schweigen lacht, an ihre sanften Hände beim Abtasten meines Beins, an die Erinnerungen, die in mir aufsteigen, wenn ich sie sehe. Ihr letzter Besuch ist schon eine Weile her. Die Zeit heilt alle Wunden, aber viel gewonnen habe ich bisher nicht. Ich liege immer noch hier, sehe die Tage vorbeiziehen und hoffe, dass meine Beine mich irgendwann wieder tragen werden. Bis dahin pflegt und ernährt mich Matthias. Ich weiß, dass er keine Wahl hat. Jeder von uns ist der Gefangene des anderen.

      Zwischen den Windstößen höre ich ein Geräusch. Es scheint von drüben zu kommen. Ein kleines Tier, das an den Wänden entlanghuscht und Zugang zur Vorratskammer sucht. Eine Maus, ein Hermelin oder Eichhörnchen. Oder etwas Größeres, ich weiß es nicht.

      Ich stütze mich auf die Ellenbogen und schaue mich um, aber es ist stockdunkel. Ich kann nicht einmal Matthias auf dem Sofa erkennen. Mitten in der Nacht sind nur noch die roten Nasenlöcher des Ofens zu sehen.

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