Das Erbe des Bierzauberers. Günther Thömmes
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Название: Das Erbe des Bierzauberers

Автор: Günther Thömmes

Издательство: Автор

Жанр: Исторические детективы

Серия:

isbn: 9783839234228

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СКАЧАТЬ Lachen verging ihnen tatsächlich, als sie die ersten beiden Männer am Wegesrand fanden. Es war offensichtlich, dass hier Räuber am Werk gewesen waren. Sie hatten ganze Arbeit geleistet und nicht nur die Schädel der beiden eingeschlagen, sondern auch alle Kleidung geraubt.

      Stunden später fanden sie die ersten Wolfsopfer. Eine ganze Familie, Vater, Mutter und drei kleinere Kinder, hatte sich anscheinend ohne Geleitschutz auf den Weg nach Trier begeben. Alle fünf waren von den wilden Tieren übel zugerichtet worden. Komplett ausgeweidet, Arme und Beine zerbissen und abgenagt, die Kleidung zerfetzt, konnte man lediglich an den Köpfen noch menschliche Gestalten erkennen.

      Emmerich bekreuzigte sich und schickte sogleich ein Gebet an den heiligen Wolfgang, den Beschützer vor Wölfen.

      Bertram war nicht der Einzige, der bei diesem Anblick vom Wagen sprang und sich erbrach. Auch die beiden vornehmen Städter spuckten nach Leibeskräften.

      Emmerich, desgleichen Anblick scheinbar gewohnt, befahl rasch, eine Grube auszuheben und die Opfer zu bestatten.

      »Sonst zieht es noch mehr dieser Bestien an.«

      Ein kurzes Gebet, dann zogen sie weiter.

      Der weitere Weg nach Trier verlief ohne besondere Vorkommnisse.

      In Trier verließen die beiden Kaufleute die Truppe, ein Kaufmann sowie eine Familie mit vier Kindern stießen hinzu, die alle nach Köln wollten. Schließlich noch zwei Nonnen, die dies ohne Geleitschutz nicht zuwege brächten und die Emmerich aus Anstand, und weil dies so üblich war, umsonst mitreisen ließ.

      Am Ende des ersten Tages machte die Gruppe Rast in Bitburg. Die Stadt hatte, wieder einmal, schwere Zeiten hinter sich, die Bevölkerung war durch Krieg, Hungersnot und Krankheiten auf weit unter 2.000 Einwohner reduziert worden, ganz langsam ging es jedoch wieder aufwärts.

      Bitburg gehörte im Jahr 1468 zwar offiziell zu Luxemburg, war jedoch 14 Jahre zuvor gegen 500 rheinische Gulden an den Grafen Robert zu Virneburg verpfändet worden.

      Luxemburg hingegen hatte seit geraumer Zeit durch die Heirat von Elisabeth von Luxemburg mit dem Habsburgerkaiser Albrecht II. dem österreichischen Haus Habsburg gehört, aber durch Ende dieser Linie und Vererbung auf den Herzog von Sachsen waren die Besitzverhältnisse sehr turbulent geworden.

      Auch der Herzog von Burgund hatte nämlich mittlerweile Ansprüche auf Luxemburg angemeldet. Dieser Herzog nannte sich Karl der Kühne und wurde später gerne als letzter Vertreter feudalen Geistes gesehen, als ein Mann, dessen hervorstechende Tugend seine blinde Tapferkeit war.

      Luxemburg hatte schon immer eine bedeutende Rolle für die burgundische Politik gespielt, da es ein wichtiges Bindeglied zu den niederländischen Besitzungen der Burgunder war, wie Brabant, Limburg und Holland. Auch Karl der Kühne verfolgte den ehrgeizigen Plan, Erwerbungen zu einem Burgund, das den Namen ›Königreich‹ wirklich verdiente, zusamenzufassen.

      Nachdem Albrechts Nachfolger, Kaiser Friedrich III., schließlich die 500 Gulden bezahlt hatte, gehörte Bitburg de facto wieder zum Habsburgerreich. Ruhe war dennoch nicht eingekehrt, nur die unmittelbare Kriegsgefahr schien einstweilen gebannt.

      »Seit über 100 Jahren gibt es hier das beste Bier der Stadt!«, lobpreiste ihr Gastgeber die Schenke.

      Bertram spitzte die Ohren.

      Das war das erste Mal, dass er wieder in die Nähe einer Brauerei kam.

      Vielleicht gab es dort Arbeit für ihn.

      Auf dem Weg zum ›Römer‹ kamen ihnen bereits einige stark schwankende Gestalten entgegen, vor der Tür lagen links und rechts zwei im Rinnstein.

      »Das Bier hier scheint recht stark zu sein«, lachte Emmerich.

      Als sie in den gut gefüllten Römer eintraten, genossen sie erst einmal die Wärme, den Lärm und den Geruch nach Essen und Bier, der dort herrschte. Auf der Reise hatten sie bislang wenig Lobenswertes erlebt, was die Verpflegung betraf.

      Immer nur Weizenbrot, Hafergrütze, dünnes Bier und etwas Gemüse, das war sättigend, aber nicht wirklich ein Genuss.

      Emmerich ließ sich nicht lumpen und lud Bertram ein.

      »Du bist ein guter Begleiter, sollst dich auch einmal satt essen.«

      Von seinen Ersparnissen hätte Bertram nicht einmal die vier Pfennig ausgegeben, die ein großer Krug Wein oder ein Laib Brot kostete. So aber langte er zu.

      Das Bier war köstlich, aber doch etwas dünner, als Bertram es von Straßburg her gewohnt war; braun und schäumend stand es im Krug. Sie merkten schnell, dass das ›Römerbier‹, entgegen ihrer ersten Prognose, nicht so stark war und tranken eines mehr.

      Zu essen gab es eine Spezialität des Hauses: Laganum, dünn ausgerollte Teigfladen, die in mehreren Schichten abwechselnd mit Gemüse und Käse belegt und im Ofen gebacken wurden.

      »Mensch, die sind ja gastfreundlicher als das Haus Abrahams!«

      Emmerich war hellauf begeistert, genau wie alle anderen.

      Das war das Raffinierteste, was alle jemals gegessen hatten.

      »Ich esse ja sonst am liebsten eher grobes Fleisch, das hält Leib und Seele zusammen. Aber dies hier ist einfach köstlich!«

      Bertram versuchte, sich an den anderen Tischen umzuhören, bevor er den ›Römer‹-Praxator direkt um Arbeit anfragen wollte.

      Das war leicht, weil alle, durch das gute Bier befeuert, lautstark redeten und der Lärmpegel ständig stieg. So hörte er, dass man in den Städten, die in der Nähe zu Frankreich lagen, leichter die Bürgerrechte erhielt.

      »In Frankreich hat es in den letzten 100 Jahren die Hälfte der Bevölkerung dahingerafft, durch Hunger und Pest«, ereiferte sich einer.

      »Auch hier in Eifel und Moselland gab es viele Tote«, so ein Zweiter.

      »Wir haben aber seit 20 Jahren keine Missernte mehr gehabt«, ergänzte ein dritter Zecher. »Die neuen Methoden wie das, was die Bauern ›Drei-Felder-Wirtschaft‹ nennen, verhelfen ihnen zu besseren Ernten.«

      »Und die neuen Mühlentechniken erst. Da geraten das Brot und das Mehl viel besser«, fuhr der Erste fort.

      »Die Städte füllen sich wieder«, kam der Zweite zurück zum Thema. »Und wer was kann, der kann hier leicht Bürger werden.«

      Das lag für Bertram zwar in weiter Ferne, er war viel zu jung und hatte zu wenig Geld, aber in einer aufstrebenden Stadt gab es sicher Arbeit für ihn.

      Dieter de Foro