Die Krise der Banken. Dr. oec. Fabian Brunner
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Название: Die Krise der Banken

Автор: Dr. oec. Fabian Brunner

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Отраслевые издания

Серия:

isbn: 9783347068827

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СКАЧАТЬ diese Veränderungen sind geeignet, die Wettbewerbssituation, Wertschöpfungsstrukturen und bestehenden Geschäftsmodelle der Kreditwirtschaft maßgeblich zu verändern.

      Für die klassische bankwirtschaftliche Wertschöpfung sind die großen – im Rahmen dieses Buches angesprochenen – strategischen Trends bisher vor allem Innovationen, denen die Banken weltweit in der Regel auch gefolgt sind. Das traditionelle Wertschöpfungsmodell im Bankgeschäft schien bisher also die Zeit unverändert zu überdauern. So lang der Autor denken kann, sind die bankwirtschaftlichen Kernfunktionen, die reibungslose Abwicklung des Zahlungsverkehrs sowie die Finanzierungsfunktion in ihrer grundsätzlichen Ausgestaltung unverändert. Genau diese Kernfunktionen bilden die Grundlage für die Schlüsselfunktion, die die Bankwirtschaft innerhalb einer jeden Volkswirtschaft innehat. Zahlungsverkehrsabwicklung und Finanzierungsfunktion sind für das Funktionieren einer Volkswirtschaft schlicht unverzichtbar. Natürlich hat sich auch hier die Welt weitergedreht – die Etablierung des Onlinebankings steht exemplarisch dafür – doch die Grundlogik der Bankindustrie hat sich in den vergangenen Jahrzehnten kaum verändert.

      Doch nun zeichnet sich – zumindest für die europäische Bankwirtschaft – der perfekte Sturm ab. Einerseits steht als Folge von COVID-19, gepaart mit der bereits heute vergleichsweise niedrigen Profitabilität der Banken Europas, ein wirtschaftliches Stressszenario ins Haus. Das globale Finanzsystem ist – trotz der seit der Finanzkrise erzielten Fortschritte – verwundbar gegenüber einer lang anhaltend schlechten Wirtschaftslage. In den Kreditportfolien der Banken ist der Anteil an relativ riskanten Kreditnehmern in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Wertberichtigungen und Kreditausfälle werden deshalb bei der nun vor der Weltwirtschaft liegenden Rezession noch schneller und stärker anwachsen, als dies schon bei einer gleichmäßigen Verteilung der Kreditrisiken der Fall gewesen wäre.

      Verstärkt wird dieses Szenario dadurch, dass die negativen Begleiterscheinungen der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank immer offensichtlicher zutage treten. Das seit Langem bestehende Niedrigzinsumfeld musste, zumindest bei den professionellen, selbst unter Renditedruck stehenden Marktteilnehmern wie Versicherungen, Pensionskassen und Banken, zwangsläufig zu Anlageentscheidungen mit einer überproportionaleren Risikodisposition führen, als in einem normalen Zinsumfeld üblich.

      Die Wirtschaftslage, die starke Zunahme notleidender Kredite, die schwache Ertragssituation aber auch die weiterhin noch bestehenden Kostenineffizienzen und Überkapazitäten werden wiederum dazu führen, dass die bereits heute verhältnismäßig niedrigen Eigenkapitalrenditen der Banken im Euroraum weiter unter Druck geraten. Sinken die Eigenkapitalrenditen dauerhaft unter die Kapitalkosten, besteht die Gefahr, dass der Kapitalmarkt nicht mehr bereit ist, die Banken zu finanzieren, denn nur nachhaltig profitable Banken sind auch stabile Banken.

      Und die Aufsicht? Die internationale Finanzmarkt- und Bankenregulierung hat bereits viel dafür getan, um auf diese Situation vorbereitet zu sein. Beispielhaft genannt sei:

      1. Die Europäische Zentralbank versucht unter anderem über die Vollendung der sogenannten Bankenunion eine zentrale, den Gesamtmarkt überblickenden Aufsichtsinstitution mit gemeinsamer Einlagensicherung zu etablieren. Die Idee dahinter ist, grenzüberschreitende systemische Risiken insbesondere der systemrelevanten Banken über einen einheitlichen europäischen Aufsichtsmechanismus (Single Supervisory Mechanism, SSM) zu kontrollieren und Klumpenrisiken zu vermeiden, die in einer Finanzkrise gefährlich wären.1

      2. Die deutsche Aufsichtsbehörde (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, BaFin) sah bereits 2019 die Gefahr sogenannter zyklischer Systemrisiken. Um eine übermäßige Einschränkung der Kreditvergabe in wirtschaftliche Stressphasen zu vermeiden und eine mögliche prozyklische Wirkung des Bankensystems auf die Realwirtschaft zu verringern, forderte die BaFin die deutschen Kreditinstitute entsprechend dazu auf, einen antizyklischen Kapitalpuffer zu aktivieren und diesen auf 0,25 Prozent der risikogewichteten inländischen Forderungen anzuheben.2

      Doch unter der internationalen Finanzmarkt- und Bankenregulierung herrscht bis heute keine harmonisierte Regelsetzung. Eine zentrale Herausforderung ist in diesem Zusammenhang die sogenannte Regulierungsarbitrage, wobei damit die Umgehung aufsichtsrechtlicher Anforderungen durch Auslegung des Anwendungsbereichs von Rechtsnormen genauso gemeint ist, wie die unter dem Begriff Schattenbanken zusammengefassten privaten Kreditfonds, Hedgefonds und verschiedenen Finanzierungszweckgesellschaften, die außerhalb der engmaschigen Überwachung der Finanzaufsicht die für Banken strengen Kapital- und Liquiditätsvorschriften umgehen und dennoch bankenähnliche Funktionen wahrnehmen.3

      Wie einflussreich Bankenregulierung sein kann, zeigt die von der Trump-Administration initiierte Überprüfung des in der amerikanischen Bankenregulierung wichtigen Dodd Frank Wall Street Reform and Consumer Protection Act (Dodd-Frank-Act). Mit dem Dodd-Frank-Act wurde die Aufsicht über die Finanzindustrie nach der Finanzkrise 2008/2009 neu geordnet und strengeren Regeln unterworfen.4 Doch nachdem die Trump-Administration darauf aufmerksam machte, dass der Dodd-Frank-Act mit einer Überregulierung verbunden sei, da die Kreditvergabe der Banken dadurch (vermeintlich) eingeschränkt werde und das damit verbundene Ziel, zukünftige Krisen im Finanzsektor zu verhindern beziehungsweise nur unter Inkaufnahme massiver Einbußen beim Wirtschaftswachstum erreichbar wären, galt die Regulierungsvorschrift in ihrer Gesamtheit als zu restriktiv und wurde entsprechend gelockert.5

      Mit der 2018 verabschiedeten Änderung wurde der Schwellwert, ab dem eine Bank als systemrelevant eingestuft und deshalb strenger überwacht wird, von 50 Milliarden Dollar auf eine Bilanzsumme von 250 Milliarden Dollar erhöht. Außerdem wurden der Handel, die Kreditvergabe und die Kapitalregeln für Banken mit einem Aktivvermögen von unter 10 Milliarden Dollar erleichtert. Eine Bewertung dessen würde den Rahmen des Buches sprengen, klar ist jedoch, dass die Änderung des Dodd-Frank-Acts als Deregulierung des US-amerikanischen Aufsichtsrechts verstanden werden kann, also politisch motiviert für amerikanische Banken erkennbar verbessere Wettbewerbsbedingungen geschaffen wurden.6

      Zusammengenommen lässt sich festhalten, dass die globale Rezession in Folge der COVID-19-Pandemie und die bereits angesprochene Zombifizierung der Volkswirtschaft eine enorme Gefahr, zumindest für das europäische Finanzsystem, bilden. Der dramatische Konjunktureinbruch und das damit einhergehende abrupte Ansteigen der Risikoprämien werden das globale Finanzsystem trotz der international verbesserten regulatorischen Mindeststandards und Eigenkapitalanforderungen empfindlich treffen, was auf die Spitze getrieben einen Bankenrun und/oder eine weitreichende Marktbereinigungen nach sich ziehen kann.7

      Hinzu kommt andererseits eine Disruption, deren Konturen immer deutlicher werden und die in ihrer Konsequenz die Bankenbranche als Ganzes infrage stellt. Gemeint ist eine Veränderung mit tief greifenden strukturellen Konsequenzen, nämlich die Bedrohung der bankwirtschaftlichen Wertschöpfungskette durch die sogenannten BigTechs. Große internationale Technologieunternehmen wie Google (amerikanisch) oder Alibaba (chinesisch) zielen mittlerweile mit ihren Online-Payment-Diensten direkt auf das Herzstück der bankwirtschaftlichen Wertschöpfung ab: den Endkunden. BigTechs fassen zunehmend Fuß auf dem Finanzdienstleistungsmarkt und bieten ihrer enormen Nutzerbasis mehr und mehr Finanzdienstleistungen, wobei die traditionellen Banken dabei die Rolle des Dienstleisters übernehmen.

      Zwar ist das Finanzdienstleistungsgeschäft keine Kernaktivität der BigTechs, dennoch ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis ein großes Technologieunternehmen ein hochskalierbares Bankangebot einführt, damit Millionen von Kunden in allen wichtigen Bankensegmenten individualisiert anspricht und dabei gleichzeitig mit der Kostenbasis dramatisch unter dem Branchendurchschnitt liegt. Kunden werden die Plattform der BigTechs schnell als Ausgangspunkt für alle ihre Bankdienstleistungen nutzen, statt zu ihrer Hausbank zu gehen, um diese Dienstleistungen zu kaufen. Durch die Trennung der direkten Verbindung zum Kunden werden einige Banken zu White-Label-Plattformen, andere werden gar nicht mehr gebraucht.

      Was Banken im Augenblick СКАЧАТЬ