Babys machen und andere Storys. Laurie Penny
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Babys machen und andere Storys - Laurie Penny страница 4

Название: Babys machen und andere Storys

Автор: Laurie Penny

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783960540014

isbn:

СКАЧАТЬ einen Helm mit gigantischen Plastikhörnern, und seine nackte Brust ist in der kühlen Nachtluft mit Gänsehaut überzogen.

      »Hallo, Ladys«, sagt er. »Willkommen zu unserer Wikinger-Nacht. Bei uns ist heute Abend alles spitz!« Er tippt mit den Fingern auf die Hörner, für den Fall, dass der Witz nicht ankommt. Seine Pupillen sind riesig. Was immer er genommen hat, hättest du auch gern. Vielleicht fragst du ihn später, ob er dir was abgibt

      Sobald du den Club betrittst, weißt du, dass es ein Fehler war, herzukommen.

      Der Saal hängt voller Plastikäxte, Stoffbahnen wurden über die billige rote Einrichtung drapiert. Dein Tisch steht direkt vor der Bühne, und ein Kellner in einem Lendenschurz aus Kunstfell, auch er mit einem gehörnten Helm auf dem Kopf, bringt schon die Cocktailkarte. Die Bühne ist leer, der Saal voll. Jade grinst.

      Die schwedische Kundin grinst nicht. Sie tut nicht einmal so, als gefiele es ihr. Eine kleine Falte gräbt sich in ihre breite schöne Stirn.

      »Wissen Sie«, sagt sie. »Das entspricht wirklich nicht dem Bild, das wir uns in Schweden von unserer Geschichte machen.«

      »Was?«, ruft Jade gegen den Lärm an.

      Jade bestellt drei »Flaming Longboat« und schiebt dem Kellner einen Geldschein unter den Gürtel. Er zuckt zusammen, als sie ihn mit ihren langen Fingernägeln kratzt. Sie merkt es gar nicht. Du schon. Du kannst dich an dieses spezielle Jobrisiko ganz gut erinnern. Mitfühlend fasst du mit einer Hand an deine Hüfte.

      Dann gehen die Lichter aus.

      Der »Ritt der Walküren« schmettert blechern aus dem Soundsystem, und fünfzig Frauen kreischen, als ein junger Mann auf die Bühne wirbelt, mit einem langen schimmernden Umhang, unter dem der Oberkörper nackt ist.

      Er ist ein Prachtstück, keine Frage. Wie die johlende Menge siehst du, dass unter den knapp dreißig Quadratzentimetern grünem Lamé sein Körper perfekt ist, eingeölt und durchtrainiert bis auf den letzten Muskel, wie aus feuchtem Gips geformt. Er lässt seinen glänzenden Bizeps spielen, schlägt den Umhang zur Seite und knurrt sein Publikum an.

      Du weißt natürlich, wer das ist. Das ist Loki, der aus dem Marvel-Film. Er hat sogar Lokis langes schwarzes Haar, das sich bei genauerem Hinsehen als Perücke herausstellt. Loki vollführt Unsagbares mit seinem Stab der Macht, der einen unkonventionell geformten Knauf hat.

      Die Schwedin hat ihr Getränk nicht angerührt. Sie spricht dich an. »So etwas zeigt man hier also seinen Geschäftspartnern?«

      Sie sieht dich mit ihren seentiefen braunen Augen an, und du murmelst etwas vom Dienst am Kunden.

      »Aber macht das Spaß, macht es dir Spaß?«, fragt sie.

      An Spaß denkst du gerade nicht. Im Moment denkst du nur an dein Bett, in dem du seit Monaten keine acht Stunden am Stück mehr verbracht hast.

      Aber du denkst auch – gib es nur zu –, dass Elsa Norling eine wirklich sehr gut aussehende Frau ist. Älter, ja, aber das hat dir ja schon immer gefallen. Mit einem Mutterkomplex hat das nichts zu tun, und Elsa Norling hat ja auch nichts Mütterliches an sich, mit ihrer tief ausgeschnittenen Bluse unter dem eleganten Hosenanzug, der wahrscheinlich mehr gekostet hat, als du in einem Monat verdienst.

      Und das ist nicht alles.

      Es ist die Art, wie sie dich ansieht. Es ist die Art, wie sie dir echte Fragen stellt.

      Sie gibt dir das Gefühl, dass sie dich wirklich sieht.

      Du nickst. »Ja«, sagst du. »Ja, das macht Spaß.« Es ist wichtig, dass man immer Spaß hat.

      »Na gut«, sagt sie. »Na gut. Ich mag das Getränk hier nicht, ich nehme ein Bier. Hättest du auch gern ein Bier?«

      Du nickst, ja bitte. Elsa winkt mit der Hand einen Kellner heran. Ihre Nägel sind unlackiert und kurz. Du fragst dich, wie sich diese breiten, dicken Finger auf deinem Gesicht anfühlen würden. Auf deiner Brust. Auf deinem …

      »Und jetzt«, dröhnt es aus dem Lautsprecher. »Er ist der Gott des Donners, und er hat den Hammer, um das zu beweisen! Ladys, Applaus für THOR!«

      Wieder ein ohrenbetäubendes einstimmiges Johlen. Die Ladys versammeln sich vor der Bühne, und Thor, kräftiger als Loki, tritt auf, das lange blonde Haar peitscht ihm um die Brustwarzen. Mit schwingendem Hammer geht er auf Loki los. Die beiden ringen miteinander.

      »Knutscht euch!«, brüllt eine Frau mittleren Alters. Vor Aufregung fällt ihr fast das »Flaming Longboat« aus der Hand.

      Andere Ladys stimmen ein. Thor, der auf Loki liegt, grinst und beginnt, ihn mit Küssen zu überziehen, sabbernd und schlabbernd, ganz große Show. Loki muss sich sichtlich das Lachen verkneifen.

      Die Ladys sind begeistert.

      Auf dem Schild an der Tür zum Männer-WC steht »Walhalla«.

      Du betrittst Walhalla, setzt dich auf die Toilette und weinst ein bisschen.

      In der Kabine nebenan versucht jemand vergeblich, still zu sein, während seine Partnerin Geräusche von sich gibt, die nach einem Massaker im Viehstall klingen. Du wischst dir die Tränen mit dem Ärmel weg. Was bist du bescheuert. Die laufende Nase hat schleimige Schneckenspuren auf dem Ärmel hinterlassen. Genug. Stell dich nicht so an. Du gehst aus der

      Kabine und wäschst dir das Gesicht.

      Am Waschbecken nebenan trinkt ein untersetzter Junge mit geröteten Augen und einer Wolke aus dunklen Locken aus der hohlen Hand. Er schlürft das Wasser wie ein Tier, und einzelne Tröpfchen verfangen sich in den Haaren auf seiner Brust.

      »Hey«, sagt er. Er stützt sich gegen das Waschbecken. »Hey, alles okay?«

      »Alles gut«, sagst du schniefend.

      »Nein, nichts ist gut«, sagt der Knabe. »Okay? Fick die Lady.« Er legt dir die Hände auf die Schultern und will dir tief in die Augen sehen, aber der Fokus ist leicht verschoben, und sein Blick ruht auf deinem Ohr. »Fick die Lady. Ehrlich, egal, wer sie ist, fick sie. Sie ist es nicht wert.«

      »Jepp!«, kommt eine Stimme aus der nächstliegenden Kabine. »Fick sie!«

      Eine Frau kichert, und der Stalllärm geht wieder los.

      »Komm mal her, Bro«, sagt der stämmige Typ. Er legt seinen Arm um dich. Es ist einfacher, sich nicht zu wehren. »Fick sie, okay? Isses nicht wert«, murmelt er. Ihr geratet ins Schwanken. Der Knabe riecht nach Schweiß, Sex, Zigaretten und Vanille. Eine geradezu beruhigende Mischung.

      Zu deiner Überraschung wartet vor der Tür Elsa auf dich.

      Oh Gott. Sie kann sehen, dass du durcheinander bist.

      »Es macht dir keinen Spaß«, sagt sie.

      »Alles in Ordnung«, behauptest du.

      »Nein«, sagt sie, »dir geht es nicht gut, und mir geht es auch nicht gut. Das ist ekelhaft. In Schweden hat so etwas im Geschäftsleben nichts zu suchen. Es ist nicht richtig, Männer so zu behandeln.« Sie deutet auf die Bühne.

      Loki wirft gerade den letzten Fetzen seines СКАЧАТЬ