Название: Schwan und Drache. Das Reich des Drachen
Автор: Natalie Yacobson
Издательство: Издательские решения
Жанр: Приключения: прочее
isbn: 9785005154071
isbn:
Rose wich zurück, und die Fackel flog an ihr vorbei und beleuchtete die rutschige Bodenplatte. Zwei Hände packten Rose an den Ellbogen, zwangen sie auf die Füße und zogen sie schnell mit sich. Rose erkannte Figuren in langen Gewändern, deren Köpfe von Masken mit Vogelschnäbeln verdeckt waren.
Eine Fackel flog voraus und beleuchtete die düsteren Korridore. Von Zeit zu Zeit blieb er stehen und zeichnete Feuerzeichen direkt in die Luft. Rose verstand ihre Bedeutung nicht, aber die Figuren in Masken lasen flüsternd die feurigen Buchstaben, und sie löschten sich sofort aus und hinterließen schwarze Rauchstreifen.
Dieser höllische Korridor wird niemals enden, dachte die Prinzessin. «Ich werde hier unter der Erde bleiben und nie wieder die Sonne sehen. Ich bin eine Geisel, ich bin ein Opfer von Verrat. Gedanken schwärmten in ihrem Kopf. Annahmen, eine schrecklicher als die andere, trafen das Gehirn. Der Weg in die Dunkelheit hatte kein Ende. Sie wollte vergessen und einschlafen, aber zwei düstere Wachen zogen die Gefangene nach vorne und ließen sie keinen Moment verweilen.
Rose war müde und schwach, ihre Augenlider waren schwer und klebrig, aber es war unmöglich zu schlafen. Vor sich sah sie massive gusseiserne Türen, die mit komplizierten Verzierungen bedeckt waren und von einem Bogen glühender Fäulnis begrenzt waren.
«Was für ein Ort ist das? Was wartet vor der Tür auf mich?» dachte Rose beim Gehen. Bevor sie Zeit hatte, das rettende Wort des Gebets zu schreien oder zu flüstern, stießen sie Stahlhände in einen geräumigen Raum, der sich in einem Ring schloss. Es war ein Gerichtssaal.
Holzständer erhoben sich in Reihen übereinander. Oben, unter der Kuppel der Decke, befinden sich mehrere Gitterfenster. Dies bedeutet, dass Rose nicht mehr unter der Erde oder im Felsen war, sondern im Herzen der Insel der Zauberer.
In der Mitte des Gerichtssaals stand ein niedriger eiserner Hocker. Die Gestalten, die sie mit Gewalt zerrten, zwangen die Prinzessin zu ihm, und sie selbst standen hinter ihr.
Überall waren Menschen in langen Gewändern und gespannten Hüten, regungslos und sprachlos. Es schien, als wäre jeder von ihnen zu seinem Platz hinter der hölzernen Tribüne gewachsen. Heftige Augen schauten aus blassen, hageren Gesichtern. Spinnenfinger spielten mit vergilbten Pergamentrollen oder klopften einfach auf die Tischplatte.
Öllampen füllten den Raum mit schwachem, orangefarbenem Licht. Der Schreibtisch des Richters blieb frei, und die Angeklagte saß bereits an ihrer Stelle. Rose sah sich entsetzt um.
Dutzende abscheuliche, verbitterte Augenpaare starrten sie an. Die Größe der Halle war überwältigend und bedrückend. Hier wirkte die zerbrechliche Gestalt der Prinzessin in einem goldenen Kleid winzig. Zerzaustes Haar bedeckte ihre verletzten Schultern. Plötzlich fiel ein heller Lichtstrahl auf ihr Gesicht. Rose wurde munter. Hinter ihr schlurften Schritte. Sie sah einen gekrönten Buckligen als Richter auf der Plattform übernehmen. Sein schwerer, knorriger Schatten bedeckte Rose. Ein wütender Blick ruhte auf ihrem Gesicht.
«Lasst uns beginnen!» sagte der Bucklige. Seine Stimme klang wie ein Donnerschlag in der tödlichen Stille.
In diesem Moment schwang das kegelförmige Fenster unter der Decke auf und ein Adler flog hinein und schlug mit den Flügeln. Der Fensterflügel schlug zu. Der Vogel setzte sich auf einen leeren Stuhl und schrie. Stolz hinter dem Rücken gefaltet, versteckten die Flügel nicht mehr die scharlachrote Naht auf der Brust des Adlers. Rose erkannte die Spur an ihrer eigenen Kugel und war verblüfft. Was geschah, war wie ein Albtraum. Die Flügel des Vogels begannen zu wachsen und sich zu dehnen. Der Schnabel wurde kleiner. Die Federn verdichteten sich und verwandelten sich in schwarze Kleidung. Und jetzt war es kein Adler mehr, aber eine andere stille Jury trug Rose mit seinen wütenden Augen.
«Erkennen Sie alle den Verurteilten?» Der Richter fragte laut und viele Köpfe in schwarzen Hüten nickten zustimmend.
«Was können Sie zu Ihrer Verteidigung sagen?» Die bedrohliche, anklagende Stimme des Buckligen ertönte erneut.
Rose schauderte unwillkürlich. Von allen, die sie richteten, ging eine Stimmung des Hasses und der Verachtung aus. Sie wollten jemand anderen anstelle des Angeklagten sehen, aber nach Lust und Laune des lächerlichen Schicksals befand sie sich hier.
Das Mädchen versuchte, all ihren Mut zu mobilisieren.
«Sie haben sich geirrt!» Sie sagte. Ihre eigene Stimme schien ihr schwach und seltsam. «Ich bin nicht wer du willst.»
«Wer bist du?» Der Bucklige lachte tief und widerlich. «Wie heißen deine Eltern?»
«Mein Vater ist König Christian, und meine Mutter ist Königin Odile», sagte Rose. Sie wollte noch etwas hinzufügen, aber ihre Zunge gehorchte ihr nicht.
Als der Bucklige ihre Worte hörte, sprang er von seiner Bank auf, beugte sich über das Podium und krächzte:
«Du lügst!»
Er warf den Hammer des Richters hinunter, kramte in den Papieren auf dem Tisch und zog ein zerknittertes Stück Papier mit zerrissenen Kanten heraus.
«Du wusstest, welches Schicksal dich erwartete», sagte er und wandte sich an Rose. «Deine Lügen werden den Satz nicht mildern.»
«Bring sie näher!» befahl der Richter.
Die Wachen packten Rose sofort an den Ellbogen und zogen sie zum Podium. Der Bucklige holte eine Feder aus einem Tintenfass und schrieb noch ein paar Zeilen auf die Unterseite des zerrissenen Blattes. Dann legte er es hin und legte eine lange, schwere Hand auf Roses Schulter.
Die Prinzessin wusste, dass er sich jetzt darauf vorbereitete, eine Art alten Hexenritus durchzuführen. Sie wollte sich befreien, aber die Wachen hielten sie fest und erlaubten ihr nicht einmal, sich zu bewegen.
«Ich habe lange Zeit die Bestrafung für Sie aus der Liste der Zulässigen ausgewählt, aber keine von ihnen wird die Sünden, die Sie begangen haben, zurückzahlen», sagte der Richter erneut in einer funkelnden Krone. «Nach Zustimmung unseres Rates habe ich das Recht, auf die bisher verbotene Bestrafung zurückzugreifen. Die Ausführung wird abgebrochen. Stattdessen habe ich den Schwanenfluch auf dich gelegt.»
Rose starrte ihn ungläubig an. Sie verstand nichts. Ein triumphierendes Lachen hallte durch die Halle. Rose drehte sich um, sah aber keinen einzigen Geschworenen. Alle Plätze waren leer, nur eine schreiende Herde von Gyrfalcons, Falken und anderen Vögeln flog durch die geöffneten Türen und verschwand in der Dunkelheit.
«Lass sie wegfliegen!» Der Bucklige grunzte gebieterisch. «Das Ritual muss ohne unnötige Zeugen durchgeführt werden.»
Er starrte seinen Gefangenen an und begann leise einige unverständliche, bedeutungslose Worte für einen einfachen Mann zu flüstern. Die Hypnose ging von ihm mit einem dunklen, starken Faden aus und drehte sich um Rose. Rose sah in die brennenden Augen des Zauberwirkers und es schien ihr, als stünde sie am Rande eines wütenden, feurigen Abgrunds. Die Prinzessin hatte Fieber. Ohnmacht näherte sich ihr wie ein Fremder in einem dunklen Umhang.
Der Bucklige zog einen scharfen, angewiesenen Dolch aus seinem Gürtel und schnitt eine Haarsträhne aus Roses Kopf. Ein Strang schwarzer Schlange rollte sich um die geschärfte Klinge, bevor der Zauberer den Dolch in eine Schüssel senkte, die mit zischender, silberner Flüssigkeit gefüllt war. Beim Kontakt mit dem Strang und dem Metall nahm es sofort eine tiefe, schwarze Farbe an.
Rose beobachtete fasziniert die Aktionen des Zauberers. Seine Worte und Gesten waren für sie unverständlich. Hier bedeckt er die СКАЧАТЬ