Название: Sophienlust Bestseller 7 – Familienroman
Автор: Anne Alexander
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Sophienlust Bestseller
isbn: 9783740963965
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»Eines nach dem anderen, mein Sohn.« Denise fing Henrik mit beiden Armen auf und drückte ihn an sich. Mit einer hektischen Bewegung machte er sich frei. Auch wenn er ab und zu ganz gern mit seiner Mutter schmuste, vor anderen Leuten mochte er so etwas nicht.
»Tut mir leid, ich habe mich etwas verspätet.« Alexander von Schoenecker trat ebenfalls in die Halle. »Wie man sieht, ist kein Tag in Sophienlust wie jeder andere. Immer gibt es einige Überraschungen.«
»Wem sagen Sie das, Herr von Schoenecker«, meinte Frau Rennert. »Die beiden haben für allerlei Aufregungen gesorgt. Jetzt schlafen sie zum Glück.«
»Darf ich sie sehen?«
»Aber Henrik, Danielle und Isabelle sind doch keine jungen Hündchen, die man jederzeit vorführen kann.« Denise lachte. Sie fuhr ihrem neunjährigen Sohn durch den braunen, etwas wirren Haarschopf. »Wir werden jetzt nach Hause fahren. Für dich wird es höchste Zeit. Immerhin hast du morgen Schule.«
»Ach!« Henrik machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Klingt, als wärst du Klassenprimus«, meinte sein Vater.
»Streber mag niemand«, kam es spontan von Henrik.
»Und da du viele Freunde hast, läßt das weit blicken«, sagte Frau Rennert schmunzelnd. »Morgen nach der Schule wirst du Danielle und Isabelle kennenlernen«, tröstete sie ihn.
»Sind sie dann ganz bestimmt noch da?« Henrik sah die mütterliche Frau skeptisch an. »Ehrenwort?«
»Das kann ich dir leider nicht darauf geben, aber wie es bis jetzt aussieht, sind sie auch noch morgen bei uns.«
Else Rennert begleitete die von Schoeneckers zu deren Wagen und verabschiedete sich dort von ihnen.
Henrik kletterte in den Fond und zog die Beine auf den Sitz. Verstohlen gähnte er hinter der vorgehaltenen Hand. Er wurde erst wieder munter, als sie das Tor des Sophienluster Parks passierten.
»Gibt es Neuigkeiten, Denise?« fragte Alexander, während er das Tempo etwas beschleunigte.
»Frau Stein ist nach wie vor bewußtlos. Vor einer halben Stunde habe ich noch einmal im Krankenhaus angerufen. Ihr Zustand ist besorgniserregend.«
»Und die Eltern der Kinder?«
»In Danielles Jacke war das Etikett eines Maibacher Kindergeschäftes. Das gab mir den Hinweis auf Maibach. Eine Jeannette Lemmon lebt tatsächlich mit zwei Kindern und ihrer Haushälterin in Maibach, soviel habe ich inzwischen herausbekommen. Ich habe telefonisch mit einer ihrer Nachbarinnen gesprochen. Allem Anschein nach ist Frau Lemmon seit einigen Tagen verreist. Die Nachbarin wußte allerdings weder wohin, noch konnte sie mir ihren Arbeitgeber nennen.«
»Dürfte nicht schwer sein, das auch noch herauszufinden«, meinte Alexander.
»Und wo ist der Vater der Kinder?« wollte Henrik wissen. Er nahm seine Beine vom Sitz runter und beugte sich etwas vor. »Danielle und Isabelle haben doch ganz bestimmt auch einen Vati.«
»Anzunehmen«, bemerkte sein Vater.
»Vielleicht ist er tot«, überlegte der Neunjährige laut.
»Frau Lemmon könnte auch geschieden sein«, erwiderte seine Mutter. »Wir wollen nicht immer gleich das Schlimmste annehmen.«
»Es ist nicht gut, wenn Eltern sich scheiden lassen.« Durch die Arbeit seiner Mutter im Kinderheim, wurde Henrik oft mit dem Schicksal der Scheidungswaisen konfrontiert.
»In manchen Fällen ist es aber das Beste, was ein Ehepaar tun kann«, sagte sein Vater. »Für die Kinder ist es sicherlich viel schrecklicher, wenn sie ständig Mittelpunkt furchtbarer Streitereien sind. Und oft bleibt es ja nicht einmal dabei.«
»Dem Rolf seine Eltern haben sich immer geschlagen.« Henrik kicherte verhalten. »Einmal hat Rolfs Mutter seinem Vater einen vollen Teller nachgeworfen. Muß das komisch ausgesehen haben.«
»Für Rolf bestimmt nicht«, bemerkte Denise.
»Nein, mir würde das auch nicht gefallen«, gab Henrik zu.
Sie hatten die Einfahrt nach Schoeneich erreicht. Alexander von Schoenecker bog durch das offene Tor. Er hielt kurz an, um es zu schließen, dann fuhren sie weiter.
Nick, Denises Sohn aus erster Ehe, der im Wohnzimmer vor dem Fernseher gesessen hatte, steckte seinen Kopf gerade durch den Türspalt, als seine Eltern und Henrik ins Haus kamen.
»Gibt es Neuigkeiten?« fragte er.
»Nichts von Bedeutung, Nick, leider«, erwiderte seine Mutter. »Und bei dir? Wolltest du dich nicht auf die Mathematikarbeit vorbereiten?«
»Ich bin fertig, die Arbeit kann kommen.«
»Was gibt’s denn im Fernsehen?« Henrik wollte an seinem Bruder vorbeischlüpfen, doch Alexander hielt ihn am Kragen fest. »Das Programm für dich steht bereits fest, Sohnemann. Ausziehen, waschen, ins Bett gehen.«
»Och, Vati.«
»Ab mit dir!« Alexander drehte Henrik in Richtung Treppe und gab ihm einen liebevollen Stoß. »Wir kommen nachher noch zum Gutenachtsagen.«
»Erwachsen müßte man sein«, seufzte Henrik, stieg aber gehorsam die Treppe hinauf. Ihm war eingefallen, daß er sich in der Schule ein neues Comic-Heft von seinem Banknachbarn ausgeliehen hatte. Er wollte es sich mit Hilfe einer Taschenlampe unter der Bettdecke zu Gemüte führen.
Nick folgte seiner Mutter und seinem Stiefvater in die Bibliothek, um sich das Neueste berichten zu lassen.
Später am Abend, es war längst Ruhe im Haus eingekehrt und Nick lag bereits im Bett, beschloß das Ehepaar von Schoenecker, noch einen kurzen Spaziergang im Park zu machen. Liebevoll legte Alexander seiner Frau eine Stola um die Schultern.
»Tut gut, die Stille ringsherum«, meinte Denise. In den Arm Alexanders geschmiegt, ging sie neben ihm her durch die Allee.
»War mal wieder ein bißchen viel heute«, sagte Alexander besorgt. »Ich mache mir ernsthaft Sorgen um deine Gesundheit, Liebes. Irgendwann solltest du einmal richtig ausspannen.« »In den Sommerferien werde ich es tun«, versprach Denise. »Ich fühle mich gut, Alexander, es besteht überhaupt kein Grund zur Besorgnis.«
»Das sagst du so leicht.« Er blieb stehen und nahm sie fest in die Arme. »Ich kann sehr gut verstehen, daß du so in deiner Arbeit aufgehst, Liebling, aber ab und zu solltest du auch an dich denken. Seit vierzehn Tagen hat es kaum einen Abend gegeben, an dem du vor acht Uhr nach Hause gekommen bist.«
»Ich gelobe Besserung.«
»Ich nehme dich beim Wort.« Der Gutsbesitzer beugte sich zu ihr hinunter und küßte sie zärtlich auf den Mund.
*
»Kaffee, Herr Professor?« Anna Marquard steckte den Kopf in das Arbeitszimmer.
Tobias СКАЧАТЬ