Allein am Stony Creek / Schutzlos am Red Mountain. Christopher Ross
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Читать онлайн книгу Allein am Stony Creek / Schutzlos am Red Mountain - Christopher Ross страница 18

СКАЧАТЬ »Jenny ist genau im richtigen Alter, um sich an eine neue Familie zu gewöhnen«, versicherte sie ihnen. »Es wird natürlich einige Zeit dauern, bis sie sich eingelebt hat. Behalten Sie die Hündin im Auge, wenn Sie mit ihr spazieren gehen. Nehmen Sie sie am besten an die lange Leine. Falls es irgendwelche Probleme gibt, rufen Sie mich an.« Sie gab ihnen eine ihrer Visitenkarten. »Und besuchen Sie uns doch mal mit Ihrer Tochter. Ich gebe Ihnen eine Extratour und nehme Sophie mit dem Schlitten mit.« Sie blickte auf das Mädchen hinunter. »Wollen wir zwei mal einen Ausflug machen? Du könntest auf dem Schlitten mitfahren. Na, was meinst du?«

      »Das wäre supertoll«, sagte die Kleine strahlend.

      »Na, dann … abgemacht.«

      Julie verabschiedete sich und stieg in ihren Wagen. Sie war froh, den Becketts und ihrer Tochter eine Freude gemacht zu haben, und freute sich schon auf den Besuch der Familie. Die Becketts waren nette Leute und hatten es sicher nicht verdient, dass irgendein Spinner ihren Hund vergiftete. Niemand hatte so eine Gemeinheit verdient. Sie hoffte nur, dass die Trooper alles daransetzen würden, den Tierquäler zu finden. Er durfte nicht entkommen.

      Sie fuhr zum Highway vor und bog nach Norden ab, wollte die Gelegenheit nutzen und frische Milch und etwas Aufschnitt im Supermarkt kaufen. Aus reiner Neugier würde sie auch mal bei Hector Morrison vorbeischauen und nachsehen, ob die Scheune noch immer mit einem Vorhängeschloss gesichert war. Das Schloss war verdächtig. Irgendetwas war dort gelagert, das andere Leute nicht sehen sollten. Sie mussten bei der letzten Durchsuchung etwas übersehen haben, ein geheimes Lager, einen Schrank, eine Kiste, irgendein Versteck, in dem man frisches Fleisch lagern konnte. Sie hatte inzwischen sogar eine vage Idee, wollte gegenüber ihren Kollegen aber nicht damit herausrücken, aus Angst, sich lächerlich zu machen. Ranger Erhart hatte sicher schon danach gesucht.

      Vor der Einfahrt zum Supermarkt fuhr sie rasch weiter und parkte im Schatten einiger Bäume. Im Schein der Lampen, die den Parkplatz des Ladens beleuchteten, hatte sie Hector Morrisons Pick-up ausgemacht. Sie erinnerte sich an das Nummernschild und hatte auch die beiden Plüschwürfel am Innenspiegel erkannt. Auf der Ladefläche stand sein Snowmobil, das durch Gurte gesichert war. Hatte er etwa noch etwas anderes vor? Oder würde sie herausfinden, dass er mit einer Tüte Lebensmittel nach Hause fuhr?

      Sie brauchte nicht lange auf den vermeintlichen Wilderer zu warten. Er kam tatsächlich mit einer Tüte heraus und biss genüsslich in einen Apfel, bevor er seinen Schlüssel hervorkramte und den Wagen aufschloss. Er legte die Tüte auf den Rücksitz und stieg ein. Nichts an seinem Benehmen war verdächtig, doch als er nach links in Richtung Fairbanks abbog, anstatt nach Hause zu fahren, wurde sie misstrauisch und folgte ihm in sicherem Abstand.

      Noch während sie auf der Main Street waren, griff Julie zum Funkgerät und verlangte nach Ranger Erhart. »Ranger Wilson hier. Ich bin in Healy und verfolge Hector Morrison. Er ist in seinem Pick-up unterwegs und fährt in Richtung Fairbanks. Sein Snowmobil steht auf der Ladefläche. Keine Ahnung, was er im Schilde führt, ob er tatsächlich nach Fairbanks fährt oder über einen der Jagdtrails in den Park will. Könnte auch sein, dass er versucht, Fleisch und Felle in Fairbanks zu verkaufen. Ist aber auch möglich, dass er ins Kino oder in die Mall gehen möchte. Ist es okay, wenn ich ihm nachfahre, um zu sehen was er vorhat?«

      »Ich bin sicher, er ist unser Mann. Wir müssen an ihm dranbleiben, wenn wir ihm etwas nachweisen wollen. Aber seien Sie vorsichtig. Wir haben wenig Zeit, und ich habe keine erfahrenen Leute hier. Also muss ich auf Sie zählen. Sie melden sich in kurzen Abständen bei mir und folgen ihm nicht weiter, sobald er sich auf einsames Gelände begibt, hören Sie?«

      »Natürlich, Ranger Erhart.«

      Außerhalb der kleinen Stadt blieb Julie weit genug hinter Morrison, um nicht entdeckt zu werden. Er durfte auf keinen Fall erfahren, dass ein Wagen des National Park Service hinter ihm war. Es schneite immer noch, allerdings nicht so stark, dass sie die Scheibenwischer einschalten musste. Böiger Wind trieb die Flocken über die Straße. Das übliche Wetter während des Winters.

      Sie hatte eigentlich vermutet, dass Morrison nach links in die Stampede Road abbog, eine abgelegene Schotterstraße, über die man die Täler nördlich von Denali erreichte und über einen der Flüsse ungesehen in den Nationalpark gelangen konnte. Aber er fuhr weiter geradeaus, und nach einer Weile kam es ihr beinahe so vor, als wollte er tatsächlich nach Fairbanks. Fragte sich nur, warum er dann das schwere Snowmobil mitschleppte. Wollte er es reparieren lassen? Gegen ein anderes eintauschen? In der Stadt herumfahren?

      Noch erreichte sie den Polizeichef über Funk. Sie teilte ihm mit, dass Morrison anscheinend nicht vorhatte, in den Park zu fahren, sondern weiter auf Fairbanks zuhielt, und bekam zur Antwort: »Bleiben Sie an ihm dran, Ranger.«

      Die Fahrt nach Fairbanks dauerte ungefähr zwei Stunden. Julie hatte keine große Lust, so weit zu fahren, wusste aber, dass Ranger Erhart auf sie zählte, und schaltete das Radio ein, um wenigstens etwas Abwechslung zu haben. Langweilige Top-40-Musik, aber immer noch besser als das eintönige Motorengeräusch und das Knirschen der festen Schneedecke unter den Reifen zu hören. Zum Glück lag eine Wasserflasche auf dem Beifahrersitz, ohne Wasser ging sie nie auf Tour.

      Den Pick-up des Verdächtigen ließ sie nicht aus den Augen. Das war verhältnismäßig einfach, weil es außer ein paar Feldwegen nur diese eine Straße gab und nur wenige Fahrzeuge unterwegs waren. Einmal schob sich ein weißer Escalade zwischen sie und den Fallensteller, doch der Fahrer hatte es anscheinend eilig und überholte auch den Dodge Ram von Morrison. Der kaum sichtbare helle Streifen, der am späten Vormittag am östlichen Horizont aufgetaucht war, verschwand bereits wieder. Wenn so viele Wolken am Himmel hingen, spürte man den Tag kaum.

      In Fairbanks schloss sie ein wenig auf und blieb jetzt dicht hinter dem Verdächtigen. Bei dem stärkeren Verkehr fiel sie selbst mit ihrem weißen Geländewagen nicht so auf. Die Lichter der Stadt blendeten nach der langen Fahrt. Sie schaltete das Radio aus, um sich besser konzentrieren zu können, und folgte Morrison in einen Kreisel in der Innenstadt. An einer roten Ampel kam sie ungefähr drei Wagenlängen hinter ihm zu stehen. Ein UPS-Truck behinderte ihre Sicht, schützte sie aber auch davor, von ihm im Rückspiegel entdeckt zu werden.

      Ihr Handy klingelte. Sie kramte es aus der Anoraktasche, beging den Fehler, nicht nach dem Anrufer auf dem Display zu schauen, und hatte Josh am den Apparat. »Leg nicht auf, Julie«, platzte er heraus, ohne sie zu begrüßen. »Hör mir zu … bitte!« Er klang verzweifelt. »Ich wollte mich entschuldigen, Julie. Ich weiß, als wir uns kennenlernten, hast du gesagt, dass du dich in den nächsten Monaten auf deinen Job konzentrieren musst und eigentlich keine Zeit für eine … für eine Beziehung hast, und ich …« Er suchte nach den passenden Worten. »… und ich war vielleicht etwas ungeduldig, aber das war ich doch nur, weil ich dich liebe, Julie. Ich wollte mit dir zusammen sein. Lass uns den Streit begraben und noch einmal von vorn anfangen. Du magst mich doch auch. Wir gehören zusammen. Ich verspreche auch, dir nicht auf die Nerven zu fallen … Gib mir noch eine Chance!«

      »Wir hatten keinen Streit«, erwiderte Julie, ohne die Ampel aus den Augen zu lassen, »und ich mag dich, das stimmt. Aber ich mag dich nicht genug. Es klappt einfach nicht mit uns, Josh. Wir passen nicht zusammen. Vielleicht sind wir zu verschieden? Wenn ich mich auf eine Beziehung einlasse, muss alles stimmen, aber das tut es nicht. Tut mir leid, Josh.«

      Sein Tonfall änderte sich, wurde ärgerlicher und schärfer. »Und das merkst du erst jetzt? Nach was weiß ich wie vielen Monaten? Du warst doch genauso in mich verliebt wie ich in dich. Und das soll plötzlich alles vorbei sein?«

      »Du hast recht, Josh«, erwiderte sie. »Vielleicht hätte ich es früher erkennen müssen. Ich hätte dich nicht hinhalten sollen. Ich wollte eben auch, dass es funktioniert, aber … es klappt einfach nicht.« Sie erinnerte sich an ihre Unterhaltung mit dem Trooper. »Ruf Trooper Corwin an, Josh. Er will dir noch eine Chance geben und sich СКАЧАТЬ