Название: Familie Dr. Norden Classic 42 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Familie Dr. Norden Classic
isbn: 9783740964665
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»Was machst du denn hier?« fragte sie atemlos.
»Ich will dich besuchen, oder ist es dir nicht recht?«
»Natürlich ist es mir recht, aber ist nicht heute die Premiere von deinem Film?«
»Es ist nicht mein Film, Romi, ich spiele eine ganz kleine Rolle.«
»Aber in jeder Fernsehzeitung ist dein Foto.«
»Daß du dafür Zeit hast!«
»Für dich habe ich immer Zeit, Laura.«
»Warum hattest du für Papa keine? Was ist damals zwischen euch vorgefallen, daß er sich mit dieser Person eingelassen hat?«
Ein Schatten fiel über Rosemaries ausdrucksvolles Gesicht. »Ich entnehme dieser Bemerkung, daß du nicht mit ihr versöhnt bist.«
»Wie konntest du nur annehmen, daß ich je mit ihr einverstanden sein würde? Jetzt ist Papa psychisch am Ende, und ich habe mich aufgerafft, auch mal mit dir zu reden. Ich nehme es dir verdammt übel, daß du dich nie um mich gekümmert hast, du bist schließlich meine Patin.«
Rosemarie war blaß geworden. »Ich wollte mir nicht nachsagen lassen, daß ich die Idylle störe«, erwiderte sie bebend. »Was ist mit Paul, worüber machst du dir Sorgen?«
»Ich bin ziemlich rigoros mit ihm umgesprungen und bin ausgezogen. Dadurch ist er aus sich herausgegangen und hat zugegeben, daß diese Ehe, die nur eine Farce war, am Ende ist. Aber warum hast du ihn nicht geheiratet, Romi? Ich weiß, daß er dich heiraten wollte.«
»Das verstehst du nicht, und eigentlich verstehe ich mich selber nicht mehr. Damals lebte meine Mutter noch. Du weißt nicht, wie schwierig sie war. Sie war immer gleich krank oder hysterisch, wenn ein Mann im Spiel war und sie sich abgeschoben fühlte. Ich konnte Paul das nicht zumuten, und außerdem tauge ich nicht zur Unternehmersgattin.«
»So ein Unsinn, du bist eine Lady und Maren das Gegenteil. Du hättest ihn vor diesem Fehltritt bewahren können. Er war bestimmt nur deprimiert über deine Abweisung und hat sich in eine Affäre eingelassen, die sie dann ausgenutzt hat.«
»Es war alles ein bißchen komplizierter, Laura. Leonie, deine Mutter, war meine beste Freundin. Als sie leider so früh starb, wollte ich doch niemals den Gedanken erwecken, daß ich mich an ihren Mann herangemacht hätte. Ich habe mich immer gut mit Paul verstanden, aber von Liebe war nicht die Rede. Ich hatte eine gewaltige Enttäuschung hinter mir. Nicht nur, daß mich Manfred Grosser praktisch vor dem Altar stehen ließ, es stellte sich auch noch heraus, daß er seine Bank als Filialleiter betrogen hatte. Es war eine Blamage ohnegleichen für mich, und das hätte man doch wieder ans Licht gezerrt, wenn es zwischen Paul und mir zu einer festen Beziehung gekommen wäre.«
»Meine Güte, was du alles denkst! So wichtig sind doch solche Sachen gar nicht. Schau, nicht mal Marens Lotterleben vor der Heirat wurde publiziert. Ich möchte nicht wissen, wie viele Affären sie hatte. Erst gestern habe ich erfahren, daß sie auch eine mit dem Vater eines Kollegen hatte. Du hast doch ein ganz anderes Format.«
Rosemarie blickte auf ihre verschlungenen Hände. »Wenn ich geahnt hätte, daß meine Mutter so bald sterben würde, vielleicht wäre dann alles anders gekommen. Aber so habe ich mich lieber ganz zurückgezogen.«
»Hoffentlich hast du über deine Unterlassungssünden nachgedacht, damit wir wieder vernünftig miteinander verkehren können.«
»Kind, wie stellst du dir das denn vor? Meinst du etwa, daß Paul diese Frau so schnell wieder los wird? Sie wird alle Register ziehen, um noch ordentlich auf ihre Kosten zu kommen. Und wenn ich jetzt in Erscheinung treten würde, gäbe es erst recht einen Eklat, weil sie mich als Scheidungsgrund hinstellen würde. Es tut mir leid, wenn du annimmst, daß ich Paul den Grund gab, sich anderweitig zu engagieren, aber es kommt im Leben immer so, wie es kommen soll. Fehler machen wir alle. Hoffentlich bleiben dir Fehlentscheidungen erspart. Du scheinst ganz schön clever geworden zu sein.«
»Ich gehe mit offenen Augen und Ohren durch die Welt, Romi. Ich bin durch Papas Fehltritt sehr mißtrauisch geworden. Das hat auch sein Gutes, aber ich will nicht zusehen, wie er zugrunde geht. Jedenfalls weiß ich, daß er nicht so energisch nach einer Lösung suchen würde, wenn ich mir nicht eine eigene Wohnung gesucht hätte, ohne ihn zu fragen und um Geld zu bitten. Ich habe sie von meinem selbstverdienten Geld gekauft. Und im Herbst will ich nach New York gehen.«
»Das auch noch«, sagte Rosemarie, »wozu kaufst du dir dann in München eine Wohnung?«
»Eine gute Geldanlage, und ich spare Steuern.«
Rosemarie riß die Augen auf. »Wenn ich mit neunzehn Jahren doch auch schon so clever gewesen wäre! Aber ich habe ganz gern auf Kosten meines Vaters studiert, und wozu habe ich es gebracht? Zu diesem Geschäft, in dem Reiseandenken besser gehen als Antiquitäten, die mein Vater schon herbeigeschafft hat.«
»Was soll denn das nun wieder? Du bist tüchtig und unabhängig, und wenn man danach geht, brauchst du keinen Mann, der für deinen Lebensunterhalt aufkommt. Maren ist faul und geldgierig. Papa braucht einen Menschen, der ihn versteht, den er respektiert. Wir wollen jetzt gar nicht von Liebe reden, Romi, die muß sich erst in vielen Dingen beweisen. Wie oft wird dieses Wort entwertet. Ich kriege jedes Mal einen dicken Hals, wenn unsere Stars und Sternchen mit irgend jemand telefonieren und zum Schluß immer sagen: ›Ich liebe dich!‹ Und beim nächsten sagen sie es auch. Es ist alles so verlogen.«
»Das klingt aber gar nicht begeistert, und man sollte meinen, daß dieser Beruf immer ein Wunschtraum für dich war.«
»Träume habe ich genug, Romi, aber wenn ich in diesem Beruf wirklich etwas werden will, muß ich mich von vielen Illusionen lösen. Als Tänzerin werde ich gleich an die Wand gespielt. Es ist wohl in jedem Beruf so, daß man seine Grenzen erkennen muß. Jetzt muß ich aber fahren, es wird eine lange Nacht. Hier hast du meine neue Adresse und Telefonnummer. Ich hoffe, daß ich bald von dir höre.«
»Sagst du mir Bescheid, wenn sich bei Paul etwas tut?«
»Ich werde ihm sagen, daß er dich mal besuchen soll.«
*
Dr. Norden bekam an diesem Nachmittag in seiner Praxis den Besuch von Paul Lanzing. So sehr er auch überrascht war, Pauls Aussehen verriet ihm, daß er ärztliche Hilfe brauchte.
Paul versuchte das zu verharmlosen. »Ausgerechnet heute geht es mir nicht gut, aber ich kann Laura nicht enttäuschen. Ich muß zu ihrer Premiere gehen. Bitte geben Sie mir etwas, damit ich den Abend einigermaßen überstehe.«
»Ich kann Ihnen doch nicht einfach irgend etwas geben, Herr Lanzing. Sie müssen mir schon gestatten, daß ich Sie wenigstens untersuche.«
»Ich bin nicht krank, nur überarbeitet, und ich schlafe so schlecht in letzter Zeit.«
»Sonst keine Beschwerden? Sagen Sie lieber die Wahrheit, ich bringe es doch heraus.«
»Ich habe keinen Appetit, aber um ehrlich zu sein, auch viel Ärger.«
»Dann reden wir doch mal darüber. Ist es, weil Laura ihre eigenen Pläne hat?«
»Ich verstehe sie ja, daß sie sich eine eigene Wohnung gesucht hat, es geht einfach nicht mit ihr und Maren unter СКАЧАТЬ