Название: Morgen kommt der Weihnachtsmann
Автор: Andreas Scheepker
Издательство: Автор
Жанр: Триллеры
isbn: 9783839264485
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»Aber darum kümmert sich doch die Polizei.« Johannes Fabricius versuchte, seinen fürstlichen Patenonkel zu beruhigen.
»Der Kriminaldirektor war schon hier, um mir die Nachricht zu überbringen«, bestätigte der Fürst. »Er setzt Hauptkommissar Roolfs und Oberinspektor Janssen auf den Fall an.«
Johannes beschlich eine dunkle Ahnung, was Carl Edzard von ihm wollte. Er sagte: »Das ist das beste Team, das Uphoff hat. Je ungestörter sie arbeiten können, umso schneller werden sie die Sache aufklären. Du gehörst doch nicht wirklich zu den Verdächtigen, oder?«
Der Fürst ignorierte Johannes Fabricius’ Versuch, den eigentlichen Grund seines Anrufes abzuwimmeln. Er kam gleich zur Sache. »Morgen wird der Hofrat zu einer Sondersitzung einberufen. Dabei werde ich dich als beratendes Mitglied der Sonderkommission vorschlagen.«
»Gerrit Roolfs wird mich zu Lametta verarbeiten, wenn er davon erfährt. Das mache ich auf keinen Fall noch einmal mit. Hast du vergessen, wie das im vergangenen Jahr gelaufen ist?«
Auf einmal klang der Fürst sehr viel entspannter. »Keine Sorge, mein Lieber, darum habe ich mich schon gekümmert. Du, ich muss Schluss machen, wir sehen uns morgen!« Er hatte aufgelegt.
Johannes Fabricius hatte gerade Zeit, einmal zu seufzen, dann klopfte es an der Tür. Tanja schaute herein: »Sind Sie fertig mit Telefonieren? Herr Roolfs will Sie dringend sprechen. Kann ich ihn …«
In diesem Moment wurde Tanja von Hauptkommissar Gerrit Roolfs beiseite gedrängt. Er war außer sich. »Entschuldigen Sie bitte, Tanja. Es ist enorm wichtig. Würden Sie uns für einen Moment allein lassen?«
Johannes Fabricius wurde es mit einem Mal mulmig. Er dachte an ihren Streit im letzten Jahr, als Fabricius auf eigene Faust ermittelt hatte und als Mitglied des Hofrates vom Fürsten in die Sonderkommission berufen worden war. Gerrit Roolfs hatte sich damals übergangen gefühlt. Ihre Freundschaft war durch diese Ereignisse auf die Probe gestellt worden.*
Gerrit Roolfs setzte sich seinem Freund gegenüber, legte die Hände auf der Tischplatte übereinander und schloss für einen Moment die Augen. »Johannes, der Fürst hat bei mir angerufen. Es ist absolut unglaublich. Er wird morgen eine Sonderkommission nach fürstlichem Recht für den Tjarksen-Fall einberufen.«
Johannes Fabricius schluckte. »Also, ich …«
»Johannes, tu mir einen großen Gefallen. Ruf bitte sofort beim Fürsten an und bitte ihn, dass du der Sonderkommission zugeordnet wirst!«
* siehe: Tote brauchen keine Bücher
Überraschung
»Was soll ich?«, fragte Fabricius erstaunt.
»Johannes, kannst du nicht irgendwie versuchen, in diese Sonderkommission hineinzukommen? Der Fürst ist doch dein Patenonkel. Ich bitte dich inständig: Erzähl ihm einfach, dass du gern dabei sein möchtest.«
»Ich verstehe nicht ganz.«
»Ja, im letzten Jahr, da ist das etwas unglücklich gelaufen. Ich gebe dir auch gar nicht die Schuld, und zusammen haben wir das ja auch prima hingekriegt. Aber diesmal ist es ganz anders. Ich brauche deine Hilfe.« Gerrit Roolfs sah seinen Freund flehend an.
Johannes Fabricius begann etwas zu ahnen. Er setzte sich aufrecht und entspannt hin. »Es gibt doch bestimmt einen Grund, warum ich da mitmachen soll.«
»Ich sage nur einen Namen: Gerald Oosterhuis. Er soll das beigeordnete Mitglied des Hofrates für diesen Fall sein. Der Fürst hält die Sache innenpolitisch für so brisant, dass er von Anfang an jemanden von außen dabei haben will. Er sagte, dass er da an den Oppositionsführer denkt, damit die Sache politisch ausgewogen ist. Johannes, du kannst mich jetzt nicht einfach hängen lassen.«
Fabricius genoss die Situation noch einen Moment und lehnte sich zurück. »Du meinst, du würdest dann doch lieber mit mir zusammenarbeiten als mit Oosterhuis.«
Roolfs grinste: »Du liegst knapp vor ihm in Führung. Aber du bist gerade dabei, deinen Vorsprung zu verlieren.«
»Ich überleg mir die Sache.«
»Nein, diese Sache habe ich mir schon überlegt. Du tust jetzt, was ich sage. Einmal in deinem Leben. Du musst CE anrufen. Unbedingt. Er hat schon morgen ein Treffen mit Oosterhuis.«
»CE?«
»Carl Edzard.«
Fabricius seufzte. »Okay, ich rufe ihn an. Versprochen.«
»Du hast etwas gut bei mir, Johannes.«
»Ich werde das auszunutzen wissen, Gerrit.«
Moral
Am Sonntag um halb zwölf tagte der Hofrat im Auricher Schloss. Dieses Gremium hatte den Fürsten in seinen Amtsgeschäften zu beraten. Vertreten waren die beiden größten Landtagsparteien – in der Regel waren das Regierungs- und Oppositionspartei – sowie Vertreter und Vertreterinnen des öffentlichen Lebens. Dazu kamen vier berufene Mitglieder, zu denen auch Johannes Fabricius zählte.
Wie immer empfing der Fürst alle elf Mitglieder mit Handschlag und wartete mit der Begrüßung, bis alle die erste Tasse Tee ausgetrunken und die wichtigsten Neuigkeiten ausgetauscht hatten, damit dann die volle Aufmerksamkeit sichergestellt war.
Fürst Carl Edzard hatte als Gast Kriminaldirektor Uphoff eingeladen, der kurz von den ersten Ermittlungen berichtete. Tjarksen musste etwa zwischen halb drei und vier Uhr morgens erschossen worden sein. Die Blutuntersuchung hatte ergeben, dass er stark alkoholisiert gewesen war. Nicht lange nach dem Eintritt des Todes musste er dann erhängt worden sein.
Es gab viele mögliche Hinweise, aber keine wirkliche Spur. Auch das erste Gespräch mit seiner Familie hatte nichts Konkretes ergeben.
»Wissen Sie, mit welcher Waffe Tjarksen erschossen worden ist?«, fragte Fürst Carl Edzard.
»Jetzt kommt’s: Mit einer Walther PPK, Kaliber sieben Komma fünfundsechzig. Ein modifiziertes Modell der berühmten Walther PP«, erläuterte Gerrit Roolfs. »Beide Pistolen waren im Zweiten Weltkrieg unter deutschen Offizieren verbreitet. Die Walther PPK ist noch kleiner als die Walther PP und kann verdeckt getragen werden.«
»Konnten Sie die Waffe sicherstellen?«, fragte der Fürst nach.
»Nein«, antwortete Kriminaldirektor Uphoff.
»Herr Doktor Oosterhuis«, rief der Fürst den Vorsitzenden der Oppositionspartei auf, der sich schon während des Berichtes von Uphoff mehrfach zu Wort gemeldet hatte.
Wie immer, wenn Gerald Oosterhuis redete, lehnte sich Landesbischöfin Irene Sanders, die als Vertreterin der evangelischen Landeskirche Ostfrieslands in diesem Gremium saß, besonders aufmerksam nach vorn. Zwischen ihr und Oosterhuis herrschte ein hohes Maß an gegenseitiger Abneigung.
»Das ist СКАЧАТЬ