Название: Karin Bucha Classic 45 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Classic
isbn: 9783740966607
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»Ich weiß, Peter«, unterbricht Reichert ihn mit einer schroffen Handbewegung. »Sparen Sie sich jede Erklärung. Meine Antwort sollen Sie auch gleich hören. Ich gebe meine Tochter keinem Dieb.«
Peter starrt den Mann an, als sehe er ein Gespenst. Er taumelt einen Schritt vorwärts, und es sieht aus, als wolle er den Mann, der diese furchtbare Beschuldigung ausgesprochen hat, an die Kehle gehen.
»Herr Reichert, woher wissen
Sie –?«
»Es genügt, d a ß ich es weiß. Woher, spielt dabei keine Rolle.«
Keiner von den beiden Männern hat gesehen, daß Beate ins Zimmer gehuscht ist. Schwer atmend lehnt sie am Türrahmen. Ihre Augen irren von einem zum anderen. Sie preßt die Hand an den Mund, um den Aufschrei zu unterdrücken.
»Ich schwöre Ihnen –«
»Schwören Sie lieber nicht, Peter.« Die Stimme Reicherts ist ruhig und gelassen. »Können Sie beweisen, daß Sie kein Dieb sind?«
»Peter ist kein Dieb!«
Reichert und Peter bemerken Beate, die mit dieser wie ein Entsetzensschrei klingenden Behauptung sich in die Unterhaltung eingeschaltet hat.
Sekunden vergehen. Beate stellt sich wie selbstverständlich neben Peter, und unwillkürlich legt er seine Rechte um ihre Schulter. Ihre Nähe gibt ihm die Besonnenheit zurück.
Reichert betrachtet die beiden Menschen lange und eingehend. Ihm ist hundeelend zumute. Sein schönster Traum, Peter und sein einziges Kind ein Paar, zerstört.
»Vater, ich bitte dich, höre Peter doch an.« Beates warme, flehende Stimme reißt ihn aus seinen unerfreulichen, trübsinnigen Gedanken.
»Willst du einen Mann heiraten, auf den man mit Fingern weist?«
»Aber es ist doch nichts bewiesen, Vater. Ich bitte dich, hilf Peter, hilf uns, wenn du mich lieb hast.«
Reichert zögert. Die Stimme seines einzigen Kindes berührt sein Herz. Hat sie recht? Tausendmal recht? Wenn man Peter nur ansieht, kommt einem alles töricht und unwahrscheinlich vor.
Im selben Augenblick reißt der Großknecht die Tür auf und brüllt in den Raum.
»Der Eichenhof brennt!«
Die Tür fliegt wieder ins Schloß, und die drei, zunächst wie erstarrt dastehenden Menschen, erwachen in einer grausamen Wirklichkeit.
»Komm«, sagte Peter kurz und zieht Beate an der Hand mit sich. Sie rennen gemeinsam dem Eichenhof zu.
Mutter! Mutter! denkt Peter nur, dabei hält er Beates Hand fest umschlossen, als suche er Halt bei ihr. Der Eichenhof, die geliebte Heimat, in Flammen? Dazu die Hitze! Man wird viel zu wenig Wasser zum Löschen finden.
Die beiden abgehetzten Menschen finden ein heilloses Durcheinander auf dem Hof vor. Tiere schreien in Todesnot, Menschen hetzen durcheinander.
Die Dienstboten des Hofes haben eine Kette gebildet und mit allen möglichen erreichbaren Gefäßen versuchen sie, aus dem nahen Teich das löschende Wasser heranzutragen. Die Feuerwehr ist noch nicht eingetroffen.
Peter wirft sich den Flammen entgegen, rücksichtslos dringt er in den Pferdestall ein, und tatsächlich kommen einige der Tiere ins Freie galoppiert, andere laufen aber hinein in die Glut.
Die Stallungen sind bereits niedergebrannt und langsam, aber sicher greift das Feuer auf das Wohnhaus über.
Peter arbeitet wie ein Wahnsinniger. Er sucht seinen Bruder Franz, kann ihn aber nirgends finden. Da stellt er sich an die Spitze der Leute und versucht, das Schlimmste abzuwenden. Vergeblich!
Zu allem Unglück hat der Wind, so schwach er auch ist, sich gedreht und treibt die Flammen dem Wohnhaus zu. Das knistert und kracht.
»Mutter! Mutter!« ruft er verzweifelt und stürmt in das Haus. Keine Antwort. Flammen schlagen ihm entgegen.
»Peter! Ich bin hier, Peter!«
»Hör doch auf, Peter«, fleht Beate ihn an. »Es hat doch keinen Zweck mehr. Bitte, hör auf.«
»Wo ist Mutter?« keucht er. Sie zerrt ihn am Arm mit sich. Auf der Bank des Gartenhäuschens, das abseits liegt und unbewohnt ist, sitzt Maria Warburg; sie hält die kleine wimmernde Franzi in ihren Armen.
»Mutter!« Die Freude, die Mutter unversehrt vor sich zu sehen, dazu die unmenschliche Anstrengung rauben ihm den letzten Rest seiner Kraft.
Vor Beates Füßen bricht er zusammen.
*
Der Eichenhof ist bis auf das Gartenhaus mit seinen beiden Zimmern und der kleinen Küche ein Raub der Flammen geworden.
Als Peter erwacht, liegt sein Kopf in seiner Mutter Schoß, und Beates Hände versuchen, seine Wunden zu verbinden.
»Wo ist Franz?« ist sein erster Gedanke.
»Drüben!« Seine Mutter weist auf die rauchenden und schwelenden Trümmer. »Dort, wo einst der Eichenhof war«, sagt sie mit stumpfer Gleichgültigkeit.
»Ich muß hinüber.« Er ist nicht zu halten, und Beate eilt hinter ihm her.
Peter biegt um die schwarze Mauerecke, den schäbigen Rest des einstigen Stallgebäudes, hört seinen Namen fallen und tritt sofort zurück in den Schatten.
Reichert, der Bürgermeister des Ortes, und der Polizeimeister unterhalten sich mit Franz Warburg.
»Dieselöl befand sich im Schuppen und –« Franz Warburg stockt.
»Und!« fordert der Wachtmeister.
»Ein Kanister Benzin.«
»Ach so, verstehe, für Ihren Privatwagen.«
»Nein«, gibt Franz Warburg ruhig zurück. »Wir fahren einen Diesel. Der Kanister gehört meinem Bruder.«
»Nun reden Sie schon, Mann«, fordert der Polizeimeister ärgerlich. »Wozu braucht Ihr Bruder Benzin?«
Franz zuckt mit den Achseln, und Peter, dem kein Wort entgeht, taumelt gegen den Rest der Schuppenwand. Ihm schmerzt nicht nur jedes Glied, er vermag auch nicht mehr richtig zu denken. Er möchte vorwärtsstürmen und der Unterhaltung Einhalt gebieten. Er spürt, wie sich etwas um ihn schlingt, was ihn zu vernichten droht.
»Keine Ahnung«, hört er Franz sagen.
»Das sieht verdammt nach Brandstiftung aus«, kommt es aus dem Mund des Polizeimeisters.
Beate, die still neben Peter steht, umklammert, von Entsetzen geschüttelt, seinen Arm.
»Das ist doch nicht möglich«, stammelt sie mit bebenden Lippen. »Komm, Peter, bitte, komm!«
Sie zerrt ihn mit sich, und Peter folgt ihr. Sie gehen nicht zu Maria Warburg zurück, sie schlagen den Weg zum Reicherthof СКАЧАТЬ