Fürstenkinder 4 – Adelsroman. Melanie Rhoden
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Название: Fürstenkinder 4 – Adelsroman

Автор: Melanie Rhoden

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Fürstenkinder

isbn: 9783740910600

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СКАЧАТЬ küßte er die nervös zuckenden Finger und rügte: »Mama, du bist so mißtrauisch. Sag: Habe ich dich schon einmal beschwindelt? Du weißt doch, wie lieb wir dich haben! Vera freut sich schon so sehr auf deine Heimkehr, und erst recht die Kinder! Niemand kann vor dem Einschlafen so wunderbar Märchen vorlesen wie Oma!«

      »Ronni und Reni!« Die Fürstin schloß die Augen. Sie sah die Gesichtchen der beiden Enkel vor sich. Ein glückliches, zärtliches Lächeln machte ihre scharf gewordenen Gesichtszüge schön. Ohne die Augen zu öffnen, bat sie beinahe flehend: »Rainer, du mußt es mir versprechen. Wenn ich einmal nicht mehr sein werde, mag geschehen was immer, mag um dich die Welt untergehen: Ronni und Reni müssen für dich das Wichtigste bleiben! Sag ihnen, wie lieb ich sie habe… wie unendlich lieb… die Kinder, Vera, und dich, mein lieber Rainer.«

      Die Augen der Kranken waren geschlossen. Im Gesicht vertieften sich die Schatten erschreckend schnell. Der Fürst drückte die Rufklingel, und beinahe im nächsten Augenblick kam schon die wachhabende Schwester. Sichtlich erschrak auch sie, neigte sich über die Fürstin und fühlte zugleich den Puls.

      »Ist sie…?« Fürst Rainer spürte plötzlich, wie nahe er dem Ende seiner seelischen und körperlichen Kräfte schon war.

      Die Schwester schüttelte den Kopf und lächelte ihm ermutigend zu.

      »Durchlaucht ist eingeschlafen«, erklärte sie. »Die Operation, die vielen starken Medikamente. Jetzt noch die freudige Erregung. Erlaucht hat so sehr gewartet.«

      Mit einem Kopfnicken dankte Fürst Rainer für diese Worte. Er trat leise ans Fenster, wo er regungslos stehen blieb. So verging viel Zeit. Dann kam der Oberarzt in Begleitung zweier Schwestern ins Zimmer. Er warf einen kurzen Blick auf die Schlafende und trat dann zum Fürsten, zu dem er sagte: »Ich nehme an, es wäre besser, den Besuch für heute zu beenden. Die Aufregung beanspruchte die Patientin zu sehr. Sie schläft, und es wäre gut…«

      Rainer Fürst von Wildberg-Kallau verließ das Krankenzimmer. Von der Tür aus warf er einen letzten Blick auf die Frau zurück, die ihm nicht weniger bedeutete als einst seine eigene Mutter.

      *

      Dr. Bernhard Waller erwartete den Fürsten bereits und führte ihn in seine Privatwohnung, die der Praxis angeschlossen war. Fürst Rainer berichtete mit wenigen Worten über den Gesundheitszustand seiner Schwiegermama und schloß: »Keine Hoffnung, Bernhard. Vielleicht war das heute schon der Abschied für immer.«

      Der Anwalt sprach es nicht aus, aber er blickte voll Mitgefühl auf den völlig entnervten Freund und dachte: Du würdest nicht mehr lange durchhalten. Laut sagte er: »Es ist mir gelungen, jemanden zu finden, der – wenigstens nach meiner Überzeugung – genau deinen Erwartungen entsprechen könnte. Fräulein Bonnhaus kommt aus bester Familie. Leider starben vor zwei Jahren ihre Eltern. Auch ein sehr tragischer Fall. Der Vater, ein bekannter Arzt, litt an Lungenkrebs. Die Ehefrau pflegte ihn unter Aufbietung aller Kräfte. Drei Wochen nach seinem Tod konnte und wollte sie nicht mehr leben. Lieber Freund, ich sage dir das nur, damit du erkennst, daß auch andere Menschen mit einem tragischen Schicksal fertig werden müssen.«

      Aus Höflichkeit ließ der Fürst seinen Freund zu Ende sprechen. Er war in den erschütternden Erlebnissen der letzten Woche noch zu sehr befangen, als daß ihn das Leid Außenstehender hätte ergreifen können. Als Bernhard Waller schwieg, fragte der Fürst: »Ist Fräulein Bonnhaus reisefertig? Ich akzeptiere selbstverständlich deine Wahl, doch bitte ich mir aus, daß wir das Dienstverhältnis jederzeit lösen können. Wegen der finanziellen Bedingungen…«

      »Du wirst sie nicht mehr weglassen«, unterbrach ihn der Anwalt. »Sie ist ein feiner, stiller und unauffälliger Mensch und wird sich bestimmt ganz für das Wohl deiner beiden Kinder aufopfern. Bei deinem Anruf dachte ich sofort… ach so, du bist in Eile. Einen Augenblick, bitte.«

      Dr. Waller trug über das Haustelefon seiner Sekretärin auf, sie möge Fräulein Bonnhaus in seine Wohnung herüberbitten. Der Fürst atmete auf. Wenngleich ihn nichts zur Eile drängte, fühlte er sich doch zu erschöpft, als daß er mit irgend jemanden hätte länger sprechen wollen. Sogar die wenigen Worte, die er mit Bernhard wechselte, bereiteten ihm Mühe. Deshalb merkte er es auch gar nicht, daß sein Gespräch mit dem Anwalt erstorben war. Erst als an die Tür geklopft wurde und Dr. Waller eigenhändig öffnete, erwachte Fürst Rainer aus seiner Erschöpfung. Automatisch erhob er sich.

      Dann glaubte er, seinen Augen nicht trauen zu dürfen. Er schaute in ein junges, frisches Mädchengesicht. Sehr große, graue Augen waren das erste, das ihm auffiel.

      »Das ist Erika Bonnhaus«, sagte der Anwalt und beobachtete genau die Reaktion seines Freundes. »Fürst von Wildberg-Kallau. Ich habe eigentlich schon alles Wesentliche gesagt. Wenn ihr einander erst ein bißchen kennenlernen wollt… ich hätte dringend fünf Minuten in meiner Kanzlei zu tun.«

      Erika Bonnhaus hob schnell die Hand, als wollte sie Dr. Waller zu ihrem Schutz zurückhalten. Sie rief: »Onkel Bernhard, ich denke…«

      Um die Szene abzukürzen, unterstützte der Fürst ihre Bitte, Bernhard möge im Raum bleiben, und erklärte: »Du mußt nicht davonlaufen, Bernhard. Meine Bedenken – Verzeihung! – sind der Art, daß ich sie vor jedermann aussprechen kann. Du kennst meine Situation. Das Leben auf Schloß Wildberg wird in Zukunft vermutlich ebenso eintönig wie freudlos verlaufen. Möglicherweise wird es mich nicht lange in dem Haus leiden, in dem ich mit meiner Frau… Kurz, ich weiß nicht, ob es klug ist, einer so jungen Dame die beiden Kinder anzuvertrauen.«

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