Название: Der exzellente Butler Parker 9 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der exzellente Butler Parker
isbn: 9783740935016
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»Warum sollte er?« gab Hall lächelnd zurück. »Da müßte er ja schön dumm sein.«
Parkers Gegenüber bewahrte seinen gelassenen Gesichtsausdruck. Dem Butler entging aber nicht, daß Hall nach seinem versilberten Kugelschreiber griff und ihn abwechselnd auf- und zuschraubte.
»Dann darf man vielleicht die Vermutung äußern, daß Ihnen jemand Schutz vor künftigen Überfällen angeboten hat. Mister Hall?«
Ein kaum merkliches Zucken im Gesicht des Kinobesitzers verriet Parker, daß er offenbar auf der richtigen Fährte war.
»Unsinn«, sagte Hall mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Wenn solch ein Angebot gekommen wäre, hätte sich schon längst die Polizei darüber informiert.«
»Gangster, die sogenannte Schutzprämien erpressen wollen, reagieren meistens ausgesprochen aggressiv, wenn man die Polizei einschaltet«, wandte Parker ein. »Insofern könnte verständliche Angst Sie bisher an diesem Schritt gehindert haben, falls man eine solche Spekulation anstellen darf.«
»Ich sage Ihnen doch, da war nichts«, gab Hall ungeduldig zurück. »Was soll die Fragerei?«
Mylady hatte sich bisher darauf beschränkt, den Mann mit lauernden Blicken zu begutachten. Jetzt hielt sie aber den Zeitpunkt zum Eingreifen für gekommen.
»Das ist eine Dreistigkeit, meine Vernehmungsmethoden als Fragerei zu diffamieren«, fuhr sie mit ihrem Bariton den verdutzten Kinobesitzer an. »Außerdem drängt sich der Eindruck auf, daß dieser Bursche auch noch die Unverschämtheit besitzt, einem ins Gesicht zu lügen.«
»Auch meine Wenigkeit würde der Einschätzung zuneigen, daß Mister Halls Einlassungen einer gründlichen Nachprüfung bedürfen, Mylady«, pflichtete der Butler ihr bei.
»Soll das heißen, Sie glauben mir nicht?« empörte sich das graue Männchen und sprang vom Stuhl. »Wissen Sie, was Sie mich können ...?«
Hall kam nicht dazu, sein Angebot zu konkretisieren. Ehe er das erste unpassende Wort ausstoßen konnte, hatte eine von Myladys berüchtigten Ohrfeigen ihn sprachlos gemacht. Er mußte sich mit der rechten Hand auf den Schreibtisch stützen, um nicht in die Knie zu gehen.
Mit der Linken tastete Hall vorsichtig seine Kinnlade ab, auf der sich Agatha Simpsons gespreizte Finger als rote Striemen abzuzeichnen begannen. Tränen standen in seinen Augen, als er sich wieder auf den Stuhl sinken ließ.
»Die kleine Lektion sollte Sie nur daran erinnern, wie man sich in Gegenwart einer Dame benimmt, Mister Fall«, übertönte Myladys Organ das Gewimmer des Kinobesitzers. »Eigentlich hätten Sie wegen Ihrer schamlosen Verlogenheit gleich noch eine Zusatzbehandlung verdient.«
»Nein«, schrie Hall entsetzt und verkroch sich hinter seinem Schreibtisch. »Die eine hat gereicht!«
»Das will ich hoffen«, erwiderte die Detektivin und ließ zur Bekräftigung den perlenbestickten Pompadour wippen. »Aber wehe, Sie versuchen ein zweites Mal, mich zu belügen... Als Detektivin würde ich das sofort merken. Und dann müßte ich natürlich eine deutlichere Sprache sprechen.«
»Bloß nicht noch deutlicher, Mylady«, flehte Hall. »Ich sage alles.«
»Demnach würden Sie nun doch bestätigen, daß der Versuch unternommen wurde, Schutzprämien von Ihnen zu erpressen, Mister Hall?« nahm Parker den Faden wieder auf.
Der Kinobesitzer nickte.
»Und wer ist der Lümmel, der sich an Ihnen schadlos hält?« fragte Agatha Simpson erwartungsvoll.
»Keine Ahnung, Mylady«, gab Hall zur Antwort. »Ich habe den Kerl nie zu Gesicht bekommen.«
»Und trotzdem zahlen Sie?« wunderte sich die sparsame Lady.
»Wenn Sie erlebt hätten, was ich erlebt habe, würden Sie auch zahlen«, behauptete der Kinobesitzer.
»Nie und nimmer!« entrüstete sich die Detektivin. »Eine alleinstehende Dame kann es sich nicht erlauben, derart leichtfertig mit ihrem Geld umzugehen.«
»Darf man auf eine nähere Schilderung dessen hoffen, was Sie bewog, auf die Forderung des Erpressers einzugehen?« setzte Parker seine Befragung fort.
»Der Überfall allein hätte mir eigentlich gereicht«, erzählte Hall nun bereitwillig. »Die Burschen haben mich im Kassenhäuschen niedergeschlagen, ehe sie das Publikum ausplünderten. Einen Tag später rief ein Mann bei mir an, der seinen Namen nicht nannte. Er behauptete, ich müßte mich ihm anvertrauen, wenn ich ähnliche Vorfälle in Zukunft vermeiden wollte.«
»Man darf wohl vermuten, daß dieses Angebot seinen Preis hatte, Mister Hall?« hakte der Butler nach.
»Er wollte fünfhundert Pfund pro Woche. Fast die Hälfte meiner Einnahmen.«
»Dennoch gingen sie auf die Forderung ein, Mister Hall?«
»Natürlich nicht«, entgegnete der Kinobesitzer. »Ich habe ihn ausgelacht und gesagt, ich würde die Polizei einschalten.«
»Die Reaktion des Anrufers dürfte nicht gerade freundlich gewesen sein, Mister Hall.«
»Er hat mir unmißverständlich gedroht, es könnte tödliche Folgen für mich haben, wenn ich nicht schweige und zahle«, bestätigte Parkers Gegenüber. »Da habe ich einfach aufgelegt.«
»Womit die Angelegenheit aber keineswegs erledigt war, falls man diese Vermutung äußern darf.«
»Als ich nach der letzten Vorsteilung das Kino verließ, standen vier Männer im Ausgang«, berichtete Hall, und seine Stimme begann deutlich zu zittern. »Jeder von ihnen hatte einen Revolver in der Hand. Sie schossen nicht, bewegten sich auch nicht von der Stelle. Sie sahen mich nur mit eisigen Blicken an.«
»Eine Inszenierung, die einen gewissen Hang zur Theatralik erkennen läßt«, bemerkte der Butler.
»Als ich kaum zu Hause war, rief der Unbekannte wieder an«, setzte Hall seinen Bericht fort. »Da war es mit meiner Courage vorbei. Seitdem zahle ich.«
»Darf man noch erfragen, auf welchem Weg das Geld den Empfänger erreicht?« blieb Parker am Ball.
»Jede Woche kommt ein Bote, dessen Namen ich auch nicht kenne«, gab Hall die gewünschte Auskunft. »Er meldet sich kurz vorher telefonisch an, holt sich die fünfhundert Pfund und ist gleich wieder verschwunden.«
»Darf man annehmen, daß ein bestimmter Wochentag der Zahltag ist, Mister Hall?«
»Eigentlich müßte er heute wieder kommen.«
*
Das Telefon klingelte wie auf Bestellung.
»Hier Hall«, meldete sich der Kinobesitzer. Parker entging nicht, daß sein ohnehin blasses Gesicht noch eine Spur bleicher wurde.
»Ja natürlich«, beteuerte er. »Das Geld liegt bereit. Und allein bin ich auch.«
Mit zitternden Händen legte Philipp Hall den Hörer auf.
»Sie СКАЧАТЬ