Название: Gunst
Автор: Petra Deckart
Издательство: Автор
Жанр: Контркультура
isbn: 9783837224184
isbn:
Ein Jahr zuvor feierte die G um genau diese Zeit in Bordeaux ihren runden Geburtstag und bestaunte dort an der Auffahrt zur Steinernen Brücke zwanzig Minuten lang ein gigantisches Feuerwerk, das von einem eingeschwommenen Ponton auf der Garonne abgebrannt worden ist. Diesem Spektakel an den Ufern des Flusses sahen tausende von Menschen zu.
Bereits 2015 legte sie sich einen Fluchtweg zurecht, falls es auf der Steinernen Brücke zu einer Massenpanik kommen sollte. Im Ernstfall wollten ihr Lebensgefährte und sie quer über den Vorplatz der Brücke in Richtung ihres Hotels wegrennen. Keinesfalls über die steilen Seitentreppen mit ihren schmalen Abgängen flüchten, weil diese zur Mausefalle hätten werden können.
Folgerichtig suchten sie sich einen Stehplatz mit dem Rücken zu einem Rettungswagen, der nicht so leicht umkippen konnte, und genossen unbehelligt und sicher das farbenfrohe Gesamtkunstwerk.
Was für ein Augenschmaus.
Ein Jahr später geschah vor den Fenstern des Hotel Negresco in Nizza die bereits erwartete menschenverachtende sinnlose Tragödie: ein haltloser, manipulierter, depressiver Selbstmordattentäter wurde zum Massenmörder. Die Opfer waren aus der ganzen Welt angereist, um das herrliche Feuerwerk am Französischen Nationalfeiertag zu sehen und nicht, um hier grausam zu sterben.
Die G fragt sich, in welchem ihrer drei Berufe sie die Ohnmacht angesichts dieser menschlichen Katastrophe am stärksten verspüre. Und beantwortet sich die Frage damit, dass man im Hotel- und Gaststättengewerbe - also in Einrichtungen, die zum Wohlfühlen geschaffen worden sind - am wenigsten auf solch ein Grauen vorbereitet ist.
Am Anschlagstag wurde die malerische Ansicht, die Reisende aus aller Herren Länder alljährlich an der Französischen Riviera bewundern, sekundenschnell mit Blut besudelt und die Schreie qualvoll sterbender Menschen übertönten sämtliche Nebengeräusche bis allmählich die Totenstille einsetzte und die Leinentischtücher aus den edlen Hotels und Restaurants an der Promenade des Anglais die Toten bedeckten.
Ein scheinbar irreales Horrorszenario an einem der beliebtesten Urlaubsorte auf unserem blauen Planeten.
Seit dem 11. September 2001 lebt die westliche Welt bereits in Angst vor den Hass- und Neidattacken islamistischer Terroristen.
Die Täter sind zumeist junge arabisch-stämmige Männer, die von kriminellen Imamen in Gefängnissen, in Jugendtreffs oder in für jedermann zugänglichen Moscheen radikalisiert und zu Selbstmordattentaten angestiftet werden. Recherchen haben ergeben, dass in beinahe jeder Islamisten-Vita depressive Phasen, Aufenthalte in psychiatrischen Einrichtungen oder in Haftanstalten vorkommen.
Diese kranken Männer vegetieren ohne ethische Werte oder eine Perspektive dahin und haben für sich den Märtyrertod mit anschließendem Eintritt ins Paradies, wo angeblich 72 Jungfrauen als Belohnung auf sie warten, gewählt. Was für ein wahnsinniger Irrglaube, wird jeder lebenstüchtige gläubige Muslim bestätigen.
Im Laufe von zwei Jahrzehnten ist in beinahe jeder westeuropäischen Hauptstadt mindestens ein islamistischer Anschlag erfolgt.
Berlin rückte also immer näher.
Die G, die in ihrem zweiten Beruf 20 Jahre lang als Kriminalbeamtin mit 1. Staatsexamen und mit einer BKA-Beschulung zur Spezialistin für Operative Auswertung bei der Berliner Polizei tätig gewesen war, fühlte, dass der Weihnachtsmarkt an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche „dran“ sein könnte - nachdem in der Silvesternacht 2015/16 bereits der Kölner Dom Schauplatz islamistischen Terrors gegen deutsche Frauen gewesen ist - und schickte daher ihren älteren Bruder mit Anhang nach Hamburg, um sich dort mit ihm am Dienstag, den 20. Dezember 2016, auf dem dortigen Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus zu treffen.
Am Vorabend ihres Familientreffens, Montag, den 19. Dezember 2016, raste dann tatsächlich ein islamistischer Attentäter mit einem gestohlenen Lkw in den besagten Berliner Weihnachtsmarkt, auf welchem sich die G bereits im Jahr 2014 mit ihren auswärts lebenden Familienmitgliedern getroffen hatte und welchen sie am Tattag auch wieder frequentiert hätten, wenn sie nicht ahnungsvoll nach Hamburg ausgewichen wären. Zwölf Todesopfer, der vom Terroristen zuvor erschossene polnische Lkw-Fahrer eingerechnet, hat dieses Wahnsinns-Attentat auf dem Breitscheidplatz - am Fuße des Wahrzeichens von Berlin: die protestantische Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche - gefordert.
Beide Massenmörder, der Attentäter von Nizza (durch die französische Polizei) und jener von Berlin (durch die italienische Polizei), wurden letztendlich von Polizisten erschossen, womit den Terroristen „der Eintritt ins Paradies“ verwehrt worden ist. Mögen diese finalen Rettungsschüsse durch Polizisten dazu führen, weitere islamistische Terrortaten unter Drogen und im Wahn - aus einem Irrglauben heraus - bereits im Keim zu ersticken.
Als Kriminalistin hat die G zu kombinieren und in beinahe jeder Lage zu leben gelernt. Das Verlangen, Leben und Eigentum zu sichern und alle anderen ethischen Werte der freiheitlich demokratischen Grundordnung zu wahren, ist ihr als gute Polizistin zur lebenslangen Pflicht geworden. Ein weiteres Mal konnte sie ihre analytischen Fähigkeiten, verknüpft mit ihrer weiblichen Intuition, im privaten Umfeld präventiv einsetzen.
Erinnerung: Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst, heißt es. Die G lebt danach, liebt und ist glücklich, denn „Glück ist Liebe, wer lieben kann ist glücklich“, sagte bereits der Literaturnobelpreisträger von 1946, Hermann Hesse. Möglicherweise lebte dieser jedoch von den Tantiemen für „Mein Kampf“ - den er als Ghostwriter für den ihm seit frühester Jugend bekannten Adolf Hitler in München geschrieben haben soll - ein entbehrungsloses Leben in der im 2. Weltkrieg neutralen Schweiz: moralisch oder amoralisch?
Hatten die islamistischen Selbstmordattentäter keinen Menschen, den sie lieben konnten oder wurden sie nicht geliebt? Wussten sie nicht, was Glück ist? Vielleicht sollten sich die Gläubigen, die den Islam als 3. Weltreligion leben, modernisieren, für Frauen öffnen und Frauen die gleichen Rechte wie Männern einräumen, damit sich die Frauen auch in den vom Islam geprägten Ländern emanzipieren und wohlfühlen können. Bekanntlich gedeiht Liebe nur in Freiheit. Und Frauen, die in Freiheit und frei lieben dürfen, machen auch Männer glücklich; wenn es denn gewollt sein sollte!
Die G blickt sich am Kieselstrand um und sieht überall farbenfrohe glückliche Paare mit und ohne Hund, die sich miteinander vergnügen, in der Sonne liegen, deren Körper sich aneinander reiben oder aber in das schäumende Meerwasser wagen.
In jede Himmelsrichtung dringt ihr Herumtollen und Lachen.
Kein Platz auf dieser Welt an dem sie jetzt lieber wäre, denkt sich die G und wischt dabei einen Taubenklecks vom Manuskript.
„Das bringt Glück“, sagt sich das Sonntagskind und schreibt ein Liebeslied:
„Une chanson pour l’éternité!
Il me vient une idée
En attendant sur un rocher
Le vent dans mes cheveux
Et la mer entourant mes pieds
Le sable touche ma peau
L’été me fait sentir beau
L’esprit danse avec des oiseaux
Et СКАЧАТЬ