Название: Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman
Автор: Marisa Frank
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Fürstenkrone
isbn: 9783740951405
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Prinzessin Angela begleitete Graf Oliver zu seinem Wagen. Er hatte in der Nähe des ehemals runden, großen Turms geparkt, der bereits so baufällig war, daß der Eingang mit Brettern vernagelt worden war. Angela hatte sich bei ihm eingehängt. »Schön, daß du vorbeigekommen bist«, sagte sie.
»Ich wäre gern länger geblieben.« Er nahm sie in die Arme. »Angela, es wäre alles einfacher, wenn du von hier wegziehen würdest.«
Rasch schlang sie ihre Arme um seinen Nacken und küßte ihn.
Voller Leidenschaft erwiderte er ihren Kuß, dann nahm er ihr Gesicht zwischen seine Hände. »Liebes, ich mache mir Sorgen.«
Unwillig runzelte sich ihre Stirn.
Er fuhr jedoch fort: »Wenn du schon nicht an dich denkst, dann denke wenigstens an mich, Ich muß dich jetzt hier zurücklassen.«
»Oliver, ich bin doch kein kleines Mädchen mehr.«
»Ich weiß! Du bist eine achtundzwanzigjährige Frau und hast deinen eigenen Kopf. Wenn du schon unbedingt allein leben mußt, dann tue es nicht in diesem baufälligen Gemäuer.« Sie wollte sich ihm entziehen, doch er hielt sie fest. »Du wirst sehen, eines Tages bricht der Boden unter dir ein, und du landest im ehemaligen Verlies, oder irgendeine Mauer stürzt um, wenn du dich dagegen lehnst.«
»Nun übertreibst du aber!« Angela versuchte zu lächeln, obwohl sie wußte, daß Oliver so unrecht nicht hatte. Sie hatte schon selbst festgestellt, daß einige Steine locker saßen. Unwillkürlich sah sie zum Turm hin. Er war wirklich einsturzgefährdet.
Oliver war ihrem Blick gefolgt. »Genau, das meine ich!«
»Soweit ist es noch lange nicht.« Angela legte ihren Kopf in den Nacken, ihre Augen blitzten. »Es kann nichts passieren. Wie du siehst, habe ich nicht nur ein Schild angebracht, auf dem steht, daß das Betreten verboten ist, sondern auch den Eingang vernagelt.«
»Angela.«
»Nein«, sagte sie nun heftig. »Ich gehe nicht von hier weg!« Freundlicher setzte sie dann hinzu: »Ich bleibe hier und warte, daß du wieder einmal vorbeikommst.«
»Morgen früh fliege ich nach Hongkong«, sagte Oliver automatisch. Er war Flugkapitän und meistens auf Überseeflügen eingesetzt.
»Das hast du schon gesagt. Du meldest dich einfach, wenn du wieder in München bist. Und nun sieh zu, daß du wegkommst, sonst bin ich noch schuld, wenn du morgen deinen Flug versäumst.« Sie lächelte, da vergaß er alles, nahm sie einfach noch einmal in die Arme und küßte sie.
Sie hörten das Auto erst, als es bereits die letzte Kurve genommen hatte und an der Mauer anhielt. Sie fuhren auseinander. Die junge Frau, die hinter dem Steuer eines Kleinwagens saß, wäre am liebsten umgekehrt, aber da kam die Prinzessin schon auf sie zu.
»Sie wollen doch sicher zu mir«, meinte sie erfreut. »Brauchen Sie weitere Puppen?«
»Nein, eigentlich nicht!« Frau Geißler stieg unsicher aus ihrem Auto. »Ich wußte nicht, daß Sie Besuch haben, Hoheit!«
»Bitte, Sie wissen doch, daß ich es nicht mag, wenn Sie mich so anreden. Das ist übrigens ein guter Freund von mir, Graf Oliver. Oliver, das ist Frau Geißler. Sie hat in Passau eine Boutique. Sie hat meine neue Puppenkollektion übernommen. Nun hoffe ich, daß diese auch Käufer findet.«
»Ich glaube schon, Hoh… Prinzessin Angela.« Frau Geißler sah zu Graf Oliver hin. Mit der Prinzessin konnte man reden, sie hatten sich schon oft sehr gut unterhalten. Da vergaß man leicht, daß sie blaublütig war. Nun, da sie nicht allein war, wußte Rita Geißler nicht, wie sie sich verhalten sollte. »Ich wollte nicht stören. Ich komme morgen wieder.« Sie neigte den Kopf in Richtung des Grafen.
»Nein, nein, bleiben Sie doch! Sie sind doch gekommen, weil Sie etwas wollten.« Angela sah die junge Frau erwartungsvoll an. Noch immer hoffte sie, daß es um ein Geschäft ging. Sie brauchte Geld, viel Geld, wollte sie im Sommer doch anfangen, den Innenhof etwas renovieren zu lassen.
»Ja, aber es ist nicht wichtig. Ich bin auch sicher, daß der Mann sich heute oder morgen selbst bei Ihnen melden wird.«
»Welcher Mann?« fragte Oliver, der aufmerksam geworden war und nun an Angelas Seite trat.
Frau Geißlers Wangen färbten sich. Sie war keine Klatschbase. Auf keinen Fall wollte sie, daß der Graf jetzt diesen Eindruck von ihr bekam. Sie zuckte die Achseln.
»Es ist vielleicht dumm von mir, daß ich gleich zu Ihnen heraufgefahren bin, aber ich dachte, Sie sollten es wissen, dann sind Sie vorbereitet, wenn der Mann kommt.«
Sie hatte sich wieder der Prinzessin zugewandt. »Dieser Mann war gestern bereits bei mir im Laden und hat sich nach Ihnen erkundigt. Zuerst dachte ich, er wollte Puppen kaufen, doch dann wollte er wissen, wie Sie leben.« Das Rot auf Frau Geißlers Wangen wurde noch dunkler. »Zuerst wollte er nicht glauben, daß Sie auf der Burg leben. Erst als ich ihm jede weitere Auskunft verweigerte, stellte er sich mir vor. Er ist von einem Großkonzern.«
»Wie?« wunderte Angela sich. »Was habe ich mit einem Großkonzern zu tun?«
Darauf konnte Frau Geißler antworten, denn sie hatte den Mann danach gefragt. Sie sah die Prinzessin an und sagte: »Er ist an Ihrem Besitz interessiert. Er will die Burg kaufen. Leider habe ich nicht herausfinden können, welche Pläne er damit hat. Aber wie gesagt, er handelt im Auftrag eines Konzerns. Man spricht auch schon davon, daß die Straße zu Ihnen herauf verbreitert werden soll.«
»Angela, das ist doch prima! Wenn sich ein Konzern für deinen Besitz interessiert, dann ist er sicher bereit, dafür auch zu zahlen.«
»Moment!« Prinzessin Angela funkelte ihren Freund an. »Ich denke gar nicht daran zu verkaufen. Das weißt du!«
»Angela, sei doch vernünftig! So eine Gelegenheit kommt wahrscheinlich nicht wieder. Du mußt froh sein, wenn du diesen alten Kasten los wirst.«
»Du scheinst zu vergessen, daß das hier meine Heimat ist. Ich werde nie verkaufen.«
»Willst du wirklich warten, bis keine einzige Mauer mehr steht?«
»Oliver«, empörte Angela sich. Ihr war diese Auseinandersetzung in Gegenwart einer Passauer Geschäftsfrau peinlich. Oliver wandte sich jedoch bereits an Frau Geißler. »Wissen Sie, wie dieser Mann heißt, wo er zu finden ist, oder um welchen Konzern es sich handelt?«
»Der Mann stellte sich mir als Herr Pleil vor«, sagte Frau Geißler. Sie wünschte sich weit weg. »Ich wollte Ihre Hoheit auch nur informieren. Ich dachte, es ist für sie sicher leichter, mit dem Mann zu verhandeln, wenn sie darauf vorbereitet ist.«
»Ich werde nicht verhandeln. Das steht überhaupt nicht zur Debatte.« Angela besann sich. Sie wandte sich an Frau Geißler: »Danke, daß Sie mich informiert haben. Es ist nicht sehr fein, wenn man hinterrücks Erkundigungen über mich einzieht.«
»Angela, es handelt sich um einen Konzern«, versuchte Oliver sie zu beruhigen. »Die hören sich zuerst einmal um, ob sie ihre Pläne verwirklichen können. Schade, daß ich weg muß, ich wäre gern geblieben und hätte mir angehört, was СКАЧАТЬ