Karin Bucha Classic 43 – Liebesroman. Karin Bucha
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Название: Karin Bucha Classic 43 – Liebesroman

Автор: Karin Bucha

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Karin Bucha Classic

isbn: 9783740963903

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СКАЧАТЬ geboren am… warte mal, sie müßte jetzt ungefähr zweiundvierzig Jahre alt sein. Wäre sie gestorben, müßte eine Eintragung dasein. Du bist jetzt zweiunddreißig Jahre alt. Du wärest zu ihren Lebzeiten zehn Jahre alt gewesen und müßtest dich ihrer doch erinnern können.«

      Fürst Alexander schüttelt den Kopf. »Das ist merkwürdig, Felix. Ich kann mich nicht an eine Tante dieses Namens erinnern.«

      Der Baron erwidert: »Deine Groß-mutter müßte dir doch Auskunft geben können über ihre Tochter Henriette.«

      Fürst Alexander nickt.

      »Darüber werde ich sie befragen. Das interessiert mich.«

      Doch vorläufig kommt Fürst Alexander nicht dazu, da ihm sein Tagesablauf keine Zeit dazu läßt. Erst bei der Abendtafel fällt es ihm wieder ein. Und so wendet er sich, nachdem der Mokka serviert und die Familie unter sich ist, an die Großmutter. Baron Felix von Horby zählt man längst zur Familie.

      »Wie kommt es, daß man noch nie etwas von Henriette von Thorben-Thorn gehört hat?«

      Lähmendes Schweigen legt sich über die kleine Runde, in das Fürst Alexander mit einer neuen Frage einbricht.

      »Ist sie tot?«

      »Nein! Durchgebrannt ist sie, unsere mißratene Schwester.«

      »Schweig!« verweist die Fürstin-Mutter ihre Tochter streng. Fürst Alexander blickt auf die vorlaute, sensationslüsterne Tante.

      »Es ist aber doch wahr. Sie ist mit ihrem Musiklehrer durchgebrannt«, sagt sie schrill.

      Fürst Alexander bricht in ein helles Gelächter aus.

      »Ach nee, sehr interessant«, macht Fürst Alexander belustigt. »Daß es so was in unserer hochnoblen Familie gegeben hat. Wirklich interessant. Was war sie für ein Mensch?« Diesmal wendet er sich wieder an die Fürstin-Mutter, deren Gesicht sich verfärbt hat. Sie zögert eine Weile, dann entschließt sie sich, zu sprechen.

      »Sie war ein wunderbarer Mensch, Alexander, und hätte jedem Fürstenthron zur Ehre gereicht. Sie wurde in einem der vornehmsten Schweizer Internate erzogen und besaß eine einzigartig schöne Stimme. Wäre sie eine Bürgerliche gewesen, sie hätte sich mit dieser Stimme ein Vermögen ersingen können.«

      »Also zog sie es vor, mit ihrem Mu-

      siklehrer durchzubrennen«, wirft Fürst Alexander ein, als die Fürstin-Mutter eine Pause macht. »Hast du dich nie wieder um deine Tochter gekümmert, Großmama? Hast du irgendwelche Nachforschungen angestellt?«

      »Natürlich habe ich das. Aber alles mußte in aller Heimlichkeit geschehen. Wir durften es doch zu keinem Skandal kommen lassen. Leider war es damals so. Auch ich, als Mutter, mußte mich dem Hausgesetz fügen und durfte von Stunde an den Namen meiner Tochter Henriette nicht mehr nennen. Was aus ihr geworden ist, weiß ich nicht. Bei Gott, ich habe es hundertmal bereut, mich nicht einfach über diesen Zwang hinweggesetzt zu haben und weiter nach ihr zu forschen.

      Heute existiert dieses Gesetz nicht mehr, Gott sei Dank. Du wirst der erste von Thorsten-Thorn sein, der frei nach seinem Herzen wählen darf.«

      Das Gesicht der Fürstin-Mutter scheint wie versteinert und sieht verfallen aus. Fürst Alexander empfindet tiefes Mitleid mit ihr. Er weiß, daß sie heimlich sehr gelitten haben muß.

      »Aber jetzt steht es dir doch frei, nach deiner Tochter Nachforschungen anzustellen«, sagt Fürst Alexander nach einer Pause. »Wäre es für dich nicht eine große Beruhigung, zu wissen, was aus Henriette geworden ist?«

      Die Fürstin-Mutter sieht ihn aus wie erloschen wirkenden Augen an. Mit Anstrengung erhebt sie sich, hält sich ein paar Sekunden am Tisch fest und strafft ihre Gestalt.

      »Bitte, Alexander, ich wünsche über die Angelegenheit nicht mehr zu sprechen. Du weißt alles, was du wissen mußt.«

      In vorbildlicher Haltung verläßt sie die Abendtafel. Mit Bestürzung sehen die Zurückbleibenden hinter ihr her.

      *

      »Mutti!« Madame Chapu legt das soeben von der Fürstin-Mutter eingegangene Schreiben aus der Hand und blickt erwartungsvoll auf ihre Tochter.

      »Ja, Kind?«

      »Kommt zum diesjährigen ›Fürsten-

      Ball‹ wieder Madame Orgon in das Palais?«

      »Gewiß, Kind. Man teilt es mir soeben mit, daß ich alles in die Wege leiten soll.«

      Ungestüm erhebt Beatrix sich und läßt sich neben dem Sessel ihrer Mutter nieder.

      »Muschi«, bittet sie mit der ganzen Unwiderstehlichkeit der Jugend, »muß denn unbedingt die Orgon singen? Kannst du mich nicht ins Palais schikken?«

      Entsetzt wehrt Germaine Chapu ab. »Aber Kind, was denkst du dir? Es

      geht auf gar keinen Fall. Es geht

      nicht, Beatrix, es geht wirklich nicht. Was meinst du, was für Unannehm-

      lichkeiten für mich daraus entstehen würden. Die Orgon wäre fähig, alle

      meine Schüler gegen mich aufzuhetzen, vielleicht die Schüler nicht so sehr, als deren Eltern. Gib dich damit zufrieden, Liebes. Außerdem bist du viel zu

      jung.«

      »Das finde ich gar nicht«, läßt sich eine dunkle wohltönende Stimme hören, bei deren Klang Mutter und Tochter erschreckt zur Tür schauen.

      Lächelnd kommt die Fürstin-Mutter näher, die das Mädchen, das sie anmelden wollte, einfach zur Seite schob und den Wohnraum des ihr sehr bekannten Hauses betritt und so Zeuge der leidenschaftlichen Bitte Beatrix’ wurde.

      »Durchlaucht!« Wie elektrisiert fährt Germaine Chapu von ihrem Sitz auf und geht der vornehmen Besucherin entgegen. Auch Beatrix steht langsam auf und starrt auf die Fürstin-Mutter, die sie heute zum erstenmal von Angesicht zu Angesicht zu sehen bekommt. Sie war schon häufig Gast in dem kleinen Haus, aber nie durfte Beatrix dabei in Erscheinung treten.

      »Wer ist denn diese junge, impulsive Dame?« erkundigt die Fürstin-Mutter sich und betrachtet mit Wohlgefallen das schöne Mädchen.

      Madame Chapu sieht verstört aus. Ihre Augen wandern von der Fürstin-Mutter zu Beatrix.

      »Es ist, es ist meine Tochter«, stammelt sie.

      »Ihre – Tochter?« erwidert die Fürstin gedehnt und schüttelt den Kopf. »Aber, meine Liebe, warum haben Sie mir denn dieses liebliche Kind unterschlagen?«

      »Ich, ich hatte meine Gründe«, versetzt Madame Chapu reserviert und preßt die Zähne zusammen. Ein kurzer, scharfer Blick streift die Sprecherin, dann wendet sie sich Beatrix zu.

      »Ich verstehe. Nun, man soll sich nicht in die Angelegenheiten fremder Menschen stecken. Und warum lassen Sie Ihre Tochter nicht zum ›Fürsten-Ball‹ singen? Das ist eine Angelegenheit, die auch mich angeht. Und finden Sie es besonders nett, daß Sie mir bis jetzt Ihre Tochter noch nicht vorgestellt haben?«

      »Verzeihung, СКАЧАТЬ