Nach Dem Fall (Gefallener Engel #2). L. G. Castillo
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СКАЧАТЬ mit dem Kartendeck auf den Tisch und mischte wieder wortlos.

      Es wurde zunehmend ungemütlich im Raum, als er es vermied, auf den Vorschlag zu antworten.

      »Das ist eine gute Idee«, stimmte Naomi zu und zwang ihre Stimme heiter zu klingen. Sie warf Rachel und Uri einen Blick zu, bemerkte die wissenden Blicke, die die beiden einander zu warfen und seufzte. Noch mehr Geheimnisse. Was hatte es bloß mit diesem Ort und den ganzen Geheimnissen auf sich? Sie war nicht daran gewöhnt, dass die Leute um sie herum Geheimnisse vor ihr hatten, besonders, nachdem Lash endlich enthüllt hatte, dass er ein Seraph war und Raphael ihr gesagt hatte, dass sie der siebte Erzengel war.

      Lash hatte ihr sogar von seinem Gespräch mit Raphael erzählt und davon, dass Rebecca, der Schutzengel ihrer Großmutter, seine Mutter war und Raphael sein Vater. Und als er ihr erzählt hatte, dass Jeremy sein älterer Bruder war, hatte sie schon geglaubt, sie hätten die Geheimnisse jetzt hinter sich gelassen… anscheinend war dem nicht so. Wie frustrierend! Kein Wunder, dass Lash launisch gewesen war, als sie ihm das erste Mal begegnet war. Sie warf ihm das nicht im Geringsten vor.

      »Erklär es mir noch einmal: Weshalb müssen wir Pintobohnen verwenden?«, fragte Lash und nahm sich eine Hand voll.

      Er versuchte offensichtlich, das Thema zu wechseln. Sie seufzte. Vielleicht war es besser, beim Spielen vom mexikanischen Bingo zu bleiben.

      »Wir müssen keine Bohnen benutzen. Mit Bingochips würde es genauso gut funktionieren. Belita hat gern Bohnen verwendet.« Ein vertrauter Stich fuhr ihr durch die Brust, derselbe, den sie immer fühlte, wenn sie an ihre Großmutter und ihren Cousin Chuy dachte.

      Als Naomi gerade im Himmel angekommen war, hatte sie sich in ihren Trainingspausen vergewissert, dass es ihnen gut ging. Aber mit jedem Mal, das sie das tat, war es für sie schwerer und schwerer geworden, sich von der Brücke über den Bach loszureißen – vom einzigen Fenster, dass ihr zu ihrer Welt geblieben war. Gabrielle hatte ihre Unfähigkeit mitbekommen, sich nach jedem ihrer Besuche zu konzentrieren und ihr befohlen, die Brücke zu meiden bis ihr Training abgeschlossen war.

      Zuerst fand sie es unerträglich, dass Gabrielle sie im Grunde darum bat, ihre Familie zu vergessen. Lash war natürlich aus der Haut gefahren und hatte angeboten, die Sache vor Michael zu bringen, und erklärte, sie arbeite schwer und einen Blick auf ihre Familie zu werfen helfe ihr, den Übergang in den Himmel leichter zu machen. Als sie sich wieder beruhigt hatte, war ihr klargeworden, dass Gabrielle recht hatte. Ihr neues Leben und ihre neue Familie waren hier bei ihm und die beste Art sich zurechtzufinden war, sich in ihrer neuen Rolle als Erzengel zu vergraben.

      »Naomi.« Lash berührte sie sanft an der Schulter. »Ist alles in Ordnung?«

      »Ja, ich habe nur an Belita gedacht. Ich vermisse sie und Chuy.«

      »Ich vermisse sie auch… und Bear«, sagte Lash und fügte den Chihuahua ihrer Großmutter hinzu. »Verrücktes, kleines Fellknäuel.«

      Naomi fragte sich, was sie jetzt gerade taten. Sie fragte sich, ob es dort auch spät am Abend war wie oben im Himmel. In welcher Zeitzone sich wohl der Himmel befand?

      Chuy und sein bester Freund Lalo saßen vermutlich gerade am Abendbrotstisch. Sie mussten gerade von der Arbeit gekommen sein. Chuy wäre bei seiner zweiten Portion und Lalo bei seiner dritten. Lalo war praktisch ein Mitglied der Familie und selbst er nannte ihre Großmutter »Belita« und nicht »Anita«, wie sie eigentlich hieß.

      Naomi konnte in Gedanken geradezu vor sich sehen, wie Lalo Bear heimlich Stückchen aus Belitas Hühnchen-Mole zusteckte, während Belita damit beschäftigt war, die Küche sauberzumachen.

      Rachel gähnte laut, als sie aufstand und den Stuhl über den Boden schob. »Ich bin müde. Komm, Uri. Lass uns nachhause gehen. Wieso spielen wir morgen nicht bei uns?«

      »Ihr müsst nicht gehen«, wandte Naomi ein.

      Rachel kam zu ihr herüber und umarmte sie. »Das weiß ich doch. Du und Lash, ihr solltet ein bisschen Zeit allein für euch haben. Du hast in letzter Zeit so hart gearbeitet. Außerdem sagt Uri, er hat heute Abend noch eine besondere Überraschung für mich.«

      »Mit dir ist doch jeder Abend besonders.« Uri zog sie in seine Arme und entfaltete seine Flügel.

      »Uri!«, quietschte Rachel. »Was machst du denn? Ich habe selbst Flügel, weißt du.«

      Uri schritt um den Tisch herum zum Wohnzimmer, wo eine Reihe Fenster das Tal überblickte. Alle Fenster standen offen und ließen einen kühlen Lufthauch herein.

      »Lash, es war klug von dir aus dem Gemeinschaftshaus aus- und in deine eigenen vier Wände zu ziehen.« Er trat an das mittlere Fenster und sah nach unten. »Der Blick von hier oben ist atemberaubend. Aber warum so weit von allen entfernt?«

      So sehr Naomi das Zusammenleben mit Lash liebte, es war in seinem kleinen Zimmer eng gewesen. Lash hatte die Situation sofort in Angriff genommen, indem er ein kleines Cottage auf dem Kamm eines Berges gebaut hatte, der die Wohnungen der Engel überblickte. Viel wichtiger war allerdings, dass sie von ihrem Zuhause aus die Brücke sehen konnte – eine Erinnerung daran, dass Belita nur Minuten von ihr entfernt war. Sie liebte es. Aber tief im Innern fragte sie sich, ob es noch einen anderen Grund gab, aus dem er abseits der anderen leben wollte – oder vielleicht abseits einer einer Person im Besonderen.

      Lash schlang seine Arme um Naomi und küsste ihren Hals. »Oh, sagen wir einfach, wir wollten etwas Privatsphäre haben.« Sein heißer Atem strich über ihr Ohr, als er flüsterte: »Und Raum für außerplanmäßige Aktivitäten.«

      2

      Jeremy lehnte am Brückengeländer. Saphirblaue Augen blickten in Richtung des Berges. In der Ferne konnte er das Schimmern von Lichtern auf dem höchsten Gipfel erkennen.

      Er schloss einen Moment lang die Augen und wartete darauf, dass der Schmerz abklang. In den letzten Wochen, in denen er fort gewesen war, war ihm nicht klar gewesen, dass er immer noch da war und tief in seinem Innern lauerte. Das hatte er Gabrielle zu verdanken. Wie konnte sie wissen, was er fühlte, wenn er es selbst nicht verstand?

      Er hatte geglaubt, Zeit abseits von Lash und Naomi zu verbringen, würde ihm helfen, sich über seine Gefühle klar zu werden. Aber als er zurückgekehrt war und allein in Lashs Zimmer gestanden hatte, hatte er sich gefragt, nach wem sein Herz sich sehnte – nach Lash oder nach Naomi.

      Frustriert rieb er sich mit den Händen übers Gesicht. Er hatte sich gehen lassen, seitdem er fortgegangen war, fast, als ob er sich selbst bestrafte. Er hatte keinen Gedanken ans Rasieren verschwendet. Er hatte nicht einmal mehr daran gedacht, seine maßgeschneiderten Lieblingsanzüge anzuziehen. Stattdessen trug er, was immer er sich überwerfen konnte, etwa schwarze Anzughosen und T-Shirts. Selbst sein einstmals perfekt frisiertes Haar war anders mit einem zotteligen Pony, der ihm über die Augen fiel und der Rest war lang genug, um ihm übers Schlüsselbein zu streichen. Der einzige Luxus, den er sich gestattete, war eine schwarze Lederjacke, die zu seinen neuen Krokodilstiefeln passte.

      Er sah in den dunkler werdenden Himmel hinauf und versuchte, den genauen Moment zu benennen, in dem sich alles verändert hatte. Wann hatte er sich von einem treuen besten Freund in jemanden verwandelt, dem man nicht vertrauen konnte? Konnte er es Lash vorwerfen, dass er ihm nicht traute, wenn er nicht wusste, ob er sich selbst trauen konnte, sobald es um Naomi ging?

      Jeremy stieß sich vom Geländer ab und schritt die Länge der Brücke ab. Seine glänzenden schwarzen Stiefel klackten СКАЧАТЬ