Название: Butler Parker Box 12 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740962197
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Vor der Wartehalle der Busstation erschien ein klapprig aussehender Ford mit offener Ladefläche. Aus dem Wagen stieg ein Mann, der etwa achtundzwanzig bis dreißig Jahre alt war. Er trug eine bestickte Weste, Jeans und Tennisschuhe. Diese Einzelheiten waren deutlich zu erkennen, als er vorn durch das Licht der hoch eingeschalteten Scheinwerfer ging.
Das Haar des Mannes fiel, lang auf die Schultern. Irgendwie erinnerte der Mann an einen Darsteller aus dem Musical »Hair«. Er ging auf Bert zu, der im Scheinwerferlicht auftauchte, nickte ihm zu und deutete auf die Ladefläche.
Die fünf Freunde Berts stiegen steifbeinig auf die Ladefläche. Bert und der Langhaarige setzten sich vorn ins Fahrerhaus. Sekunden später ging die Fahrt los. Der Ford verschwand in der Dunkelheit, dabei eine Atmosphäre von Heimlichkeit und Bedrohung zurücklassend.
»Haben Sie das Kennzeichen?« fragte Rander seinen Butler. Er fragte, obwohl er wußte, daß Parker sich diese Kleinigkeit mit Sicherheit gemerkt hatte.
»Auch der Eigentümer dieses Wagens, Sir, wird identifiziert werden können.«
»Damit dürfte sich unser nächtlicher Ausflug erschöpft haben, oder?«
»In der Tat, Sir. In dieser Nacht sollte man den Lämmern auf keinen Fall einen Besuch abstatten. Sie könnten sonst verwirrt werden.«
»Hoffentlich wechseln sie nicht das Quartier?«
»Damit, Sir, dürfte wohl kaum zu rechnen sein. Bedingt durch die Tatsache, daß Sie und meine bescheidene Wenigkeit nicht mehr erschienen, werden sowohl die Rocker als auch die Lämmer sich sicher fühlen.«
»Lassen wir uns überraschen!« Rander nickte und war froh, daß sie endlich etwas Luft holen konnten. Wenn Parker sich in einen Kriminalfall einschaltete, war das Tempo in der Regel atemberaubend.
»Zum Teufel, wo haben Sie gesteckt?« fragte Lieutenant Madford, nachdem er Mike Randers Studio betreten hatte. Er sah den Anwalt empört, den Butler anklagend an. Sergeant McLean, sein mächtiger Schatten, ließ sich schon wieder erschöpft in einem Sessel nieder und massierte sich seine Waden.
»Parker hatte mich zu einem nächtlichen Ausflug eingeladen«, antwortete Rander ausweichend, »was ist los, Madford? Irgendeine Panne passiert?«
»Das kann man wohl sagen.«
»Judy Calmer ist abgehauen«, warf McLean ein, seinem Vorgesetzten die Pointe wegnehmend.
»Judy Calmer?« Rander sah den Polizeioffizier verblüfft an.
»Und sie hat es verstanden, meine beiden Leute abzuschütteln«, redete Madford gereizt-anklagend weiter, »ich hatte diese Calmer natürlich unter Beobachtung gestellt. Zu ihrer eigenen Sicherheit. Und sie stand unter Beobachtung, seitdem Parker sie bei Judys Freundin untergebracht hatte.«
»Wie konnte dies passieren, Sir?« Parker fragte ruhig und würdevoll, als mache ihm diese neue Entwicklung nichts aus.
»Sie hat es verdammt clever angestellt«, berichtete Madford und nickte dankend, als Parker Drinks servierte. McLean brummte freudig, als er sein Glas bekam. Seinem scharfen Auge war nicht entgangen, daß Parker ihn mit einer doppelten Whiskydosis versorgt hatte.
»Einzelheiten«, sagte Rander und grinste. Er war nicht schadenfroh, aber es tat ihm doch gut, daß Madford eine Schlappe hatte einstecken müssen. Madford war stolz auf seine Perfektion und Unfehlbarkeit.
»Das kleine Biest hat meine Leute nach allen Regeln der Kunst aufs Kreuz gelegt«, sagte Madford gereizt, »Judy kam aus der Wohnung ihrer Freundin, und meine Leute klemmten sich hinter sie, bis sie in einem Friseursalon verschwand.«
»Und weiter? Irgendwie muß doch die Pointe kommen, Madford.«
»Die Pointe ist verdammt schnell hingeblättert«, sagte Madford und verzog sein Gesicht, »erst im Friseursalon merkten meine Leute, daß sie Judys Freundin verfolgt hatten. Sie hatte sich Judys Kleid übergestreift und tat natürlich unschuldig, als man ihr auf den Zahn fühlte.«
»Natürlich, es ist ja nicht verboten, die Kleidung einer Freundin zu tragen.« Rander schmunzelte, »und inzwischen hatte sich die richtige Judy längst abgesetzt, wie?«
»Leider!
»Ich glaube versichern zu dürfen, Sir, daß man sie finden wird.«
»Klar, fragt sich nur, wie!? Wir hätten sie doch besser hochnehmen und einsperren sollen.
»Besteht Ihrer Ansicht nach Gefahr für Judy?« Rander hatte sich an seinen Butler gewandt.
»Ich fürchte, Sir, das hängt einzig und allein davon ab, wohin Miß Judy sich begeben wird.
»Machen Sie es nicht so spannend, Parker, Sie ahnen doch längst, daß sie zu diesen Lämmern abschwirren wird!« Lieutenant Madford entwickelte inneren Dampf.
»Mit dieser Möglichkeit muß man durchaus rechnen, Sir.
»Und wo stecken die Lämmer? Sie wollen mir doch nicht einreden, daß Sie noch nichts herausgefunden haben!«
»Parker will Ihnen überhaupt nichts einreden«, schaltete Rander sich ein, »wir wissen tatsächlich nicht, wo die Lämmer ihr Quartier bezogen haben.«
»Wenn diesem Mädchen was passiert, sind Sie dran«, entschied Madford grimmig, »ich möchte schwören, daß Sie verdammt genau wissen, wo die Hippies und Rocker sich herumtreiben!«
»Seit wann ist Judy Calmer denn verschwunden?« erkundigte sich Rander, schnell das Thema wechselnd.
»Vor anderthalb Stunden«, brummte McLean dazwischen. »Nach Hause ist sie nicht gegangen. Dort haben wir inzwischen schon nachgefragt.«
»Hat Sie irgend jemand gebeten, Volksreden zu halten?« raunzte Madford seinen engsten Mitarbeiter an. Zwischen ihm und McLean bestand fast so etwas wie Haßliebe. Sie gingen sich gegenseitig mit Erfolg auf die Nerven, aber einer brauchte den anderen. Freiwillig hätten sie sich als Team niemals getrennt. Sie brauchten die Ruppigkeit, um überhaupt arbeiten zu können.
Rander und Parker hatten einen schnellen Blick getauscht.
»Hören Sie«, sagte Rander, »was ich jetzt vorschlage, geschieht nur wegen Judy, die vielleicht die Dummheit begeht, zur Lämmerbande zu gehen. Parker und ich haben zwei Autokennzeichen. Lassen Sie feststellen, Madford, wer die Wagenbesitzer sind und wo sie wohnen! Vielleicht können wir das Superschaf Judy vor Selbstmord retten.«
Irgendwie war es ein technisches Wunder, daß die hölzerne Strandvilla überhaupt noch da stand. An ihr war alles windschief. Es gab wohl kaum eine lotrechte Linie an diesem Holzbau, dessen Fenster im Erdgeschoß und in der Dachetage mit Brettern zugenagelt waren.
Der Garten, der sich bis hinunter an den Strand erstreckte, war total verwildert und mit Abfall- und Schutthaufen durchsetzt. Für Wanderratten eine ideale Zwischenstation.
Die Tür zur Strandvilla, um bei diesem Ausdruck zu bleiben, war weit geöffnet. Der vorbeitreibende Seewind riß aus der ehemaligen Wohnhalle Schwaden seltsamer Gerüche ins Freie. Es handelte СКАЧАТЬ