Название: Butler Parker Box 12 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740962197
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Gewiß, hier konnte es sich um die Verführungskünste eines jungen Mannes gehandelt haben, der seine Freundin unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in seinen Wagen gelockt hatte, um mit ihr in einem der vielen Valleys nördlich von Burbank ein Schäferstündchen zu verbringen.
Dies konnte sein …
Parker mißfiel jedoch diese Deutung. Die junge Dame war sicher kein naives Mädchen vom Land, das man durch Tricks verführen mußte. Warum dann also diese aufwendige Geschichte mit der Party? Warum das Verschwinden des jungen Mannes, nachdem er sicher sein mußte, sie würde den Schwindel mit der Party durchschauen?
Parker hatte sein hochbeiniges Monstrum verlassen und ging zurück zum Apartmenthaus. Worauf er wartete, hätte er zu diesem Zeitpunkt nicht sagen können. Es trieb ihn einfach zurück.
Vielleicht rechnete Parker insgeheim damit, daß der junge Mann auftauchen würde. Wo sollte er Hazel Sharon schon suchen? Logischerweise mußte sie nach dieser verunglückten Ausfahrt in ihr Apartment zurückgekehrt sein.
Als sich aber auch nach fünf langen Minuten immer noch nichts rührte, verließ der Butler die Dunkelheit der Straße und begab sich gemessen und würdevoll in den Lichtschein der Eingangshalle. Er studierte die vielen Namensschildchen und fand den von Hazel Sharon.
Parker läutete diskret, aber nachhaltig.
Das Türmikrofon blieb stumm. Hazel Sharon hatte sich wohl vorgenommen, nicht mehr zu reagieren. Vielleicht vermutete sie auch, ihr Freund Teddy Colman würde sich melden.
Nach einem letzten Läuten interessierte der Butler sich für das Schloß der zweiflügeligen Eingangstür und hypnotisierte es förmlich mit seinen geschickten Händen. Sekunden später öffnete es sich willig, und Parker konnte die Tür aufdrücken. Er durchmaß die Halle, ging hinüber zum Lift und fuhr hinauf in die vierte Etage.
Vor der gesuchten Apartmenttür blieb er stehen und genierte sich nicht, sein Ohr gegen die Türfüllung zu legen.
Keine Geräusche.
Totenstille!
Parker wurde von einer seltsamen Unruhe erfaßt. Er führte auch hier ein kurzes Zwiegespräch mit dem Türschloß, drückte dann die Tür auf und betrat auf diskrete Art und Weise den kleinen Flur.
»Miß Sharon?«
Keine Antwort.
Parker legte sich jetzt weniger Hemmungen auf und durchsuchte die kleine Wohnung, die außer dem Vorflur aus einem Wohnraum, einem Bad und einem kleinen Schlafraum bestand.
Aber selbst in den Garderoben- und Wandschränken war Hazel Sharon nicht zu finden. Auch unter der Dusche stand oder lag sie nicht, weder tot noch lebendig.
Sie war einfach nicht mehr da. Und nichts deutete in der kleinen Wohnung darauf hin, daß sie nicht freiwillig gegangen war!
»Na also«, sagte Anwalt Mike Rander eine knappe Stunde später und hob die Schultern, »worüber regen Sie sich eigentlich auf, Parker? Sie wird wieder gegangen sein, nachdem Sie sie vor dem Haus abgesetzt hatten.«
»Dies, Sir, liegt selbstverständlich durchaus im Bereich der Möglichkeiten.« Parker stand vor seinem Herrn, der gerade zurück ins Hotel gekommen war. Mike Rander hatte beruflich in Los Angeles zu tun, eine Arbeit, die ihn noch für knapp eine Woche in dieser Stadt festhielt. Als gesuchter Staranwalt vertrat er die Interessen einer Firma aus Chicago, die ins Fernsehgeschäft eingestiegen war und nun Ärger mit den neuen Geschäftspartnern hatte. Dieser Ärger sollte außergerichtlich beigelegt werden.
»Hören Sie, Parker«, redete Mike Rander weiter, »wenn Sie diesmal einen Kriminalfall wittern, so befinden Sie sich auf dem Holzweg! Sie sollten Ihrer Phantasie mal leichte Fesseln anlegen, Sie wittern ja überall Verbrechen.«
»Wie Sie meinen, Sir.«
»Ich kenne Sie doch, Parker!« Rander seufzte. »Sie sind also wieder einmal fest davon überzeugt, daß sich etwas zusammenbraut?«
»Ich räume dies freiwillig ein, Sir.«
»Und was vermuten Sie?«
»Die junge Dame namens Hazel Sharon sollte meiner bescheidenen Ansicht nach in eine Falle gelockt werden.«
»In welche Falle?« Rander wurde etwas ungeduldig.
»Dies, Sir, vermag ich zur Zeit noch nicht zu sagen.«
»Na, also! Warten Sie bis morgen! Rufen Sie dann diese Sharon an und lassen Sie sich bestätigen, daß sie auf ein Abenteuer aus war!«
»Ich werde Ihre Anregung dankbar aufgreifen, Sir.« Parker deutete eine leichte zustimmende Verbeugung an. »Haben Sie noch Befehle, Sir?«
»Ich bin unten in der Hotelbar. Es kann ein bis zwei Stunden dauern, Parker.«
»Ich wünsche einen angenehmen Zeitvertreib, Sir.«
Parker wartete, bis sein junger Herr gegangen war. Dann fuhr er mit dem Lift hinunter in das Tiefgeschoß des Hotels, wo er seinen Privatwagen abgestellt hatte. Er setzte sich ans Steuer und fuhr noch einmal hinaus in die Nacht.
Dank der recht leeren Straßen kam er gut voran und erreichte die nördliche Ausfallstraße, auf der er den Buick des jungen Mannes getroffen hatte. Er schaltete die Scheinwerfer seines Wagens voll ein und suchte nach dem Fahrzeug, das der Fahrer aus seiner Ansicht nach ominösen Gründen zurückgelassen hatte.
Irgendwie war Josuah Parker angenehm überrascht, daß dieser Buick jetzt nicht mehr zu sehen war. Man hatte in der Zwischenzeit das defekte Rad ausgewechselt und den Wagen weggeschafft.
Dafür gab es selbstverständlich eine mehr als einfache Lösung. Teddy Colman war zurückgekehrt, hatte das Rad ausgewechselt und war davongefahren.
Parker weigerte sich jedoch, diese Erklärung zur Kenntnis zu nehmen. Sie erschien ihm zu simpel. Er hatte sich darin verbissen, daß irgend etwas nicht stimmte. Und nun wollte er alles sehr genau wissen.
Was lag näher, als weiter hinauf in das Seitental zu fahren, wo die Party hatte stattfinden sollen?
In schneller Fahrt war auch dieses zweite Ziel erreicht. Parker fuhr an der Ziegelmauer entlang, passierte das Tor und stellte fest, daß das Haus nach wie vor dunkel war. Etwa hundert Meter weiter oberhalb der Ziegelmauer hielt er sein hochbeiniges Monstrum an und stieg aus.
Er wollte sich das Grundstück und das dunkle Haus etwas aus der Nähe ansehen. Parker war eben ein ebenso mißtrauischer wie gründlicher Mensch.
Der Rasen war völlig verwildert und reichte hoch bis zu den Waden. Im Mondlicht war zu erkennen, daß der Kiesweg hinüber zum Haus mit Unkraut durchsetzt war. Und das Haus selbst, aus der Nähe betrachtet, machte einen vergammelten Eindruck, die Farbe war abgeblättert und das Holz schrie förmlich nach einem neuen Anstrich. Es gab einige Fenster, die zerbrochen waren.
Parker benutzte das Licht einer seiner Kugelschreiber-Taschenlampen und durchstreifte die Räume im Erdgeschoß. Dicke Staubschichten ließen darauf schließen, daß sich hier seit vielen Monaten kein menschliches Wesen mehr bewegt hatte. Auch die Steintreppe, die hinauf ins Obergeschoß führte, war mit einer kompakten Staub- und Dreckschicht versehen.
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