Название: Vorher Schadet Er
Автор: Блейк Пирс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Жанр: Зарубежные детективы
Серия: Ein Mackenzie White Krimi
isbn: 9781094342979
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„Bei diesen Leuten weiß man nie.“ Als er sah, dass die Agenten noch immer keine klare Vorstellung davon hatten, wovon er redete, seufzte er und fuhr fort. „Diese Frau kommt und kauft Ausweise. Sie besorgt sie für Frauen, die versuchen, die Gemeinschaft zu verlassen. Mithilfe der Identitäten kommen sie wieder auf die Beine und sind in der Lage, mit ein paar wenigen Besitztümern ein neues Leben zu beginnen. Ein normales Leben.“
„Was ist die Gemeinschaft?“, fragte Ellington.
„Eine religiöse Kommune etwa fünfundzwanzig Kilometer von Fellsburg entfernt, also etwa vierzig Minuten von hier. Viele Leute wissen davon, aber kaum einer redet darüber. Und wenn, dann als Gruselgeschichte beim Lagerfeuer oder auch in Form von Witzen.“
„Irgendeine Idee, warum die Frauen, die sich dieser Gemeinschaft anschließen, fliehen müssen?“
Thompson zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht mit Sicherheit. Und das ist die Wahrheit. Wirklich, ich weiß nicht mehr über den Ort als jeder andere hier auch. Ich stelle lediglich Ausweise her und verkaufe sie.“
„Sie wissen nichts darüber, was dort praktiziert wird?“
„Den Gerüchten zufolge ist es eine Art Polygamisten-Kult. Einige der Männer haben scheinbar drei oder vier Frauen. Sie sollen sehr religiös sein – aber eher Richtung Altes Testament.“
„Und was ist mit dieser Frau, die die Ausweise kauft? Was wissen Sie über sie?“
„Nicht allzu viel. Als sie sich an mich wandte und fragte, ob ich an einer Nebeneinkunft interessiert wäre, war eine ihrer Regeln, keine Fragen zu stellen. Ich habe es für Unsinn gehalten, aber dann hat sie fünfhundert Dollar über den Tisch geschoben. Und sehen Sie … ich bin fast sechzig und habe immer noch Schulden. Ich kann diese Art von Geld einfach nicht liegenlassen.“
„Sie wissen nicht einmal ihren Namen?“, fragte Ellington.
„Nein, tut mir leid.“
„Können Sie sie beschrieben?“
„Eher jünger. Zwischen fünfundzwanzig und dreißig, wenn ich schätzen müsste. Attraktiv. Braunhaarig, trägt eine Lesebrille.“
„Fällt Ihnen noch etwas anderes ein?“, fragte Mackenzie. „Irgendetwas?“
„Ich habe einmal ihren Wagen gesehen. Sie war nur drei Mal bei mir. Beim zweiten Mal bin ich einige Sekunden nach ihr aus dem Eingangsbereich geeilt. Ich habe ihr durch die Glasscheibe hinterhergesehen. Sie ist eilig über den Parkplatz gelaufen und in ihren Wagen gestiegen. Einen alten, roten Sedan, glaube ich.“
„Plant sie ihre Meetings mit Ihnen?“, fragte Ellington.
„Nope.“
Sie redeten weiter, doch Mackenzie hörte nur noch Bruchstücke. Sie dachte noch immer über etwas nach, das Thompson erwähnt hatte. Einen alten, roten Sedan, glaube ich.
In Amy Campbells Einfahrt war ein älterer, roter Wagen gestanden. Ein Pontiac. Eigentlich würde Mackenzie das nichts weiter als einen Zufall nennen. Aber Amy hatte sich seltsam verhalten – verängstigt und argwöhnisch. Sicherlich würde es sich lohnen, ihr einen weiteren Besuch abzustatten.
„Mr. Thompson, vielen Dank für Ihre Zeit“, sagte Mackenzie. „Wir werden wegen den falschen Führerscheinen ein Auge zudrücken, aber Sie müssen aufhören, sie herzustellen.“
„Sie haben gesagt, dass ein Mädchen tot ist, oder? Und sie trug einen meiner Ausweise bei sich?“
„So scheint es zu sein.“
„Dann bin ich fertig. Kein Geld in der Welt bringt mich dazu, mit so etwas zu tun haben zu wollen.“
Mackenzie und Ellington gingen Richtung Tür. Ellington gab Thompson eine seiner Visitenkarten mit der Anweisung, sie zu kontaktieren, sollte die Frau mit ihm in Kontakt treten. Er blieb leicht verärgert zurück – vermutlich grübelte er über die Tatsache nach, dass die tote Frau lediglich einen seiner falschen Ausweise bei sich getragen hatte.
„Was ist dir eingefallen?“, fragte Ellington, als sie zurück zum Wagen eilten. „Du hast die Unterhaltung ziemlich schnell beendet. Außerdem hattest du diesen Blick im Gesicht.“
„Welchen Blick?“
„Den, den du jetzt gerade auch hast – wie ein Kind, das ein weiteres Geschenk unter dem Weihnachtsbaum entdeckt hat.“
„Seine Beschreibung des Wagens. Ein älterer, roter Sedan. Eines der Häuser, das ich besucht habe, hatte ein solches Auto in der Einfahrt stehen. Amy Campbell. Sie war nervös, argwöhnisch und hat nicht einmal die Andeutung gemacht, mich ins Haus lassen zu wollen.“
„Sieht so aus, als hätten wir unsere erste Spur.“
„Vielleicht“, meinte Mackenzie.
Es fühlte sich richtig an. Aber die Art des Falles und Amys Verhalten verrieten ihr, dass sie vermutlich noch ein paar zusätzliche Vorkehrungen treffen mussten, um sicherzugehen, dass es sich nicht nur um einen Zufall handelte. Sie hasste es, so Zeit zu verschwenden, andererseits durfte sie nicht vergessen, dass die Chance bestand, dass auch diese Gemeinschaft involviert war.
Sie selbst hatte noch nie damit zu tun gehabt, doch sie hatte Fallstudien und Berichte gelesen, in denen religiöse Gruppen Fälle zu tickenden Zeitbomben machen konnten. Und wenn sie das vermeiden konnte, war Mackenzie mehr als gewillt, ein paar zusätzliche, zeitintensive Schritte zu gehen.
KAPITEL NEUN
Sie fuhren zurück auf die Polizeiwache Fellsburgs, wo im Großraumbüro gerade Schichtwechsel war. Es war fast zwanzig Uhr an einem Samstagabend – eine geschäftige Zeit für jedes Polizeirevier, egal wo. Burke war nirgendwo aufzufinden, also begaben sie sich zu ihrem Arbeitsplatz im hinteren Teil des Gebäudes. Es war verlockend, einfach ein Motel zu suchen und dort weiter zu arbeiten, aber beide wussten, besseren Zugang zu Akten und Informationen zu haben, solange sie im Revier waren.
Zuerst durchsuchten sie die Polizeidatenbank nach Informationen bezüglich Amy Campbell. Ihre Akte war sauber; nicht einmal ein Strafzettel war zu finden. Da sie sich von der Datenbank keine weitere Unterstützung versprachen, rief Ellington im Büro in DC an, um Amy Campbell aus Fellsburg, Utah gründlich durchleuchten zu lassen.
Anschließend richteten sie ihre Aufmerksamkeit auf die mysteriöse, religiöse Kommune, die als Gemeinschaft bekannt war. Es war nicht schwer, Informationen zu finden – eine einfache Googlesuche reichte aus. Das einzige Problem war, dass die vielen Treffer sich ständig wiederholten. Sie erfuhren lediglich, dass es sich um eine religiöse Gemeinschaft in den Wäldern zwischen Fellsburg und der Kleinstadt Hoyt handelte.
Man ging davon aus, dass zwischen 1200 und 1500 Menschen dort lebten. Sie besetzten ein kleines Stück Land in den Wäldern, das aus kleinen, hüttenartigen Gebäuden und Fußwegen bestand, welche die Häuser mit der Kirche und anderen Gemeinschaftsgebäuden verbanden.
„Sieh dir das an“, sagte Ellington und klopfte auf seinen Laptop.
Er hatte die Polizeidatenbank befragt und zwei Fotos gefunden. Bei einem handelte es sich um eine Luftaufnahme, die aus einem СКАЧАТЬ