Название: Toni der Hüttenwirt Classic 44 – Heimatroman
Автор: Friederike von Buchner
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Toni der Hüttenwirt Classic
isbn: 9783740966669
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»Was machst du, Bub?«
Frieder hatte den Umschlag bereits eingesteckt.
»Erst mal Danke! Des ist ein überraschender Geldsegen. Dazu kann ich nix sagen, erst mal.«
»Warum? Haben junge Burschen heutzutage keine Wünsche?«
»Doch schon! Aber des will und muß auch gut überlegt sein. Bis vor fünf Minuten bin ich noch um das schöne Sümmchen ärmer gewesen. Jetzt eilt es wirklich net. Sicher hab’ ich auch Wünsche. Aber ich will erst mal drüber schlafen, eine Nacht, zwei Nächte. Ich will gut überlegen. Alles braucht seine Zeit, das sagst du doch auch immer, Onkel!«
»Richtig, Bub! Nur nix überstürzen!«
Ernst Unterholzer nahm einen Schluck Bier.
»Ja, dann wäre des gesagt! Jetzt laßt uns essen und feiern. Du, Natalie, tust dich mit deinem Zukünftigen bereden. Der Frieder überlegt auch noch. In ein paar Wochen könnt ihr uns besuchen, dann habt ihr vielleicht schon eine Entscheidung getroffen. Jedenfalls will ich wissen, was ihr damit anfangen tut. Des wollte ich euch sagen. Jetzt laßt uns feiern.«
Meta und Xaver sorgten in der Küche für das leibliche Wohl der Gäste. Toni und Anna trugen auf. Es gab eine Vorspeise, zwei Hauptgerichte und eine Nachspeise. Das Essen zog sich fast über zwei Stunden.
Dann legte Toni Musik auf. Er hatte den Plattenspieler seiner Eltern in der Wirtsstube aufgestellt. Zuerst tanzten Ernst und Zilli einen Ehrentanz. Es war ein Walzer. Dann betraten die anderen die Tanzfläche. Sie feierten bis tief in die Nacht. Obwohl es am Anfang etwas Spannungen zwischen den
beiden Verwandtschaftszweigen gab, herrschte doch eine gewisse stille
Übereinkunft. Das lag bestimmt am Geld. Darüber waren sich Zilli und Ernst einig.
Es war schon nach Mitternacht, als die Engeldinger heimgingen. Der Engeldinger Hof lag nicht weit von den Baumbergers entfernt. Die Benders gingen auf ihre Zimmer.
Beim Abschied fragte Maria ihren Bruder:
»Sag, warum hast du so viel Geld ausgegeben? Wir brauchen doch nur vier Zimmer. Du hast alles gebucht.«
»Das kann ich dir gern erklären, Maria!«
»Mary! Mary bitte, Ernst!«
»Also gut, dann in Himmelsnamen! Mary!« Ernst seufzte. »Es sollte niemand mitbekommen, daß ich die Kinder beschenken tue. Du weißt doch selbst, wie in Waldkogel getratscht wird. Daheim wollten wir die Feier auch net machen. Du kennst doch die Bräuche hier. Ständig wären Nachbarn gekommen. Ich wollte eben mit meiner Familie allein sein und die Zilli auch. Schließlich ist es nicht nur mein Geburtstag, sondern auch ein Fest zu unserer Silberhochzeit.«
»Gut, daß du dir es leisten kannst, Ernst! Dir scheint es ja gut zu gehen!«
Ernst schaute seine Schwester nur an. Er sagte dazu nichts. Er erzählte nur noch, daß es am Wochenende Kaffee und Kuchen, Wurst und Bier auf dem Unterholzer Hof geben würde, für alle, die gratulieren wollten.
Müde und erschöpft machten sich Ernst und Zilli gegen ein Uhr nachts auf den Heimweg.
»Es war doch ein bisserl anstrengend mit allen, Zilli!«
»Mei, Ernst, des kannst laut sagen. Die Luft hat geknistert. Doch sie haben auf Einigkeit gemacht. Dumm sind sie alle net. Sie wissen, daß sie net aus der Rolle fallen sollten. Sie wissen, daß es ums große Erbe geht.«
»Ja, ja! Ich gehe jede Wette ein, daß sie heute nacht so schnell keinen Schlaf finden. Sie alle spekulieren auf das Erbe.«
Der Mond stand hoch am Himmel. Wolken trieben immer wieder daran vorbei. Es war windig und kühl. Hand in Hand, wie ein junges Liebespaar, liefen Zilli und Ernst die Dorfstraße entlang. Sie ließen sich Zeit. Unterwegs unterhielten sie sich darüber, wer von den fünf Neffen und Nichten jedem am besten gefallen hatte.
Als sie daheim auf dem Hof angekommen waren, setzten sie sich noch einen Augenblick auf die Bank vor das Haus und schauten hinauf zum Mond und den Sternen. Viele waren in dieser Nacht nicht zu sehen. Es war wolkig.
»Es wird Regen geben, Zilli!«
»Ja, Ernst. Ich kann ihn auch schon riechen!«
Sie standen auf und machten noch eine Runde über den Hof. Sie verschlossen die Stalltüren und Fensterläden. Der Wind wurde immer stärker.
Dann gingen sie ins Haus. Sie waren gerade eingeschlafen, als ein heftiges Unwetter über Waldkogel und den Bergen niederging.
*
Am nächsten Morgen fuhr Familie Bender nach Hause. Natalies Brüder waren mit ihren eigenen Autos gekommen. Sie fuhr mit ihren Eltern zurück.
Als Natalies Vater in der Garage hielt, stieg die junge Frau schnell aus. Sie drückte ihrer Mutter ihren kleinen Koffer in die Hand.
»Ich fahre sofort zu Joachim. Er wartet auf mich.«
Natalie sprang in ihren offenen roten Sportwagen und brauste davon.
Die meiste Zeit hielt sich Natalie ohnehin bei ihrem Freund auf. Er wartete schon in der Einfahrt seines Hauses, das er kürzlich für eine gemeinsame Zukunft mit Natalie gekauft hatte.
»Nun, Liebste! Wie war es?«
Er half ihr beim Aussteigen. Dann schloß er sie in die Arme und küßte sie.
»Wie soll es einem gehen, wenn man so viel Geld geschenkt bekommt? Gut! Sehr gut sogar!«
Joachim kannte bereits alle Einzelheiten. Natalie hatte noch in der Nacht mit ihm ausführlich telefoniert. Joachim war Banker. Geld und Zahlen waren sein Leben. Sicherlich hatte er auch Gefühle. Aber zu den spontanen Zeitgenossen gehörte er nicht. Er plante sein Leben, seinen Tagesablauf bis in alle Einzelheiten. Ein Plan ist eine Fahrkarte in die Sicherheit, sagte er oft. Er tat nichts, ohne sich vorher ausführlich Gedanken darüber zu machen. Er war fast besessen, immer alles richtig zu machen in seinem Leben. Geld und Erfolg waren für ihn dazu die Grundlagen. Hier mußte es stimmen. Erst danach kam alles andere. Also ging er niemals ein wirkliches Risiko ein. In der Bank galt er als zuverlässig und solide.
Natalie wußte, daß sich Joachim nie in ein armes Mädchen verliebt hätte, genau wie sie als junge Frau sehr auf die Sicherung der Zukunft bedacht war. Von der Grundeinstellung waren sich Joachim und Natalie sehr ähnlich. So gesehen paßten sie gut zusammen. Liebe ist Luft. Luft braucht man zwar zum Atmen, aber sie bringt keinen Gewinn. Man kann sie nicht verkaufen, nicht anlegen, nicht vermieten, verpachten, beleihen oder sparen. Luft kann sich nicht vermehren. Sie war da und wird immer einfach nur da sein.
Joachim und Natalie hatten sich auf einer großen Feier der Hauptfiliale der Bank kennengelernt. Natalie dolmetschte dort. Joachim war sie sofort aufgefallen. Diese Frau hatte Biß, wie er es nannte. Sie war gebildet, verfügte über Umgangsformen und bewegte sich sicher auf dem Parkett des Geldes. Kurz, sie war die ideale Partnerin für ihn.
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