Das Haus in den Dünen. Ulrich Hefner
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Название: Das Haus in den Dünen

Автор: Ulrich Hefner

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783839265048

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СКАЧАТЬ cremefarbenen Helmen auf ihren Häuptern hatten die Schlacht gegen das Feuer verloren. Von dem alten Lagerschuppen war nicht viel mehr als die Grundmauern übrig geblieben. Die verzehrende Kraft des Feuers. Er wandte sich ab und humpelte in Richtung des Fliegerdamms davon.

      *

      Sie hatten sich wie immer nach der Tatortarbeit im Konferenzraum der Dienststelle versammelt. Monika kochte Kaffee, während Dietmar seine Jacke mit einem Deodorant besprühte.

      »Muss das sein?« Till Schreier hielt sich die Nase zu. »Hier stinkt es schlimmer als in einem Puff.«

      »Ich finde es toll, wenn sich der Duft von Frühlingsblumen mit dem Aroma von frischem Hochlandkaffee und dem Gestank von verkohlten Holzbalken mischt«, unkte Monika. »Es hat so etwas Exotisches.«

      Trevisan war in die Akte vertieft, die Schneider vom 3. Fachkommissariat kommentarlos in seinem Büro hinterlassen hatte. Kleinschmidt hatte recht behalten, den Kollegen vom 3. konnte es gar nicht schnell genug gehen, sie wollten die Akte vom Schreibtisch haben. Der Grund dafür war offensichtlich: Bislang gab es keinerlei Ansatzpunkte. Elf Brände waren gelegt worden, den heutigen eingeschlossen. Meist war nur Sachschaden an leerstehenden oder abbruchreifen Gebäuden entstanden. Die Serie hatte am 26. Juli draußen in Voslapp begonnen, an der Deponie war ein alter Lagerschuppen angezündet worden. Der oder die Täter hatten Benzin als Brandbeschleuniger benutzt und an allen vier Seiten des Ge­bäudes Feuer gelegt. Offenbar um sicherzugehen, war zu­sätzlich ein Molotowcocktail durch ein eingeschlagenes Fenster geworfen worden.

      Am aufgeschnittenen Zaun, der zu dem abgebrannten Schup­pen in Voslapp führte, hatte der erste laminierte Bibelspruch gehangen: … er vertrieb den Menschen und stellte östlich des Gartens von Eden die Cherubim auf und das lodernde Flammenschwert, damit sie den Weg zum Baum des Lebens bewachten …

      Ein Spruch aus der Schöpfungsgeschichte, Genesis 3, der Fall des Menschen, nachdem Gott Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben hatte. Doch welcher Sinn steckte dahinter? Gab es überhaupt einen Sinn? Oder ging es nur darum, ein Feuer zu entfachen? War hier ein verrückter Pyromane am Werk, der sich an der Hitze der Flammen labte, oder übte der Brandleger eine ganz eigentümliche Art der Rache?

      Till Schreier überflog eine Auflistung der Taten. »Am 26. Juli in Voslapp, drei Tage später der Schuppen am Kanalhafen. Am 2. August zündet er eine Garage in Coldewei an, dann sind sieben Tage Pause, bevor in Wehlens eine Scheune brennt. Am 12. in Breddewarden, am 14. eine Lagerhalle am Friesendamm, am 16. August ein Schuppen in Westerhausen, zwei Tage später ein leerstehendes Wohnhaus in Schaar, einen Tag darauf die Lagerhalle im Industriegebiet West, vor zwei Tagen eine Gartenlaube in Roffhausen und heute Morgen der Schuppen am Südwestkai. Der Junge ist ganz schön aktiv.«

      »Ein Junge?«, fragte Trevisan.

      »Na ja«, antwortete Till Schreier. »Zumindest glaube ich, dass es ein Einzeltäter ist. Kein politisches Motiv, keine wirtschaftlichen Interessen, offenbar eine rein willkürliche Vorgehensweise ohne System. Keine Hinweise, außer Bibelzitate, die sich mit dem heiligen Feuer beschäftigen. Entweder will er Feuer sehen oder es gefällt ihm, wenn die großen, roten Feuerwehrautos mit Blaulicht und Signalhorn durch die Gegend brausen.«

      »In den Akten vom FK 3 ist ein Gutachten eines Brand­sachverständigen«, sagte Trevisan. »Der attestiert unserem Feuerteufel ein großes Maß an Insiderwissen.«

      »So ein Blödsinn«, antwortete Dietmar. »Man gießt Benzin aus und zündet es an. Und schon hat man einen Brand.«

      »Da irrst du dich gewaltig«, konterte Till. »Wir hatten da­mals bei der Freiwillen Feuerwehr einen Lehrgang über die Brand­ausbreitung. Es ist gar nicht einfach, ein Gebäude so an­zustecken, dass am Ende nichts mehr davon übrig bleibt. Außer den Grundmauern natürlich.«

      »Du warst bei der Feuerwehr?!«, warf Dietmar hämisch ein.

      Monika Sander schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. »Wusstet ihr eigentlich, dass in fast fünfundfünfzig Prozent aller Brandstiftungen der Täter ein Feuerwehrmann ist?«

      »Dann sollten wir den Jungs vielleicht mal auf den Zahn fühlen«, antwortete Dietmar und wandte sich Till zu. »Und mit dir haben wir schon unseren ersten Verdächtigen.«

      »Weißt du, wie viele Feuerwehrleute es in Wilhelmshaven und der Umgebung gibt?«, fragte Monika.

      »Wieso Wilhelmshaven?«, entgegnete Trevisan. »Auch in Wehlens, in Westerhausen und in Roffhausen hat es gebrannt.«

      »Mittwoch, Samstag, Mittwoch, Mittwoch, Samstag, Mon­tag, Mittwoch, Freitag, Samstag, Sonntag und Dienstag«, las Till laut von der Auflistung ab. »Er hat bislang an jedem Wochentag zugeschlagen. Das heißt, er hat eine Menge Zeit.«

      »Und er ist aus dieser Gegend und kennt sich gut hier aus«, bestätigte Trevisan. »Die Zeiten des Brandausbruchs sind eben­so unregelmäßig. Sie liegen sowohl vor Mitternacht als auch danach. Wie lässt sich das mit einem Job vereinbaren?«

      Dietmar war mit der Reinigung seiner Jacke am Ende und hängte sie vor ein offenes Fenster. »Der Zeitungsausträger hat einen dunklen Kleinwagen beobachtet, der kurz nach drei Uhr die Jachmannstraße in Richtung Ebertstraße davongerast ist. Zu diesem Zeitpunkt ist ihm aber nichts Besonderes aufgefallen. Der Brand wurde erst eine halbe Stunde später von einem Hafenarbeiter entdeckt, der zur Schicht gefahren ist. Der Wagen könnte also mit der Sache in Verbindung stehen, muss aber nicht.«

      »Noch etwas?«, fragte Trevisan.

      »Er kann keine nähere Beschreibung abgeben«, antwortete Dietmar. »Es kam ihm bloß ungewöhnlich vor, weil der Wagen sehr schnell fuhr und mit quietschenden Reifen abgebogen ist. So als wäre der Fahrer auf der Flucht.«

      »Weiß inzwischen jemand, woher das heutige Zitat stammt?«, fragte Trevisan.

      »Na, aus der Bibel«, antwortete Dietmar ernsthaft.

      »Danke, da wäre ich alleine nicht draufgekommen«, entgegnete Trevisan sauer.

      »Es ist ein Spruch aus dem Alten Testament«, erklärte Monika Sander. »Genauer gesagt aus dem Levitikus, dem drit­ten Buch Mose, Vers 13.«

      »Levitikus? Ist das nicht das Kapitel, in dem es um Regeln für den Umgang mit Gott geht?«

      »Das muss aber nichts bedeuten«, mischte sich Till Schreier ein. »Die anderen Sprüche findet man in anderen Teilen der Bibel, egal ob in der Genesis oder im Buch Exodus. Es sind einfach nur Zitate aus dem Alten Testament. Ich glaube nicht, dass ein tieferer Sinn dahintersteht, sie sind wahllos ausgesucht.«

      »Ich hoffe, dass du damit recht behältst und er nicht mittler­weile der Auffassung ist, dass zu Opfergaben aus Holz und Kunststoff auch Fleisch und Blut gehören.«

      Trevisan erhob sich und trat vor die große Tafel an der Stirnseite des Tisches. Er nahm Kreide und schrieb Feuerwehrmann, möglicherweise arbeitslos, Religion, Bibelsprüche, Pyromane, aus der Gegend, dunkler Kleinwagen auf den grünen Untergrund. Bevor er fertig war, wurde die Tür zum Konferenzraum geöffnet und ein junges, blasses Mädchen mit einem langen blonden Zopf trat schüchtern ein. Trevisan warf ihr einen überraschten Blick zu.

      »Hallo, Anne«, begrüßte Monika sie. »Wir sind schon mitten in der Arbeit.«

      Ihr leises »Guten Morgen« ging im Gemurmel unter.

      Monika wies auf Trevisan. »Das ist übrigens unser Chef. Martin Trevisan.«

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