Dr. Norden Classic 40 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Название: Dr. Norden Classic 40 – Arztroman

Автор: Patricia Vandenberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Dr. Norden Classic

isbn: 9783740936754

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СКАЧАТЬ May war in ein Magazin vertieft gewesen, das sie aber schlagartig sinken ließ, als sie die wohlbekannte Stimme vernahm. Und auch die anderen Wartenden hoben neugierig die Köpfe.

      Janine ahnte nicht, warum Else stehen geblieben war. Sie sah sie auffordernd an.

      »Bitte nehmen Sie Platz. Es dauert auch nicht lange.«

      »Kommt überhaupt nicht in Frage!« Schrill klang Frau Unterholzners Stimme über den Flur. Sie sah aus, als wollte sie Dietlinde May mit Blicken erdolchen. »Solange die da sitzt, setze ich keinen Fuß in dieses Zimmer.«

      »Aber Frau Unterholzner …« Weiter kam Janine nicht.

      »Na, momentan hab ich ja wirklich eine Glückssträhne!«, schnaufte Dietlinde May in diesem Augenblick. »Zuerst diese unerträglichen Schmerzen, dazu die Sturmschäden und dann das hier.« Ihre Augen schossen wütende Pfeile in Elses Richtung.

      Verwundert blickte Janine von einer zur anderen.

      »Sie kennen sich?« Diese Tatsache überraschte sie dann doch.

      »Soll das ein Witz sein?« Else sah aus wie ein trotziges Kind, als sie sich zu der Assistentin umdrehte. »Schmeißen Sie diese Schnepfe sofort raus! Ich bin Privatpatientin. Ich habe einen Anspruch auf ein separates Wartezimmer!«, verlangte sie so energisch, dass es selbst der erfahrenen Janine kurz die Sprache verschlug.

      Sie atmete tief durch.

      »Tut mir leid, aber in dieser Praxis machen wir keine Unterschiede«, erklärte sie dann so beherrscht wie möglich. »Jeder Patient bekommt bei uns die gleiche, erstklassige Behandlung. Woher kennen Sie sich überhaupt?«, fragte sie, um von diesem heiklen Thema abzulenken.

      Doch das schien genau die falsche Frage gewesen zu sein.

      »Wir sind Nachbarinnen«, erwiderte Else Unterholzner mit düsterem Blick auf ihre Kontrahentin. »Dieses Walross da drüben ist eine Schande für die ganze Straße. Asozial! Ein anderes Adjektiv fällt mir dazu nicht ein.« Um ihre harten Worte noch zu unterstreichen, verschränkte sie demonstrativ die Arme vor dem Oberkörper und warf den braun gefärbten Pagenkopf in den Nacken.

      Aber auch Dietlinde war nicht auf den Mund gefallen.

      »Und das da drüben ist die größte Intrigantin und Unruhestifterin der ganzen Stadt. Und geizig ist sie auch noch. Können Sie sich vorstellen, dass ich diese eitle Gans seit über dreißig Jahren ertragen muss?«, wandte sie sich an den Nachbarn zu ihrer Linken.

      Der setzte eine mitleidige Miene auf und suchte nach einem passenden Kommentar, als Danny Norden in der Tür zum Wartezimmer auftauchte. Das Gezeter war in der ganzen Praxis zu hören, und er versuchte, den Grund dafür herauszufinden.

      »Ich muss doch sehr bitten, meine Damen!« Als er die beiden Streithennen musterte, konnte er sich nur mit Mühe ein Grinsen verkneifen.

      Doch weder Else noch Dietlinde wollten sich dreinreden lassen.

      »Es tut mir ja leid, wenn ich das sagen muss, aber was wissen Sie schon vom Leben?«, ließ sich Else Unterholzner zu einem abfälligen Kommentar herab. »Wenn Sie wenigstens inzwischen promoviert hätten, wären Sie ja durchaus glaubwürdig. Aber so …« Das Ende des Satzes schwebte in der Luft, und Danny biss sich auf die Lippe.

      Obwohl die meisten Patienten mehr Wert auf eine gute Behandlung denn auf einen Titel legten, war seine noch ausstehende Doktorarbeit ein immer wiederkehrendes Thema. Mehrfach hatte er sich fest vorgenommen, die Promotion demnächst in Angriff zu nehmen, sie dann aber doch immer wieder verschoben.

      »Tut mir leid«, gestand er zähneknirschend.

      Die Versuchung war groß, sich zu rechtfertigen, doch es gelang ihm gerade noch, ihr nicht nachzugeben. Das lag nicht zuletzt an Else Unterholzner selbst.

      »Wie dem auch sei!«, winkte sie scheinbar großmütig ab und konzentrierte sich wieder auf ihre Erzfeindin Dietlinde. »Wenn Sie mich nicht sofort in ein anderes Zimmer bringen, dann zeige ich dieses Satansweib an. Nötigung, Körperverletzung, Verstoß gegen die Menschenrechte … irgendwas fällt mir schon ein.«

      Unwillig verdrehte Ditte, wie sie von ihren Freunden genannt wurde, die Augen.

      »Bitte tun Sie ihr den Gefallen. Eine Minute zu viel mit der Madame in einem Zimmer kann lebensgefährlich sein.«

      »Meine Damen«, versuchte Danny noch einmal sein Glück. »Es geht doch nur um eine kurze Wartezeit.« Doch auch seine samtweiche Stimme blieb wirkungslos.

      »Nur über meine Leiche!«, fauchte Else, und schließlich gab sich Danny seufzend geschlagen.

      »Bitte bringen Sie Frau Unterholzner in Behandlungszimmer 2. Wenn ich mit Frau May fertig bin, komme ich zu ihr«, teilte er Janine seinen Entschluss mit.

      »Na bitte, es geht doch!«, triumphierte Else.

      Sie warf den sorgfältig frisierten Pagenkopf in den Nacken und verzog die in zartem Pastell geschminkten Lippen zu einem süßlichen Lächeln.

      Diesen offensichtlichen Sieg ihrer Kontrahentin konnte Dietlinde natürlich nicht auf sich sitzen lassen.

      »Vielen Dank für Ihre Entscheidung, Herr Doktor. Damit retten Sie mein Leben.«

      Doch Else Unterholzner war es gewohnt, das letzte Wort zu haben.

      »Er ist kein Doktor. Hast du das schon wieder vergessen, du dumme Gans?«, zischte sie und rauschte mit großer Geste aus dem Wartezimmer.

      Vergnügte Blicke folgten ihr. Zumindest die anderen Patienten waren an diesem Vormittag voll auf ihre Kosten gekommen und konnten ihren Lieben zu Hause Außergewöhnliches berichten.

      *

      Tatjana Bohde hatte ihr Versprechen wahr gemacht und sich in der Pause auf den Weg in die Klinik gemacht. Fee war wach und freute sich sichtlich über den Besuch. Doch sie hatte noch nicht genug Kraft für ein langes Gespräch, sodass Tatjana munter vor sich hin plauderte und schließlich bei ihrer Leidenschaft landete.

      »Das Geheimnis eines perfekt aufgegangenen Teiges liegt darin, Butter und Zucker so lange wie möglich zu schlagen, sodass eine Menge Luft eingearbeitet wird.« Zu ihrem großen Bedauern konnte Tatjana der Mutter ihres Freundes keines ihrer ersten, perfekt gelungenen süßen Teilchen mitbringen.

      Die Blasen in Fees Mund schmerzten allein beim Gedanken daran, etwas zu essen. Als Ersatz hatte Tatjana daher einen riesigen Strauß bunter Sommerblumen besorgt, den sie liebevoll in einer Vase arrangierte, während sie von ihren Abenteuern in der Backstube berichtete. »Hilde – ich meine Frau Bärwald – lässt die Küchenmaschine bei dieser Sorte von Teig meistens allein arbeiten und kümmert sich um andere Sachen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für gute Tipps sie auf Lager hat. Zum Beispiel wickelt sie nasse Tücher um die Kuchenformen, damit der Teig darin besser aufgeht.« Sie hielt in ihrer Arbeit inne, und ihr versonnener Blick wanderte durchs Fenster hinaus in den schönen Garten. Doch sie sah die dicht belaubten, prächtigen Bäume des Parks nicht. All ihre Gedanken waren in der Bäckerei. »Oder wusstest du zum Beispiel, dass man Haselnüsse mit Wasser bespritzen muss, bevor man sie in der Pfanne röstet. Dann platzt die Schale auf und man kann sie ganz leicht schälen.«

      Schweigend hatte Felicitas den begeisterten Erzählungen ihrer Schwiegertochter in spe gelauscht. Tatjanas Euphorie war СКАЧАТЬ