Название: Dr. Laurin Classic 47 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Laurin Classic
isbn: 9783740964894
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»Hat er wieder geheiratet?« fragte Sandra neugierig.
»Das weiß ich nicht. Damals lebte er jedenfalls mit seiner Mutter zusammen. Chancen hätte er bestimmt gehabt.«
»Und wie muß einem Kind zumute sein, das seine Mutter nur im Film sehen kann oder im Fernsehen?« sagte Dagmar.
»Das Kind ist jetzt auch schon erwachsen«, bemerkte Teresa. »Nun aber wirklich Schluß.«
Noch wußten sie nicht, daß alle Diskussionen über die Geburtstagsparty schon am nächsten Tag überflüssig geworden waren.
*
Für Dr. Laurin begann dieser Tag mit drei Operationen. Die Visite wurde indessen von Dr. Rasmus gemacht, da Dr. Petersen assistierte.
Die Ärzte waren noch im Operationssaal, als eine Erstgebärende gebracht wurde, die der Meinung war, daß nun alles ruckzuck gehen müsse.
Auch das kannte man. Es war schwer, sich in Geduld zu fassen, wenn nun endlich das Ende der beschwerlichen neun Monate nahte.
Leon hatte schnell eine Tasse Kaffee getrunken, die Hanna schon für ihn bereitgestellt hatte, dann ging es weiter zur Entbindungsstation.
Zum Essen kamen sie heute nicht, denn mittags kam eine Sturzgeburt. Die werdende Mutter war in der S-Bahn von den Wehen überrascht worden. Eine geistesgegenwärtige Mitfahrerin hatte sie in die Prof.-Kayser-Klinik bringen lassen. Auch solchen Situationen mußte man gewachsen sein, sogar, wenn kein einziges Bett mehr frei war.
Es ging wenigstens ohne Komplikationen ab. Mutter und Kind waren wohlauf. Der Vater konnte verständigt werden und schimpfte in seiner Aufregung erstmal darüber, daß seine Frau noch in der Weltgeschichte herumfahren mußte.
Schwester Marie hatte indessen dafür gesorgt, daß in das größte Zimmer noch ein viertes Bett hineingestellt wurde. Ausnahmsweise mußte das eben auch mal sein.
Und kaum hatte sich diese Aufregung gelegt, kam eine neue, die Dr. Laurin dann allerdings aus der Fassung brachte.
Laurentina Croon war bei den Dreharbeiten zusammengebrochen. Sie hatte verlangt, in die Prof.-Kayser-Klinik gebracht zu werden.
»Herrgott, wo soll ich sie denn hinlegen?« fragte Dr. Laurin. »Ich kann doch nicht in fünf Minuten anbauen.«
»Vielleicht drüben auf der Chirurgischen«, schlug Hanna Bluhme besänftigend vor. »Da ist ein Einbettzimmer heute frei geworden. Ein Kind wird sie ja wohl nicht kriegen.«
Dr. Eckart Sternberg wurde verständigt, und kaum war das Bett hergerichtet, traf auch schon der Sanitätswagen ein. Dr. Laurin hatte keine Zeit, sich um die berühmte Patientin zu kümmern, denn nun ging die zweite Geburt an diesem Tag los.
Ein Kind kann sie nicht kriegen, also ist sie bei Eckart in guten Händen, dachte er.
*
Laurentina Croon war bei Bewußtsein, wenn auch sehr matt.
Dr. Sternberg hätte nicht gewußt, wer Laurentina Croon war, wenn seine Frau Corinna gestern abend nicht über sie gesprochen hätte.
Ade, Geburtstagsparty, dachte er, als er das erschöpfte, eingefallene Gesicht betrachtete.
Dr. Sternberg maß Puls und Blutdruck, und beides stimmte ihn bedenklich. Niemand war da, der ihm sagen konnte, wie es zu diesem Zusammenbruch gekommen war. Er mußte sie erst gründlich untersuchen.
Im Atelier wurde trotz dieses Zwischenfalls weitergedreht. Nur eine kurze Pause war eingelegt worden. Constantin Thurner konzentrierte sich auf seine Rolle. Er hätte Laurentina in die Klinik begleitet, aber der Regisseur hatte abgewinkt.
»Wir machen weiter. Jeder Tag kostet Geld. Laurentina hat mich schon genug Nerven gekostet.«
Jetzt, nachdem die letzte Klappe für diesen Tag gefallen war, ging die Diskussion los. Der Regisseur tat sich keinen Zwang an.
»So geht es doch nicht«, sagte er zu Constantin. »Wir müssen die Rolle anderweitig besetzen. Sie wirkt ja wie ihre eigene Großmutter. Mit dem albernen Getue ist es nicht getan. Vielleicht ist es ihr selbst bewußt geworden, wie lächerlich sie wirkt. Ach so – nichts für ungut, ihr seid ja wohl liiert.« Ein anzügliches Lächeln begleitete seine Worte.
Constantin wäre am liebsten im Erdboden versunken.
Warum stellte er sich nicht schützend vor sie? Warum brachte er es nicht fertig, sich zu ihr zu bekennen? Er war doch fasziniert von ihr gewesen. Er hatte sie ja bewundert, förmlich angebetet!
Die Kehle war ihm trocken. »Es ging Laurentina schon ein paar Tage nicht gut«, sagte er heiser und stockend. »Sie hat sich zuviel zugemutet. Das Klima ist ihr nicht bekommen.«
Der Regisseur sah ihn nachsichtig an. »Mein lieber Conny, sie ist in dem Klima aufgewachsen. Ja, sie hat sich zuviel zugemutet. Und zehn Jahre kann man die Uhr einfach nicht zurückdrehen.«
Constantin starrte ihn an.
»Sie ist eine große Schauspielerin«, brachte er endlich mühsam über die Lippen.
»Auch das war einmal«, sagte der Regisseur. Er machte eine kleine Pause. »Ich werde jedenfalls die Römer holen. Sie hat zwar noch wenig Erfahrung, ist aber ein unglaubliches Talent.«
»Wollen Sie nicht erst abwarten, was der Arzt sagt?« fragte Constantin bittend. »Man kann Laurentina doch nicht so vor den Kopf stoßen.«
»Ich trage die Verantwortung, und ich habe auch schon ein bißchen mehr Erfahrung als Sie. Ich sage, daß Laurentina fertig ist.«
Fertig, dachte Constantin. Das wird ihr den Todesstoß versetzen.
*
»Nun, Daddy, hast du dich gestern gut amüsiert?« fragte Dagmar Petersen ihren Vater, der die Fünfzig bereits überschritten hatte, dem man aber gut und gerne wenigstens zehn Jahre geschenkt hätte, so blendend sah er aus.
»Amüsiert ist gut«, sagte er spöttisch. »Es war der reinste Schnulzenfilm. So was von Blödsinn.«
»Ich dachte, ihr wolltet nur essen gehen?« fragte Dagmar arglos.
»Waren wir ja auch, aber mir ist der Appetit dabei vergangen. Bitte, erinnere mich nicht mehr daran, Kleines.«
»Es interessiert mich aber«, sagte Dagmar. »Die Croon ist eine alte Bekannte von Teresa.«
»Das ›alte‹ kannst du unterstreichen. Leider macht sie sich in dem Bemühen, jung zu wirken, zur komischen Alten. Ich hatte mir den Abend anders vorgestellt.«
»Teresa muß einen ähnlichen Eindruck gewonnen haben. Sie hat nicht viel geredet. Sie ist eben diskret.«
»Und ich bin das nicht«, brummelte er. »Du hast es wieder mal durch die Blume gesagt, mein Schatz.«
»Ich bin dein Schatz«, zwitscherte Nikki, die sich auf Zehenspitzen СКАЧАТЬ